Wien (epd Ö) - Die Förderung ehrenamtlicher Mitarbeiter und der Frauen in der Evangelischen Kirche
A.B., der Dialog mit Fernstehenden und verstärkte Bemühungen, Ausgetretene wiederzugewinnen, sowie eine
Reform der Struktur der Kirche, das sieht der neue lutherische Bischof Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker als "Bedarf
an Veränderung" in seiner Kirche.
Wie Bünker im Vorfeld seiner Amtseinführung vor Journalisten am 24.01. in Wien erklärte, müsse
nach seiner Überzeugung Kirche in den Grundsatzfragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens "Position
beziehen und Stellung nehmen". Das betreffe insbesondere die Fragen der Integration von Ausländern in
Österreich, die Bekämpfung der Armut, den Bildungsbereich und die Probleme der Bioethik.
Zum Bischofsamt in der lutherischen Tradition erklärte Bünker, der seit Jahresbeginn im Amt ist, dieses
Amt werde als synodales Amt verstanden. Bünker, der in seiner Freizeit Schlagzeug in einer Band spielt: "Der
Bischof soll den Takt vorgeben und die Grundlage bieten für das Zusammenspiel in der Kirche."
Pfarrerberuf ist "Traumberuf"
Der Bischof bezeichnete bei der Pressekonferenz den PfarrerInnenberuf als einen "Traumberuf" und erinnerte
an seine Herkunft aus einem Kärntner Pfarrhaus und an seine Studienzeit, in der viele Jugendliche der älteren
Generation und der Kirche kritisch gegenüberstanden. Er brachte seinen Wunsch zum Ausdruck, dass auch die
nachkommenden Jugendlichen sich über Kirche "kritisch und freimütig äußern".
Angesprochen auf die aktuelle Diskussion um die Jugendkriminalität erklärte Bünker: "Erziehungscamps
sind sicher nicht der richtige Weg, dennoch muss es die Möglichkeit eines außergerichtlichen Tatausgleichs
geben." Der Bischof wies darauf hin, dass in kirchlichen Einrichtungen wie etwa der Diakonie oder der Evangelischen
Jugend die Kinder und Jugendlichen lernen, soziale Regeln einzuhalten und Konflikte gewaltfrei zu lösen. Bünker:
"Die Kirchen haben hier sicherlich eine ganz besondere Aufgabe."
Im Blick auf die Aufgabe der Theologie sagte Bünker, der Honorarprofessor an der Evangelisch-Theologischen
Fakultät der Universität Wien ist, die wissenschaftliche Theologie sei für die Kirche "nicht
wegzudenken". Insbesondere die historisch-kritische Methode der Auslegung der Bibel sei ein wirksames Mittel
gegen den Fundamentalismus.
Synodenpräsident Krömer: Amtseinführung ist keine Weihe
Zur Ökumene erklärte der neue Bischof, das gute Miteinander der christlichen Konfessionen in Österreich,
das "einzigartig in Europa" sei, sei ein "bleibendes Anliegen". Auch die Zusammenarbeit der
verschiedenen Religionsgemeinschaften sei für Europa ein "gutes Modell". In diesem Zusammenhang
distanzierte sich Bünker ausdrücklich von den islamfeindlichen Äußerungen im Grazer Wahlkampf.
Dass das Bischofsamt in der Evangelischen Kirche A.B. in das presbyterial-synodale Prinzip eingebunden ist, darauf
verwies auch der Präsident der Synode A.B. und der Generalsynode, RA Dr. Peter Krömer, vor den Journalisten.
Krömer betonte, eine lutherische Amtseinführung sei keine "Weihe". Der Bischof sei vielmehr
"der erste Pfarrer unserer Kirche", dessen Amtszeit wie bei anderen kirchlichen Ämtern auf 12 Jahre
befristet sei. |