Horn (nlk) - Aus Anlass des 20. Jahrestages des Falles des Eisernen Vorhanges wird die Niederösterreichische
Landesausstellung 2009 gemeinsam mit den tschechischen Nachbarn veranstaltet. Dafür sind drei Standorte beiderseits
der Staatsgrenze vorgesehen. Jedem ist ein besonderer Themenschwerpunkt zugeordnet.
In Horn wird die sowohl von Gemeinsamkeiten als auch von Gegensätzen und Feindschaften geprägte Geschichte
beider Seiten bis zur partnerschaftlichen Mündung in der Europäischen Union behandelt. In Raabs an der
Thaya wird die Grenze thematisiert, mit allen ihren Ausprägungen von der Ideologie und den Vorurteilen bis
zum praktischen Alltag der in den Grenzregionen lebenden Menschen, einschließlich der oft noch immer wirksamen
Grenze in den Köpfen. Und in Telc, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben, wo Joseph Haydn, Gustav Mahler,
Franz Werfel und Egon Schiele eine Zeitlang ihrem künstlerischen Schaffen nachgingen, wird das kulturelle
Erbe aus der Sicht der Welt der Bürger, des Adels und der Kirche behandelt.
"Es wird nichts ausgelassen, was für die Geschichte beider Länder wichtig ist", sagte der wissenschaftliche
Leiter der Landesausstellung, Univ.-Prof. Stefan Karner, bei der Vorstellung des Projektes durch Landeshauptmannstellvertreter
Ernest Gabmann und Vertreter der tschechischen Mitveranstalter vor Medienvertretern aus Österreich und Tschechien
in Horn. Dabei stelle sich "die erste bilaterale Großausstellung in enger Nachbarschaft als Wagnis"
dar, da die zwei Länder eine gemeinsame Geschichte hätten, "die sie sowohl mit Brücken, als
auch mit Gräben mit einander verbindet." Dabei will man auch den "heißen Eisen", wie
etwa den Benes-Dekreten, nicht aus dem Wege gehen und gemeinsame Interpretationen suchen. "Es wird nicht zwei
Sichtweisen geben", so Karner.
"Südmähren und Südböhmen waren spontan zur aktiven Zusammenarbeit bereit", stellte
Gabmann fest. Die gemeinsame Landesausstellung sei ein "Signal der guten Nachbarschaft", mit dem man
auf bereits bestehende Kooperationen auf lokaler Ebene, wie Städtepartnerschaften oder dem gemeinsamen Naturpark,
aufbauen könne. In den die Landesausstellung vorbereitenden Arbeitsgruppen arbeiten 45 Wissenschaftler von
beiden Seiten mit.
Auch diese Landesausstellung werde in der Region nachhaltige wirtschaftliche Impulse auslösen, so Gabmann.
Auch hier wolle man darauf achten, dass die Investitionen - etwa in die Infrastruktur - der Region auch in den
Folgejahren einen hohen Nutzungswert bringen. Der derzeitige Investitionsplan sieht den Einsatz von 22 Millionen
Euro vor, die einen Wertschöpfungseffekt von 33 Millionen Euro auslösen und zu 80 Prozent in der Region
bleiben werden. Ein Teil des Budgets wird von der EU kofinanziert.
In Vertretung des Landeshauptmannes der Region Vysocina, deren Hauptstadt Iglau ist, bezeichnete Katina Lisa, Abteilungsleiterin
für Kultur und Denkmalpflege, die Landesausstellung als "wichtigen Meilenstein in der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit." Vor dem Hintergrund der gemeinsamen Geschichte sei die Ausstellung auch ein Weg, "neue
Partner und Freunde zu finden." Nicht zuletzt sei sie aber für die Tschechische Republik auch ein Training,
eine Vorbereitung auf ihre im selben Jahr fällige Vorsitzführung in der EU. |