Lebensmittelbericht 2008 zeigt Innovationskraft und Exportstärke des österreichischen
Lebensmittelsektors
Wien (bmlfuw) - War im Jahr 2005 noch der Preis wichtiger Entscheidungsfaktor beim Lebensmittelkauf,
ist 2007 die österreichische Herkunft wichtigstes Kriterium für den Kauf eines Lebensmittels, gefolgt
von Qualität, Regionalität und Frische. Der Preis ist nur mehr auf Rang 5. Das zeigt eine Motivanalyse
im aktuell erschienenen Österreichischen Lebensmittelbericht 2008 zu Kaufentscheidungen der Österreicherinnen
und Österreicher.
„Österreichische Konsumenten kaufen also klima- und umweltbewusst und setzen auf Qualität. Ich sehe das
auch als einen Erfolg unserer Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung,“ so Landwirtschaftsminister Josef Pröll
am 07.02. anlässlich der Präsentation des Lebensmittelberichts 2008.
„Die aktuelle Preisdebatte wird nicht sauber geführt. Richtig ist, dass im Dezember 2007 die Lebensmittelpreise
angezogen und einen Beitrag zur Inflation geleistet haben. Es ist allerdings notwendig, die Dinge in den Zusammenhang
zu stellen. Fakt ist, dass es im Jahr 2007 eine Preissteigerung von 4,6 Prozent bei den Ausgaben für Wohnen,
Wasser und Energie gab, wobei der Bereich Energie mit plus 9,3 Prozent bei Strom und plus 8,3 Prozent bei Gas Spitzenreiter
war. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke blieben mit einer Steigerung von 4,1 Prozent deutlich unter
diesen Werten. Im langjährigen Vergleich seit 1986 gibt es ein Plus von 86 Prozent bei Wohnen, Wasser und
Energie. Nahrungsmittel liegen mit plus 38 Prozent unter der durchschnittlichen Steigerung des Gesamtindexes von
57 Prozent. Ich weise daher die politisch motivierten Angriffe scharf zurück und stelle mich klar vor die
Bauern, die hart arbeiten und Enormes leisten,“ führte Pröll aus.
Der Lebensmittelbericht bietet eine integrierte Sichtweise über alle Sektoren der gesamten Wertschöpfungskette
in Österreich vom Feld bis auf den Teller bzw. vom Bauern bis zum Konsumenten. Er liefert harte Fakten und
Analysen und zeigt vor allem drei Bereiche auf, mit denen die österreichische Lebensmittelwirtschaft besonders
erfolgreich ist: Innovation, Regionalität und Export.
Ständige Innovation und laufende Anpassung
Der österreichische Lebensmittel- und Getränkemarkt ist an sich gesättigt. Es gibt eine fast unüberschaubare
Vielfalt an ähnlichen Produkten. Umso größer die Konkurrenz und der Wettbewerb sind, umso mehr
besteht die Notwendigkeit, sich abzuheben und auf sich ständig ändernde Konsumtrends zu reagieren. Der
österreichische Lebensmittelsektor kann in diesem Bereich durch ständige Innovation und laufende Anpassung
punkten.
Bestes Beispiel für Innovationen ist die ESL (länger frisch) Milch. Extended Shelf Life – Milch hat 2006
bereits über 20 Prozent Marktanteil erreicht und ist das am stärksten wachsende Absatzprodukt. In Österreich
konnte Haltbarmilch nie wirklich Fuß fassen, mit diesem innovativen Produkt gelingt es, den Wünschen
der Konsumentinnen und Konsumenten nach längerer Haltbarkeit optimal nachzukommen, sagte Pröll.
Der Bio-Boom ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Das zeigt der Anstieg des Gesamtumsatzes im Jahr 2006 im Vergleich
zum Vorjahr um 18 Prozent auf 590 Millionen Euro. In den letzten drei Jahren gab es eine massive Zunahme beim Bio-Konsum
um 35 Prozent, wobei 65 Prozent der Bio-Lebensmittel über den Lebensmittel–Einzelhandel abgesetzt werden.
Eine besonders eindrucksvolle Zahl ist, dass nur mehr 9 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher
nicht zumindest ab und zu zu Bioprodukten greifen.
Ein weitere wichtige Anpassung an das geänderte Konsumverhalten sind neue Vertriebsquellen. So haben den größten
Zuwachs in den vergangenen 5 Jahren die Bioläden mit plus 37,4 Prozent und die Zustelldienste mit plus 17,6
Prozent zu verzeichnen. Im Convenience Markt (Tiefkühl- und Halbfertigprodukte) sind die Tankstellenshops
die großen Gewinner. Diese immer wichtiger werdende Einkaufsmöglichkeit trägt wesentlich zum Umsatz
auf Tankstellen bei. Tankstellen generieren teilweise bereits mehr Ertrag über Shops als mit Treibstoff.
