Bartenstein
präsentiert Maßnahmenpaket zur Inflationsbekämpfung
Teuerungsrate unter Schnitt der Eurozone bringen – Sacharbeit in den Vordergrund rücken
Wien (bmwa) - „Unser Ziel ist es, die Teuerungsrate unter den Durchschnitt der Eurozone zu bringen",
sagte Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein am 13.02. bei einer gemeinsamem Pressekonferenz mit dem
Generaldirektor der Bundeswettbewerbsbehörde, Theodor Thanner, und dem Leiter der Abteilung Volkswirtschaft
in der E-Control GmbH, Johannes Mayer.
„Wir wollen die Inflation an der Wurzel packen und nicht die Symptome bekämpfen", so Bartenstein. Mit
der gemeinsamen Pressekonferenz wolle er auch zeigen, dass "in meinem Haus die Sacharbeit im Vordergrund steht.
Ich hoffe, dass sich dieser Primat der Sacharbeit auch überall sonst durchsetzt".
Jetzt gehe es vor allem einmal darum, eine genaue Analyse der Inflationsursachen zu haben und festzustellen, ob
es "hausgemachte Faktoren" gebe. Er habe das Wifo mit einer genauen Analyse der Preisentwicklung beauftragt.
Die Wettbewerbskommission werde auf seinen Auftrag unter Einbindung der Sozialpartner tätig werden und solle
innerhalb von drei Monaten ein Gutachten vorlegen. Dabei gehe es darum, die Gründe für die Preisanstiege
zu analysieren und eine Unterscheidung zwischen externen und hausgemachten Faktoren zu treffen, um eine Basis für
weitere mögliche Schritte zu haben. „Es ist nicht auszuschließen, dass es als Ergebnis Branchenuntersuchungen
geben wird", so Bartenstein.
Österreichs Teuerungsrate liege im europäischen Mittelfeld, die durchschnittliche Inflationsrate habe
sich seit der EU-Mitgliedschaft mit durchschnittlich 1,6 % fast halbiert. 2007 habe der Wert für Österreich
2,2 % betragen, für die EU insgesamt 2,3 % und für den Euro-Raum 2,1 %. Tatsache sei allerdings, dass
damit der von der Europäischen Zentralbank angestrebte Maximalwert von 2,0 % überschritten worden sei,
der gemeinsame Wille der EU aber dahin gehe, unter diesem Wert zu bleiben. Bartenstein zeigte in diesem Zusammenhang
auch Verständnis für die Zinspolitik der EZB, zumal im Vergleich zu den USA die europäische Wirtschaft
besser aufgestellt sei und das robustere Wachstum aufweise. Nach dem Teuerungsanstieg der letzten Monate werde
von den Experten allerdings für das erste Halbjahr eine Inflationsrate von über drei Prozent prognostiziert,
erst in der zweiten Jahreshälfte werde wieder ein Zweier vor dem Komma stehen.
Im Kampf gegen die Teuerung, so Bartenstein, sei die öffentliche Hand aufgerufen, mit gutem Beispiel voranzugehen:
„Ich bin für einen absoluten Gebührenstopp. Das gilt auch für den ORF. Die gerade beschlossene Gebührenerhöhung
ist eine falsche Maßnahme zur falschen Zeit." In diesem Zusammenhang trat der Minister auch für
eine unabhängige Medienbehörde ein. Außerdem gehe es darum Maßnahmen zu setzen, um den Wettbewerb
zu forcieren und ein Preismonitoring der Energiepreise einzuführen.
Das Maßnahmenpaket im Überblick:
Beauftragung der Wifo-Studie als Datengrundlage:
Dabei gehe es vor allem um detaillierte Informationen über die Inflationsentwicklung im Zeitverlauf
und die Besonderheiten der hohen Inflation im Dezember bzw. Jänner sowie darum, eine Detailanalyse der Inflationstreiber
zu bekommen, so Bartenstein.
Einsetzen der Wettbewerbskommission
Bartenstein kündigte an, die Wettbewerbskommission unter Einbindung der Sozialpartner auf Basis des Wettbewerbsgesetzes
einzusetzen. Die Wettbewerbskommission werde ersucht, innerhalb von drei Monaten auf Basis der vom BMWA beauftragten
Wifo-Studie ein Gutachten zu erstellen und dabei auch eine Unterscheidung zwischen externen und hausgemachten Faktoren
zu untersuchen
Energiepreismonitoring
Das Preismonitoring, das sich auf dem Treibstoffsektor bestens bewährt habe, werde auf andere Energiebereiche
– Strom, Gas Heizöl - ausgedehnt werden. Ab heute werde ein Preisvergleich für Strom und Gas auf der
Homepage des BMWA zur Verfügung stehen. Dabei werde es insbesondere Informationen zum Vergleich der regionalen
Anbieter, das Einsparungspotential durch Wechsel zu einem andere Anbieter, zur Preisentwicklung im Zeitverlauf
sowie einen internationalen Vergleich geben.
