Abschlusskonferenz des Interreg III B Projekts ADHOC
St. Pölten / Ludwigsburg (mss) - Im europäischen Kooperationsprojekt ADHOC (Adapted Development
of Historical Old Towns in Central and Eastern Europe), beschäftigten sich zehn europäische Städte
knapp zwei Jahre mit den Herausforderungen des gesellschaftlichen und demographischen Wandels für historische
Altstädte. Am 23. und 24. Januar 2008 fand nun die Abschlusstagung des Projekts in der polnischen Stadt Jelenia
Góra unter dem Titel "applied solutions for an adapted development of historical old towns" statt.
Gerade Europas historische Klein- und Mittelstädte stehen in diesem Zusammenhang vor großen Herausforderungen,
die sich insbesondere aus dem Spannungsfeld zwischen der Forderung nach einer vitalen Innenstadt und einem behutsamen
Umgang mit historischer Bausubstanz ergeben.
Den Hauptteil der Veranstaltung bildeten die erreichten Resultate und Ergebnisse sowie die Erfahrungen der am Projekt
beteiligten Städte. Dabei stellten die teilnehmenden Städte ihre Maßnahmen für die Stadtentwicklung
historischer Altstädte unter der Berücksichtigung des demographischen und gesellschaftlichen Wandels
vor.
Die Stadt St. Pölten hat sich im Rahmen des Projekts ADHOC, aus der Vielzahl interessanter Problemstellungen
im innerstädtischen Bereich, auf die aktive Begleitung eines erstmaligen intensiven Diskussionsprozesses aller
Betroffenen in der Innenstadt konzentriert. Im Rahmen thematischer Arbeitskreise wurden in der neu gegründeten
"Plattform Innenstadt" mittels Workshops die grundlegenden Entwicklungsziele der Innenstadt gemeinsam
erarbeitet.
Als Ergebnis der Diskussionsforen konnte schon in März 2007 ein erster Zwischenbericht des Masterplans Innenstadt
einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Noch in diesem Jahr wird die Arbeit an diesem planerischen
Entwicklungskonzept für die Kernbereiche der Stadt konkretisiert und abgeschlossen werden.
Daneben konnte die Stadt St. Pölten im Rahmen des ADHOC-Projektes erste Ergebnisse des umfassenden Stadterneuerungsprozesses
im Umfeld des Hauptbahnhofes darstellen. Diese Ergebnisse - wie die Ausweitung der Fußgängerzone bis
zum südlichen Bahnhofsvorplatz und deren attraktive Gestaltung - konnten nicht zuletzt aufgrund der laufenden
Bürger- und Betroffenenbeteiligung in den Diskussionsprozessen erreicht werden und fanden entsprechenden internationalen
Anklang.
Trotz unterschiedlicher Ausgangssituationen in den beteiligten Partnerstädten, zogen sich grundlegende Themenstellungen,
wie z.B. Umgang mit Verkehr, Qualität der Wohnung und des Wohnumfeldes sowie die Situation kleinteiliger Handelseinrichtungen
in historischen Quartieren wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt. Dabei wurde deutlich, dass es keine allgemeingültige
Lösung geben kann, sie muss vielmehr von Fall zu Fall erarbeitet werden. Hier sind die Kommunen zum Dialog
mit den Bürgern und den Interessensvertretern aufgerufen, um gemeinsam den Weg in die Zukunft der Stadt zu
beschreiten. Denn die Erfahrung aus dem Projekt zeigt, dass Partizipation ein Garant für den Erfolg und die
Nachhaltigkeit von Stadterneuerungsmaßnahmen ist. Positiv über die aufgezeigten Ansätze und Resultate
des Projektes äußerte sich auch der Projektpartner Sächsisches Staatsministerium des Innern. Dieses
beabsichtigt eine vertikale Verbreitung der Ergebnisse auf politischer Ebene.
Insgesamt stellten sich der Erfahrungsaustausch, die wissenschaftliche Begleitung sowie die Umsetzung der in den
transnationalen Workshops gewonnenen Erkenntnisse auf lokaler Ebene als größter Nutzen für die
Städte im Umgang mit den Herausforderungen des demographischen und sozialen Wandels dar.
Ein weiteres Thema der Tagung war die europäische territoriale Kooperation. Neben Vertretern des Deutschen
Verbandes für Wohnungswesen, Raumordnung und Städtebau sowie dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
gaben auch Referenten aus polnischen Ministerien auf der Tagung Einblicke in die europäische transnationale
Zusammenarbeit. Dabei wurden innovative und übertragbare Resultate der letzten sechs Jahre des Interreg III
B Programms vorgestellt.
In einem Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der europäischen Stadtentwicklungspolitik im Zeichen
der so genannten Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt wurde der Beitrag von Kooperationsprojekten
hervorgehoben. In der Leipzig Charta, die im vergangenen Jahr von den für die Stadtentwicklung zuständigen
Ministern der europäischen Union angenommen wurde heißt es, die gewachsenen, europäischen Städte
sind ein wertvolles und unersetzbares Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgut. Damit trifft das Projekt ADHOC genau
die aktuelle Strategie der europäischen Stadtentwicklungspolitik. Historische Altstädte bieten mit ihren
gewachsenen Strukturen attraktive Bedingungen zum Leben und Arbeiten in alten Mauern: Kurze Wege zu vielfältigen
sozialen und kulturellen Einrichtungen, Einkaufen um die Ecke - diese Fülle an Angeboten auf engstem Raum
wird zunehmend auch von jungen Familien geschätzt und am Markt nachgefragt.
Ein Großteil der Projektpartner von ADHOC hat auf der Abschlusskonferenz großes Interesse an einer
Weiterführung der Arbeit in einem transnationalen Projekt geäußert. Der externe Projektmanager,
das Ludwigsburger Unternehmen Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH arbeitet deshalb derzeit intensiv mit
weiteren Partnern an einer Fortführung der bislang erfolgreichen Zusammenarbeit. |