Bericht an EU-Kommission bestätigt: Braunbären knapp vor dem Aussterben
Wien (wwf) - In einem noch unveröffentlichten Monitoring-Bericht Österreichs an die Europäische
Kommission vom 21. 12. 2007 werden den heimischen Braunbären "bad prospects" - also schlechte Aussichten
für ihr Überleben - prognostiziert. "Dabei gibt es in Österreich auf rund 25.000 Quadratkilometern
genügend geeigneten Lebensraum für unsere Bären", kritisiert WWF-Bärenprojektleiter Christoph
Walder. "Gemäß der europäischen Fauna-Flora-Habitatrichtlinie hat Österreich die Pflicht,
für seine bedrohten Arten einen 'günstigen Erhaltungszustand' sicher zu stellen", unterstreicht
Prof. Chris Walzer vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie an der Veterinärmedizinischen
Universität Wien (FIWI). Die Projektpartner appellieren an Bund und Länder, nun rasch geeignete Rettungsmaßnahmen
einzuleiten. Neben einer Besenderung der Bären müsse auch ernsthaft über aktive Bestandesstützungen
nachgedacht werden.
In einem Zyklus von sechs Jahren müssen die EU-Mitglieder den Zustand aller Arten und Lebensräume von
europäischer Bedeutung auf ihrem Hoheitsgebiet bewerten und nach Brüssel melden, ob für sie ein
"günstiger Erhaltungszustand" vorliegt. Dieses Monitoring ist ein wichtiges Instrument im europäischen
Naturschutz und dient auch als Gradmesser für den Erfolg gesetzter Schutz-, Erhaltungs- und Fördermaßnahmen.
Laut dem vorliegendem Bericht befinden sich die heimischen Braunbären in einem "schlechten Erhaltungszustand".
Außerdem wird der dramatische Rückgang der Bestände der zentralösterreichischen Bärenpopulation
im Grenzgebiet Niederösterreich-Steiermark bekräftigt. "Von allen seit 1989 in den Nördlichen
Kalkalpen nachgewiesenen 35 Bären sind nur noch maximal 4 am Leben", berichtet Prof. Walzer. Als Grund
für das Verschwinden der Bären werden im Bericht maßgeblich "illegale Abschüsse"
genannt. Weiters wird darin festgestellt, dass in Österreich auf 25.000 Quadratkilometern genügend geeignetes
Habitat für bis zu 500 Bären vorhanden wäre. Die Untergrenze für eine überlebensfähige
Population wird mit etwa 100 Bären angegeben. Mit einem aktuellen Bestand von 3 bis 4 Tieren in den Nördlichen
Kalkalpen und einzelner Männchen in Kärnten, die aus Slowenien zu- und wieder abwandern, liegt die Anzahl
der Bären in Österreich derzeit deutlich darunter.
WWF und FIWI nehmen das alarmierende Ergebnis des Berichtes zum Anlass, die österreichischen Bundesländer
und das Lebensministerium an ihre Verantwortung für die heimischen Bären zu erinnern. Neben der besseren
Überwachung der verbliebenen Bären durch eine Besenderung müsse auch die Informations- und Aufklärungsarbeit
verstärkt werden. Diese Maßnahmen dürften jedoch nicht ausreichen, um die Bären vor dem Aussterben
zu bewahren, befürchten die Experten. "Österreich muss dringend über eine aktive Bestandesstützung
für die Bären nachdenken", fordern demnach Christoph Walder und Chris Walzer. "Aus eigener
Kraft wird sich unsere Bärenpopulation wohl nicht mehr erholen." |