Zürich (idw) - Unter Grauem Star oder Katarakt leiden sowohl ältere Menschen als auch Kinder.
Ein Forscherteam der Universität Zürich und der ETH Zürich hat jetzt ein neues Gen entdeckt, das
eine Form der Katarakt beim Kind verursacht. Sie hoffen, dass das neu entdeckte Gen auch neue Erkenntnisse über
den altersbedingten Grauen Star und eine Behandlung ohne Operation eröffnet.
Die Katarakt wird durch eine Linsentrübung verursacht, die zu erheblichen Sehbehinderungen führen kann.
Eine erfolgreiche Behandlungsmethode stellt gegenwärtig die operative Entfernung der getrübten Linse
und deren Ersatz durch eine künstliche Linse dar. Man unterscheidet zwischen Kindheitskatarakt (angeboren
oder in früher Kindheit auftretend) und Alterskatarakt (Grauer Star). Während bei sehbehinderten Kindern
in nur circa 14% Katarakt die Ursache ist, tritt der Graue Star bei etwa jeder zweiten Person im Alter über
60 Jahre auf. Der Linsentrübung liegen verschiedene Ursachen zu Grunde. Durch die Erforschung von Veränderungen
(Mutationen) im Erbgut konnten bisher mehrere Gene identifiziert werden, die unterschiedliche Funktionen in der
Augenlinse haben. Diese Gene kodieren für Proteine, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Linse
oder Aufrechterhaltung einer normalen Funktion spielen. Während alle Mutationen in diesen bekannten Genen
Kindheitskatarakt verursachen, sind bis heute die genetischen Faktoren für den altersbedingten Grauen Star
weitgehend unbekannt.
Ein Forscherteam vom Institut für Medizinische Genetik der Universität Zürich und Kollegen der ETH
Zürich, der Universität Köln, des Inselspitals Bern und der Augenklinik Luzern berichtet im renommierten
"American Journal of Human Genetics" über die Entdeckung eines neuen Gens, das eine Kindheitsform
der Katarakterkrankung verursacht. "Wir untersuchten das Erbgut von Patienten und gesunden Familienmitgliedern
und konnten sowohl die chromosomale Position als auch den spezifischen Gendefekt identifizieren", erklären
Barbara Kloeckener-Gruissem und Wolfgang Berger von der Universität Zürich. Das entsprechende Protein
gehört zur Familie der Monocarboxylat Transporter, die Moleküle durch die Zellmembran befördern.
Bisher ist noch keine Krankheit bekannt, die mit dem Genprodukt im Zusammenhang steht.Neu ist auch, dass dieser
Gendefekt zusätzlich zu einer Glukosurie (erhöhter Glukosewert im Urin, aber nicht im Blut) führen
kann. Die Suche nach dem Molekül, das der Transporter durch die Zellmembran befördert, wird im Moment
intensiv verfolgt. Die Forschenden vermuten, dass ein Defekt in diesem Gen den metabolischen Haushalt sowohl in
der Augenlinse, als auch in der Niere stört. "Wir hoffen, dass wir mit dem neu entdeckten Gen neue Einblicke
in den altersbedingten Grauen Star erhalten", sagt Barbara Kloeckener-Gruissem. Die Forschenden suchen jetzt
bei Patientinnen und Patienten mit einer altersbedingten Katarakt nach Defekten in diesem Gen. "Vielleicht
eröffnet dies in Zukunft Möglichkeiten, Kindheitskatarakte und auch den Grauen. |