Die Jahressuppe - Wenn jeder den Löffel abgibt.   

erstellt am
04. 02. 08

Wien (philosophisches reisebüro) - Am 12. Februar 2008 startet im Wiener MAK, Museum für Angewandte Kunst, ein interventionistisches Kunstprojekt der geschmackvollen Art. Die sogenannte "Jahressuppe" ist eine einzige Suppe, die durch Weitergabe von 366 Menschen an 366 Tagen in verschiedenen Städten und Ländern gekocht wird. Organisatoren des Projektes sind das Philosophische Reisebüro sowie la cuisine brute.

Das Philosophische Reisebüro ist ein Institut, das interdisziplinäre Darstellungsformen zwischen Wissenschaft, Kunst und Gastrosophie realisiert. Geistig voneinander entfernte Orte werden ebenso bereist, wie reale. Ziel ist es der wachsenden Zahl hybrider, nicht eindeutig kategorisierbarer Projekte Rechnung zu tragen.

Der Schöpfungsakt
Am Schöpfungsakt kann jeder teilhaben, sofern er/sie einen Topf und die Lust am Gastrosophieren besitzt. Denn nicht nur das aktuelle Suppenrezept - auch interessante Details, die den Suppenhorizont erweitern können - sollten dokumentiert werden. Die Wahl der Suppe - ob klare, gebundene oder Cremesuppe - ist völlig frei. Wichtig ist, dass die zu kochende Menge von 2,5 Liter eingehalten wird, wovon jeweils 0,5 Liter des gesiebten, flüssigen Anteils der Suppe an die nachfolgende Küche weitergegeben werden. Wer mehr Suppe kochen möchte, sollte sich vorab mit dem Suppenkomitee absprechen, da sich sonst der Anteil der verdünnten Suppe ändert.

Gedanken und Moleküle
Berechnungen haben ergeben, dass bereits nach 32 Tagen bei einer angenommenen Normsuppe von 2,5 Litern und einer täglich weitergegebenen Menge von 0,5 Liter sich nur mehr ein paar Moleküle der Originalsuppe im Topf befinden. Ein Umstand, der durch das tägliche Kochen und in weiterer Folge Sterilisieren entsteht. Ein Sauerwerden der Suppe ist somit nicht möglich.
Diametral zum Molekülabbau verhält sich die Informationsanreicherung in der Suppe.

In der Normsuppe befinden sich 2,37x10hoch25 Moleküle, die auch schwingen. dieses Schwingungsmuster wird von Suppe zu Suppe weitergegeben. Nach 32 Tagen ist von der Ursuppe nur noch ein Molekül übrig. Gleichzeitig hat sich die Information um 32 Mal 2,37x10hoch25 bereichert. Diese Zahlen regen zu Vergleichen an: etwa mit der Anzahl der Teilchen im beobachtbaren Universum oder der Anzahl der Synapsen im menschlichen Gehirn.

Mitphilosopieren und -diskutieren kann man jederzeit unter http://www.philosophischesreisebuero.net
 
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