Schönborn leitet Großkongress in Rom zum Thema "Barmherzigkeit"   

erstellt am
01. 02. 08

Kardinal präsentierte im Vatikan Programm des ersten "Apostolischen Kongresses über die Göttliche Barmherzigkeit" im April
Vatikanstadt (pew) - In Rom findet vom 2. bis 6. April der erste "Apostolische Kongress über die Göttliche Barmherzigkeit" statt. Ziel sei es, die göttliche Barmherzigkeit als zentralen Kern der christlichen Botschaft deutlich zu machen, die Frieden in der Welt und zwischen den Völkern und Religionen fördern kann, erläuterte Kardinal Christoph Schönborn bei der Präsentation des Projekts am 31.01. im Vatikan. Der Wiener Erzbischof fungiert als Präsident des Kongresses. Die Großveranstaltung wird unter dem Motto des Österreich-Papstbesuchs 2007, "Auf Christus schauen", stehen.

Das insbesondere von Johannes Paul II. forcierte Thema Barmherzigkeit habe auch eine interreligiöse Dimension, hob Kardinal Schönborn hervor. Bei dem jetzigen ersten Kongress zu dem Thema werden allerdings Nichtchristen nicht als Teilnehmer auftreten.

Die Veranstaltung beginnt am Mittwoch, 2. April, mit einer Gedenkmesse zum dritten Todestag von Johannes Paul II. Der Wojtyla-Papst hatte den ersten Sonntag nach Ostern als den "Tag der Göttlichen Barmherzigkeit" für die Weltkirche eingeführt.

In den folgenden Tagen werden jeweils vormittags Veranstaltungen mit Vorträgen, Gebeten und Zeugnissen in der römischen Lateran-Basilika stattfinden. An den Nachmittagen werden sich die Teilnehmer nach Sprachgruppen getrennt zu weiterer Vertiefung in kleinere Kirchen der Stadt zurückziehen, teilte Schönborn mit.

Nach öffentlichen Veranstaltungen vermutlich auf der Piazza Navona sowie Straßenmissionen soll der Kongress am Sonntag, 6. April, im Vatikan enden. Vorgesehen sind eine Messe am Petrusgrab und das Mittagsgebet mit Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz.

Eine Idee aus Polen

Die Idee zu dem Kongress sei vor mehreren Jahren bei einem Bischofs- und Priestertreffen in Polen aufgekommen, berichtete Kardinal Schönborn. Benedikt XVI. habe das Projekt bereitwillig aufgegriffen, inzwischen gebe es kontinentale Vorbereitungsgremien und nationale Ansprechpartner, oft unter jungen Bischöfen.

Unmittelbar nach seiner Österreich-Reise im vergangenen September habe der Papst bei einem Angelus-Gebet die zentrale Bedeutung der Göttlichen Barmherzigkeit für das christliche Leben und Denken herausgestrichen, erinnerte Schönborn. Er verstehe den Kongress als "Kairos" und als Impuls für die Kirche und ihr Zeugnis von der göttlichen Barmherzigkeit für die Menschen und die Welt.

Der Wiener Erzbischof erinnerte an das für die Theologie des Barmherzigkeits-Kongresses wichtige polnische "Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit" in Krakau-Lagiewniki. Es wurde unter Johannes Paul II. geweiht. Der Papst habe damals wörtlich gesagt: "Außer der Barmherzigkeit Gottes gibt es keine andere Quelle der Hoffnung für die Menschen".

In Lagiewniki hat die von Johannes Paul II. im Jahre 2000 heilig gesprochene Ordensfrau und Mystikerin Faustyna Kowalska (1905-38) gelebt. In ihren Visionen hat die Göttliche Barmherzigkeit eine zentrale Rolle gespielt, weshalb die Heilige auch "Apostolin der Barmherzigkeit" genannt wird.

Während der Naziherrschaft in Polen sei Karol Wojtya in das Krakauer "Geheimseminar" eingetreten. Ein Mitseminarist, der spätere Kardinal Andreas Deskur, habe ihn damals auf die Botschaft von der Göttlichen Barmherzigkeit einer gewissen Schwester Faustyna Kowalska aufmerksam gemacht, berichtete Schönborn. Wojtyla habe also damals schon von dieser einfachen Schwester gewusst, an deren Kloster er tagtäglich zur Zwangsarbeit in der Chemiefabrik "Solvay" vorbeigegangen sei. Kowalska habe ihre Einsichten in eindrucksvoller Weise in ihrem "Tagebuch" festgehalten habe. Schon als Weihbischof von Krakau habe sich Wojtyla sehr um die Seligsprechung von Schwester Faustyna bemüht.

Weil der Papst aus Polen seit damals mit dieser Frömmigkeitsform verbunden gewesen ist, sei eine seiner ersten Enzykliken - "Dives in Misericordia" (1980) - dem Thema der Göttlichen Barmherzigkeit gewidmet gewesen, rief Schönborn in Erinnerung. Das Gnadenbild des barmherzigen Christus aus Lagiewniki sei heute weltweit verbreitet; es finde sich im Wiener Stephansdom, in Italien, Lateinamerika und Afrika. Auch der große Theologe Hans Urs von Balthasar habe sich von Kowalskas "Tagebuch" inspirieren lassen, so der Kardinal.

Mit der Gestalt von Faustyna Kowalska sei eng der "Sonntag der Barmherzigkeit" verbunden, den Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000 eingeführt hat. Wie Kardinal Schönborn sagte, werde es von vielen Gläubigen als besonderes Zeichen gewertet, dass Johannes Paul II. am Vorabend dieses "Sonntags der Barmherzigkeit" im Jahr 2005 starb.

Am 17. August 2002 habe Johannes Paul II. dann im Wirkungsort von Sr. Faustyna das neue Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit geweiht. Er hoffe, so der Papst damals, dass das neue Heiligtum ein "Weltzentrum für die Verehrung der göttlichen Barmherzigkeit wird".

Erzdiözese Wien: http://stephanscom.at
 
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