Innsbruck (rms) - Am 08.02. wurde im Foyer der Kaiserlichen Hofburg Innsbruck eine Ausstellung mit Bildern
von KünstlerInnen der Art Brut-Szene Österreichs eröffnet. Das Projekt "Kunst von Innen - Art
Brut in Österreich", das von der Kuratorin, der Kulturjournalistin und Autorin Prof. Angelica Bäumer,
durch einen Auftrag vom Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMeiA)
entwickelt wurde, ist als Wanderausstellung konzipiert und wird in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Innsbruck
nun auch in Innsbruck gezeigt.
Ausstellungseröffnung
Die Ausstellung macht darauf aufmerksam, welche herausragenden künstlerischen Erfolge zu erzielen
sind, wenn behinderte aber begabte Menschen angeregt und gefördert werden. "Kunst kommt bei jedem Künstler
von Innen. Behinderte Menschen haben aber einen anderen Zugang, der nichts mit Intellekt zu tun hat. Sie vermitteln
dadurch ihre Gefühle und Träume ganz unmittelbar und spontan", erläuterte Kuratorin Prof. Bäumer
bei ihrer Eröffnungsrede.
"Es ist sehr wichtig, dass diese Ausstellung nun auch in Innsbruck gezeigt wird", betonte Kulturamtsleiterin
Mag.a Birgit Neu. "Diese Ausstellung repräsentiert die große Bandbreite Innsbrucks als Kunst- und
Kulturstadt", so Stadträtin Mag.a Oppitz-Plörer in ihren Grußworten. "Diese Art von Kunst
hat einen hohen Stellenwert für die das Zusammenleben in der Stadt. Ich hoffe, dass die Besucherinnen und
Besucher die Emotionen und Empfindungen, die sie beim Betrachten der Bilder haben, mitnehmen und nach außen
tragen."
Zur Eröffnung in der Kaiserlichen Hofburg kamen unter anderem Kuratorin Prof. Angelica Bäumer, der aus
Wien angereiste Burghauptmann DI Wolfgang Beer, die Stadträtinnen Mag.a Christine Oppitz-Plörer, und
Mag.a Uschi Schwarzl, Gemeinderätin Mag.a Ulli Schindl-Helldrich und Kulturamtsleiterin Mag.a Birgit Neu sowie
zahlreiche KünstlerInnen. Eine Gebärdendolmetscherin übersetzte die Begrüßungsreden simultan.
Erstmals österreichweite Ausstellung
Viele Ateliers der psychosozialen Heime veranstalteten zuvor zwar schon Ausstellungen im In- und Ausland
und etliche KünstlerInnen erhielten bereits internationale Preise - zuletzt waren in der Endauswahl zum EUWARD,
dem europäischen Preis für KünstlerInnen mit Behinderung, fünf ÖsterreicherInnen vertreten.
Diese Ausstellung ist aber die erste, die KünstlerInnen aus allen Bundesländern zeigt und damit die Vielfalt
der Außenseiter- oder Art Brut-Szene vorstellt.
Für die Auswahl aus hunderten von Bildern standen der Kuratorin die Künstler Arnulf Rainer und Peter
Pongratz, sowie der Kulturwissenschaftler Peter Gorsen beratend zur Seite. Alle drei sind Fachleute, die sich seit
den 1960er Jahren nicht nur intensiv mit der Arbeit der AußenseiterInnen befassen, sondern auch Sammler dieser
Kunst sind.
Die Wanderausstellung mit Werken österreichischer KünstlerInnen wird weltweit gezeigt. Die Schau in Innsbruck
zeigt mit Arbeiten von 50 KünstlerInnen einen Querschnitt aus 26 Ateliers von Sozialeinrichtungen aus allen
Bundesländern und gibt damit einen Einblick in ein interessantes und höchst aktuelles Thema der zeitgenössischen
Kunst. Wobei die Kuratorin bei der Innsbrucker Ausstellung einen besonderen Schwerpunkt auf Tiroler KünstlerInnen
gelegt hat.
Geschichte der Art Brut
Ausgehend aus den Erfahrungen und Erkenntnissen des Psychiaters Leo Navratil in den frühen 1960er
Jahren und den Entwicklungen im von Navratil 1981 gegründeten "Haus der Künstler" in Gugging,
und seit die dort entstandenen Arbeiten als "Kunst" erkannt wurden, haben auch andere Institute ihre
KlientInnen aufgefordert zu zeichnen und zu malen. Dabei wurden beachtliche Begabungen entdeckt und durch professionelle
Betreuung in Ateliers und Werkstätten gefördert.
Jean Dubuffet hat "Art Brut" als Kunst jener Menschen definiert, denen aufgrund einer unheilbaren psychischen
Krankheit der Zugang zu Intellekt und Analyse fehlt, deren künstlerischen Begabung aber durch Anregung und
Förderung geweckt wurden und deren "Genie" offenbar geworden ist.
Ein Katalogbuch, das im Holzhausen Verlag, Wien, erschienen ist, befasst sich in Bild und Text (480 Seiten, 400
Abbildungen) auch mit der Geschichte der Art Brut und stellt die österreichische Szene in einen internationalen
Kontext.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung im Foyer der Kaiserlichen Hofburg Innsbruck, Rennweg 1 (Eingang Hofgasse) ist vom 9. Februar -
2. März von 9 - 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. |