Gesamtschaden der US-Immobilienkrise wird auf etwa USD 300 Mrd. geschätzt – Deutliche Zinssenkungen
der US-Notenbank bis auf 3% zur Jahresmitte
Wien (erste bank) - "Der mögliche Gesamtschaden aus der US-Immobilienkrise wird global
auf etwa 300 Mrd. USD geschätzt. Der Großteil davon wird den US-Finanzsektor treffen. Diese Situation
und ein damit verbundener Anstieg der Risikoaufschläge am Geld-, Aktien- und Kreditmarkt führt nach wie
vor zu großer Verunsicherung und dies wird in weiterer Folge das gesamtwirtschaftliche Umfeld im 1. Quartal
2008 belasten", analysiert Fritz Mostböck, Leiter Research Erste Group, den Markt.
USA: Zinsentwicklung, Rentenmarkt und Währung
Die seit Jahresbeginn veröffentlichten Indikatoren der US-Wirtschaft fielen deutlich schlechter aus
als erwartet. Damit verstärkten sich die Rezessionsängste am Markt.
"Wir gehen zwar nicht von einer Rezession aus, eine Phase sehr niedrigen Wachstum dürfte aber bis zur
Jahresmitte anhalten und danach sollte eine moderate Erholung einsetzen. In diesem Umfeld erwarten wir deutliche
Zinssenkungen der US-Notenbank bis auf 3% zur Jahresmitte", sagt Veronika Lammer, Leiterin Zins,- und Währungsresearch
der Erste Group zur USA-Konjunktur.
Das Umfeld sollte zumindest im 1. Quartal für den Rentenmarkt günstig bleiben. Aber noch während
des 2. Quartals sollte sich die Meinung durchsetzen, dass das Konjunkturtal durchschritten ist, was einen leichten
Anstieg der Renditen auslösen sollte. "Der Dollar wird weiterhin auf schwachem Niveau erwartet, wobei
aber nicht von neuen Tiefstständen ausgegangen wird, da der Ausblick auch für die Euroland-Konjunktur
unsicherer geworden ist. Im weiteren Jahresverlauf sollte mit einer Erholung der US-Konjunktur auch der Dollar
zulegen können", so Lammer.
Aktienmarkt USA: Investoren suchen Zuflucht in sicheren Anlagemöglichkeiten
Obwohl die Liquiditätskrise in den USA weiterhin andauert, konnte sich der S&P 500 in den vergangenen
Monaten relativ gut behaupten. Während im Finanzsektor die Turbulenzen anhalten, suchen viele Investoren Zuflucht
in sichereren Anlagemöglichkeiten. Wie bereits in den Quartalen zuvor, bietet sich das Segment der Wachstumsaktien
als attraktivere Investmentmöglichkeit an. Für dieses Marktsegment spricht nicht nur dessen moderate
Bewertung, sondern auch die Tatsache, dass Wachstumsaktien in Spätphasen von Konjunkturzyklen mehr Sicherheit
bieten als Value-Titel, die oft sehr volatil sind. Da die zyklischen Aktien in den USA ihren Hochpunkt bereits
überschritten haben, bieten Wachstumswerte den Anlegern meist gute Anlagemöglichkeiten. Diese Kategorie
von Aktien ist aufgrund ihrer hohen Selbstfinanzierungskraft nur in geringem Ausmaß von der Liquiditätskrise
betroffen und profitiert von der globalen Ausrichtung. Im Finanzsektor erwarten die Erste Bank Analysten ein Anhalten
der Schwierigkeiten für zumindest noch einige Quartale, zumal die Probleme von struktureller Natur sind und
die Maßnahmen der FED nur die schlimmsten Auswirkungen verhindern können. Aus dieser Perspektive wird
noch zu Beginn des ersten Quartals 2008 mit einer Schwäche von Finanzaktien gerechnet. Ab etwa Anfang Februar
sollte die verstärkte Rückdeckung von Short-Positionen eine vorübergehende Erholung bei Finanztiteln
ermöglichen.
"Auch wenn US-Aktien attraktiver sind als US-Anleihen zeigt der Vergleich mit internationalen Aktienmärkten
mehr Wachstumspotenzial in anderen Ländern und Regionen. Unter diesem Aspekt erscheint ein Untergewichten
von US-Aktien weiterhin sinnvoll", so Mostböck weiter.
