Leitl fordert flächendeckende Basel II-Umsetzung in den USA   

erstellt am
31. 01. 08

Interessenskonflikte bei Ratingagenturen müssen ausgeschlossen werden
Wien (pwk) - Ein besseres Frühwarnsystem und mehr Transparenz bei den Rating-Agenturen, wie dies gestern von den vier führenden europäischen Industrienationen gefordert wurde, geht dem WKÖ- und Europäischen Wirtschaftsbund-Präsidenten, Christoph Leitl, als Lehre aus der aktuellen Finanzkrise noch zu wenig weit. Der erhobene Zeigefinger in Richtung Finanzmarktteilnehmer „wenn ihr nicht selbst reguliert, müssen wir regulieren“ sei „gut gemeint“, aber als Ergebnis eines Gipfeltreffens doch recht „unscharf und unkonkret“ ausgefallen. Die Diskussion müsse jedenfalls im dafür zuständigen Gremium, dem ECOFIN (EU-Rat der Wirtschafts- und Finanzminister), unter Einbindung aller Mitgliedstaaten, sowie der Kommission und der EZB weiter geführt werden.

„Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten und Börsen werden nie gänzlich verhindert werden können. Wichtig wäre aber jetzt aus der aktuellen Krise die richtigen Konsequenzen zu ziehen. So sollten die neuen Baseler Eigenmittelvorschriften (Basel II), die ja von den USA so dringlich gefordert wurden, auch in den USA möglichst rasch flächendeckend eingeführt werden“, geht Leitl einen Schritt weiter. Auf Grund der globalisierten Finanzmärkte entstehe dadurch eine Schieflage, dass sich Europa mit der Einführung von Basel II bereits an die Vorschriften hält, während in den Vereinigten Staaten Basel II nur für einige Großbanken (Bilanzsumme mindestens 250 Mrd US-$) gelte . Dies widerspreche zwar nicht dem Basel II-Abkommen, die US-Hypotheken-Krise (subprime-Krise) habe aber auch gezeigt, dass die Vorgängerregelung „Basel I“, die für die meisten US-Banken nach aktuellem Stand weitergelten soll, falsche Anreize setze.

Auch die Rating-Agenturen sollten schärfer in die Pflicht genommen werden, wünscht sich Leitl. „Neben der geforderten erhöhten Transparenz sollen die Rating-Agenturen entweder sich selbst verpflichten oder verpflichtet werden, ihre Risiko-Bewertungen exakt und realistisch vorzunehmen. Ganz wesentlich ist auch das Ausschalten jeglicher Interessenkonflikte, weil nur dadurch objektive Ratings gewährleistet werden können.“

Damit würde an zwei wesentlichen Schrauben gedreht werden, um große Finanzkrisen künftig vermeiden oder zumindest abschwächen zu können, ist der Wirtschaftskammer-Präsident überzeugt.
 
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