Erstmals gelingt der Flug von drei gekoppelten Modellhubschraubern, die vollständig rechnergesteuert
sind
Berlin (tu) - Wissenschaftlern der TU Berlin ist es gelungen, eine Last mit drei autonom gesteuerten
Hubschraubern zu transportieren. "Nach unserem Wissen wurde ein Flug mit drei gekoppelten Hubschraubern noch
nie zuvor demonstriert", sagt Dr. Konstantin Kondak, der das Projekt an der TU Berlin leitet. Weder ist ein
solcher gekoppelter Flug mit einem Lastentransport bisher mit mehreren bemannten noch mit ferngesteuerten Hubschraubern
gelungen. Autonom bedeutet, dass die Hubschrauber ausschließlich über einen Rechner gesteuert werden.
Konstantin Kondak und Markus Bernard sowie deren Team, die am TU- Institut für Technische Informatik und Mikroelektronik
auf dem Gebiet der Robotik forschen, haben das Flugexperiment auf einem Flugfeld in Schönerlinde bei Berlin
jüngst erfolgreich durchgeführt. Zuvor war bereits der Lastentransport mit nur einem autonom gesteuerten
Hubschrauber erfolgreich getestet worden.
Für das Experiment wurden drei Modellhubschrauber jeweils mit einem Rotordurchmesser von zwei Metern in einem
gleichseitigen Dreieck aufgestellt. Die drei Hubschrauber sollten eine Bleikugel transportieren, die durch jeweils
ein Seil mit den drei Hubschraubern verbunden war. Dafür war es notwendig, die drei Helikopter unter sich
stark ändernden Bedingungen - beim Anheben der Last, beim Transport sowie beim Absetzen - synchron zueinander
fliegen zu lassen. "Die wissenschaftliche Herausforderung lag darin, es zu verstehen, wie ein derart kompliziertes
System wie die mit einer Last gekoppelten Hubschrauber sich unter realen Bedingungen genau verhalten und dieses
Wissen in ein real funktionierendes Steuerungssystem umzusetzen", sagt Konstantin Kondak.
Die Forschungen begannen vor vier Jahren. "In der bemannten Luftfahrt werden Hubschrauber zwar seit langer
Zeit schon zum Lastentransport eingesetzt, aber da die Traglast eines solchen Hubschraubers begrenzt ist - die
größten Hubschrauber können bis zu 20 Tonnen transportieren - verhindert das viele mögliche
Anwendungen wie zum Beispiel den Transport von großen sperrigen Gegenständen in schwer zugänglichen
Regionen", erzählt Konstantin Kondak. "Das hat uns bewogen zu untersuchen, ob es nicht möglich
ist, mehrere Hubschrauber zu koppeln, um somit größere Gegenstände transportieren zu können."
Konstantin Kondaks und Markus Bernards Recherchen hatten ergeben, dass der Lastentransport mit zwei gekoppelten,
manuell gesteuerten und bemannten Hubschraubern wenigstens in zwei Studien in England und den USA durch das Militär
bereits untersucht worden war. Das Ergebnis war jedoch ernüchternd: Aufgrund der enormen Belastung der Piloten
war der Transport von Lasten mit zwei gekoppelten Hubschraubern für den praktischen Einsatz nicht geeignet.
"So haben wir begonnen, ein System für die automatische Steuerung von mehreren gekoppelten Hubschraubern
zu erarbeiten." Von 2004 bis 2006 wurde das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert,
ab dem Jahr 2006 von der EU innerhalb des Projektes "AWARE".
Die Experimente an der TU Berlin haben erst einmal gezeigt, dass die automatische Steuerung eines und mehrerer
gekoppelter Hubschrauber für den Lastentransport grundsätzlich möglich ist. Die Übertragung
der gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse auf große Transporthubschrauber sieht Konstantin Kondak als einen
möglichen nächsten Schritt. "Doch auch wenn die im Experiment eingesetzten Modellhubschrauber mit
einem Rotordurchmesser von zwei Metern relativ klein sind und die Kugel auch nur vier Kilogramm wog, gibt es auch
für diese kleineren Helikopter viele praktische Anwendungen", sagt Konstantin Kondak. So arbeiten er
und sein Team zusammen mit internationalen Partnern in dem EU-Projekt "AWARE" an der automatischen Installation
und Reparatur von drahtlosen Sensornetzwerken in schwer zugänglichen Regionen oder in Katastrophengebieten.
Das entwickelte Hochleistungssteuerungssystem kann auch für koordinierte autonome Flüge von einem oder
mehreren ungekoppelten Hubschraubern eingesetzt werden, um zum Beispiel Foto- und Filmaufnahmen zu machen oder
Messungen aus der Luft durchzuführen. |