Euroland: Zinsentwicklung und Rentenmarkt
"Obwohl die Konjunkturdaten für Euroland in den letzten Wochen einige Enttäuschungen beinhalteten,
gehen wir nur von einer leichten Wachstumsabschwächung auf ca. 2% für 2008 (nach 2,6% für 2007)
aus. Die Gründe für diese teilweise Abkoppelung vom US-Konjunkturzyklus liegen in der deutlich gesünderen
Verfassung der Finanzen der Konsumenten in Euroland, der erhöhten Beschäftigungsrate, der guten Gewinnlage
und der weiterhin hohen Kapazitätsauslastung der Unternehmen und der anhaltend starken Nachfrage aus den Emerging
Markets", sagt Veronika Lammer.
Der EZB-Rat wird die Leitzinsen trotz der erhöhten Konjunkturrisiken unverändert bei 4% halten, da der
Inflationsdruck in den letzten Monaten zugenommen hat und Zweitrundeneffekte wahrscheinlicher geworden sind. Staatsanleihen
bleiben vorerst durch die Verunsicherung im Bankenmarkt gut unterstützt, der Renditeaufschlag für risikoreichere
Anleihen dürfte im ersten Quartal hoch bleiben.
Aktienmarkt Europa
Trotz der schlechten Rahmenbedingungen konnten sich die großen europäischen Indizes im abgelaufenen
Quartal gut behaupten. Die Stimmung hat sich jedoch deutlich eingetrübt, dies kann man an der - erstmals seit
2003 - negativen Revisionstätigkeit ablesen. Diese Sentimentverschlechterung deckt sich auch mit dem ZEW-Index
der mit einem Wert von minus 41,6 Punkten ein Mehrjahrestief erreicht hat. Die Gewinnerwartungen für 2008
wurden zwar abgesenkt, aktuell wird im EuroStoxx jedoch nach wie vor ein Plus von etwa 10 % erwartet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis
in Europa liegt nach wie vor auf einem historisch gesehen sehr niedrigem Niveau. Bei einer sehr guten Eigenkapitalverzinsung
von 15% zeigen sich die Aktienmärkte mit KGV's von 12,3x (DAX) bzw. 12,5x (EuroStoxx) im langfristigen Vergleich
wieder günstig bewertet.
"Auch wenn man zuerst abwarten sollte, wie die Märkte auf die Zahlen zum Gesamtjahr 2007 reagieren werden,
rechnen wir in weiterer Folge mit einer Rückbesinnung der Anleger auf Fundamentaldaten, weshalb eine Übergewichtung
europäischer Aktien vernünftig erscheint", meint Fritz Mostböck zum europäischen Aktienmarkt
Japan: Zinsentwicklung und Währung
Auch der japanischen Konjunktur dürfte eine Verlangsamung bevorstehen. Die Analysten gehen aber von
einem nur relativ moderaten Abschwung aus, da die Beschäftigung weiter steigen sollte und auch über den
Außenhandel weiterhin positive Konjunkturimpulse zu erwarten sind. Die Bank of Japan sollte während
der kommenden Monate die abwartende Haltung beibehalten. Zwar wird die Inflationsrate während der kommenden
Monate leicht ansteigen, aber dies sollte ausschließlich auf externe Faktoren (Nahrungsmittel, Energie) zurück
zu führen sein und somit keinen Druck auf die Zentralbank ausüben, die Zinsen anzuheben. Mit der Stabilisierung
der Konjunkturerwartungen für die USA sollte aber später eine Zinserhöhung erfolgen. Für den
Yen wird zwar die Verringerung des Zinsabstands zu den USA ein zusätzlicher Faktor sein, als entscheidend
für die erwartete Befestigung sehen wir aber den anhaltend verhaltenen Risikoappetit an den globalen Kapitalmärkten
an.
Aktienmarkt Japan
Für übermäßigen Pessimismus sollte es keinen Grund geben, der Markt preist aktuell
jedoch ein Worst Case-Szenario ein. Die Gewinnspanne sowie die Eigenkapitalrentabilität befinden sich aufgrund
umfangreicher Restrukturierungen auf Rekordniveaus, Umsätze und Gewinne können knapp zweistellig gesteigert
werden. Das Stimmungsbild ist aktuell äußerst pessimistisch, was traditionell einen zuverlässigen
Kontraindikator darstellt. Zudem sind die japanischen Haushalte und institutionelle Investoren - ebenso wie die
internationale Anlegerschaft - massiv untergewichtet. Jedoch scheint eine Abkopplung von den Leitbörsen derzeit
sehr unwahrscheinlich. Aufgrund dessen gewichten die Analysten den japanischen Aktienmarkt in der internationalen
Allokation neutral. Was die Branchenallokation betrifft, so wird eine Konzentration auf den übertrieben stark
abgestraften Finanzsektor empfohlen. Zudem rechnen die Analysten mit relativer Stärke in den klassisch defensiven
Sektoren Pharma sowie dem nicht-zyklischen Konsum. |