Außenministerin bei der Tagung des EU-Rats für allgemeine Angelegenheiten und Außenbeziehungen
Brüssel (bmeia) - "Wir befinden uns mitten in einem komplexen und heiklen internationalen
Prozess. Ein klares europäisches Ermutigungssignal an Belgrad ist gerade in dieser Phase wichtig. Die EU muss
als maßgebliche Kraft ihre Position und ihr Angebot klarmachen", betonte Außenministerin Ursula
Plassnik am 28.01. am Rande des EU-Rats der Außenminister in Brüssel.
Die Ministerin räumte ein, dass derzeit in der Frage der Unterzeichnung des Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen
wenig Bewegung zu sehen sei. Es gebe weiterhin unterschiedliche Auffassungen über den Zeitpunkt, ab dem die
volle Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gegeben sein muss. "Aus österreichischer
Sicht ist die Unterzeichnung des Abkommens jetzt sinnvoll. Wir sind immer dafür eingetreten, dass Serbien
bei der Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal nicht mit anderen Maßstäben gemessen werden
sollte als Kroatien, ohne bei dem Erfordernis einer vollen Kooperation Abstriche zu machen. Individualisierung
der Schuld, nicht kollektive Bestrafung ist unser Leitmotiv für die Versöhnungsarbeit am Balkan",
betonte Plassnik.
"Das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen ist für mich aber nur ein Teil unserer Gesamtstrategie,
an der wir laufend arbeiten", unterstrich zugleich die Ministerin. "Es geht darum, unser Angebot einer
gemeinsamen europäischen Zukunft Schritt für Schritt konkret auszugestalten." Entscheidender Aspekt
sei dabei etwa die Visa-Frage: "Der Schritt von der Visa-Erleichterung zur Visa-Liberalisierung, ist ein wichtiges
Signal, um die EU-Perspektive für die Serbinnen und Serben greifbar zu machen." Es verstehe sich dabei
von selbst, dass dies mit tiefgreifenden Reformen im Sicherheitsbereich in Serbien einhergehen müsse. Bei
der Einhaltung der notwendigen Kriterien und Sicherheitsstandards werde es natürlich keine Abstriche geben.
Die Außenminister befassten sich auch mit der Entwicklung im Nahen Osten. Dabei stand die Weiterentwicklung
des Impulses, der von dem Treffen in Annapolis und von der Geberkonferenz in Paris ausgegangen ist, im Zentrum
der Diskussion. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Entmutigung und Stillstand Platz greifen. Die Durchbrüche
an der Grenze zu Ägypten haben uns die Folgen der Isolationspolitik in Gaza deutlich vor Augen geführt.
Diese Breschen zeigen die doppelte Perspektivenlosigkeit der Palästinenser - durch die israelische Abriegelung
von außen und durch die Hamas von innen", erklärte Plassnik. Die Ministerin verwies darauf, dass
sie selber kommende Woche mehrere Länder in der Region besuchen werde. |