Herkunft und Regionalität wesentlichstes Kaufargument
Die österreichische Herkunft ist für 28 Prozent der Konsumenten wesentlichstes Kaufargument bei Lebensmitteln.
An dritter Stelle steht zusätzlich die Herkunft aus der unmittelbaren Region. Besonders bei sensiblen Produkten,
wo es auf die Frische ankommt und das Vertrauen der Konsumenten in die Qualität besonders wichtig ist (Fleisch
und Milchprodukte), zeigt sich dieser Konsumpatriotismus am deutlichsten, sagte Pröll.
Für Regionalprodukte werden dabei die Großformen des Handels immer wichtiger. Der Ab-Hof-Verkauf ist
seit 2002 um 22 Prozent zurückgegangen, Bauernmärkte um 21 Prozent. Eine Konsequenz darauf ist, dass
für die Konsumenten und Konsumentinnen die Herkunft eines Produktes eindeutig erkennbar sein soll: Für
71 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten ist eine klare Kennzeichnung beim Einkauf sehr wichtig. Aus diesem
Grund nehmen auch die Gütesiegel einen wichtigeren Platz ein als in der Vergangenheit. Sie haben an Bekanntheit
zugelegt: Mittlerweile kennen 95 Prozent das AMA Gütesiegel, ebenso viele kennen „Ja Natürlich!“ Und
„Natur Pur“. Die Bauernhofgarantie ist bei 67 Prozent, das Ab-Hof-Zeichen bei 60 Prozent bekannt.
Das Lebensministerium setzt mit der Initiative „GENUSS REGION ÖSTERREICH“ seit drei Jahren einen klaren Impuls
für die Regionalitätsauszeichnung. Ehrgeiziges Ziel für 2008 ist es, die Marke von 100 Genussregionen
zu überspringen. Die Genuss Region Österreich gibt eine klare Orientierungshilfe für KonsumentInnen
und TouristInnen für regional geprägte Lebensmittel und Gastronomieangebote. Die Genussregionen werden
sich heuer bereits zum dritten Mal auf der weltgrößten Tourismus-Messe ITB in Berlin präsentieren,
seit Beginn des Jahres besteht eine Genuss Region Österreich – Plattform auf dem Tourismus-Webportal Tiscover.
TouristInnen geben immerhin etwa ein Viertel ihres Urlaubsbudgets für Essen und Getränke aus. Das „Genießen
landestypischer Speisen und Getränke“ ist mit 70 Prozent Top Aktivität der Urlaubsgäste. Die Nachfrage
der TouristInnen nach österreichischen Spezialitäten in den Heimatländern machen sie zu einem wichtigen
Schlüsselfaktor für erfolgreiches Exportmarketing, begründet Pröll die Aktivitäten.
Doppelt so hohe Exportsteigerung in den Ländern der „Exportinitiative 1-24“
Die österreichischen Agrar-, Lebensmittel- und Getränkeexporte verzeichneten im Jahr 2006 eine Exportsteigerung
von 10,7 Prozent. Mit 20,3 Prozent doppelt so hoch fiel die Exportsteigerung in den Ländern der „Exportinitiative
1-24“ aus. „Der Lebensmittelbericht dokumentiert, wie wichtig und erfolgreich die Lebensmittelexport-Initiative
war“, betonte Pröll. Österreich als Feinkostladen Europas punktet hier mit Qualität. Top-Exportmärkte
für Agrarprodukte waren Deutschland mit einem Anteil von 30,8 Prozent (vor allem Milch, Käse, zubereitetes
Obst) und Italien mit einem Anteil von 16,6 Prozent (vor allem Milch, Rind- und Schweinfleisch). 2006 war offensichtlich
auch das Jahr, in dem man im Ausland den österreichischen Erdapfel entdeckt hat: Die Exportsteigerung betrug
65 Prozent (114.500 Tonnen).
Trend zu gesünderer Ernährung
Im Konsumverhalten gibt es neben dem Trend zu Bio den Trend zu gesünderer Ernährung. Herr und Frau Österreicher
aßen 2006 pro Kopf um 8 kg mehr Obst und 18 kg mehr Gemüse als 1995. Die Österreicherinnen und
Österreicher essen außerdem lieber roten als grünen Salat (Paradeiser plus 9 Prozent / Grüner
Salat minus 8,7 Prozent). Die Tendenz zu abnehmendem Fleisch-Konsum setzt sich fort (minus 1 bis 3 Prozent/Jahr).
Stabil ist lediglich der Absatz von Schweinefleisch. Dieses ist mit 63 Prozent nach wie vor das beliebteste Fleisch
der Österreicher.
Europameister sind Österreich und Deutschland gemeinsam in einem Bereich: In beiden Ländern gehen die
Konsumentinnen und Konsumenten mit 24 Mal pro Monat gleich oft in Supermärkte und Diskonter. Dieser hohen
Frequenz kann kein anderes Land in Europa folgen, teilt das Lebensministerium abschließend mit. |