Österreich liege aber mit einem Haushaltsstrompreis von 10,5 Eurocent je Kilowattstunde unter dem EU-Durchschnitt
(12,05 Eurocent), ebenso bei Gas mit 3,95 Eurocent je Kilowattstunde (EU-Schnitt: 4,29 Eurocent). „Diese Daten
zeigen schon, dass die österreichischen Haushalte bei Strom und Gas gut bedient sind", so Bartenstein.
Die Möglichkeit eines Wechsels der Versorger solle noch stärker forciert und auf das Einsparungspotenzial
von bis zu 150 Euro pro Jahr deutlicher hingewiesen werden, betonte Bartenstein.
Das Preismonitoring werde vorerst für Strom und Gas angeboten und werde bis zum Vollausbau im März auch
auf Heizöl ausgedehnt. Ab März werde es auch regelmäßige Veröffentlichungen der Energiepreise
per OTS geben
Anbieterwechsel bei Strom und Gas forcieren
Das Einsparungspotential bei Wechsel des Anbieters von Strom und Gas liegt je nach Region bei rund 150
Euro pro Jahr. Die E-Control werde eine Informationsoffensive starten, um die Konsumenten vermehrt zum Anbieterwechsel
zu motivieren
Reduktion der Provisionsobergrenze für Mieter
Betreffend die Mietkosten gehe es darum, so Bartenstein, Verhandlungen mit den Interessensverbänden
über eine Reduktion der Provisionen für Mieter von Wohnungen zu führen. Ziel sei es, die Obergrenze
von 3 Monatsmieten zu reduzieren.
Deregulierungspaket
Es gehe darum, gemeinsam mit den Sozialpartnern, der Bundeswettbewerbsbehörde und der E-Control ein
"Deregulierungspaket zur Ankurbelung des Wettbewerbs" zu erarbeiten.
Umsetzung Mindestsicherung
Ziel sei es, die Mindestsicherung bis 2009 umzusetzen. Der Sozialminister habe hier seine volle Unterstützung,
so Bartenstein.
Standort-Benchmarking-Kommission
Mit der Einsetzung einer Benchmarking-Kommission unter Einbindung der Sozialpartner solle des Reformtempo
wieder erhöht werden. Das sei wichtig, denn ein Wachstum jenseits der 3-Prozent-Marke, wie das in den Jahren
2006 und 2007 der Fall war, sei nicht von Gott gegeben.
Umsetzung EU-Dienstleistungsrichtlinie
Die Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie bis Ende 2009 unter Federführung des BMWA sei ein wichtiger
Beitrag. Allerdings sei das "eine so starke Querschnittsmaterie, dass ich an alle meine Kollegen appelliere,
hier konstruktiv mitzuarbeiten", so Bartenstein.
Standard Cost Modell
Beim Ziel, 25 % der Verwaltungskosten einzusparen, sehe er sich „in Übereinstimmung mit dem Vizekanzler und
Finanzminister". |
Krainer: Bartenstein-Paket zur Inflationsbekämpfung ist ein "bisschen wenig"
Keine Sofortmaßnahmen vorgesehen - Weitere Gutachten nicht mehr notwendig, um zu
handeln
Wien (sk) - Auf den ersten Blick schaue das gestern von Wirtschaftsminister Bartenstein vorgestellte
Maßnahmenpaket gegen die Inflation nicht so schlecht aus, bei genauerem Hinsehen ist es aber nichts anderes
als das weitgehend wirkungslose ÖVP-Paket, das bereits vor zwei Wochen vorgestellt wurde, sagte SPÖ-Finanz-
und Budgetsprecher Jan Krainer am 14.02. gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. Die vorgeschlagenen Maßnahmen
seien ein "bisschen wenig", bloß aufgefettet mit einigen "unabhängigen" Experten,
die bei der Präsentation anwesend waren. Von einer wirkungsvollen Sofortmaßnahme, wie die 100 Euro Inflationsabgeltung
für Einkommensschwache, sei gestern überhaupt nicht die Rede gewesen, kritisierte Krainer.
"So ist es unverständlich, wozu wir jetzt auf eine Studie des WIFO warten sollen, damit endlich ein Gutachten
über die Gründe der Inflation von der Wettbewerbsbehörde erstellt werden kann. Irgendwann Mitte
2008 würde vielleicht einmal was passieren; das ist nicht nachvollziehbar", so Krainer. "Das WIFO
wird uns nichts zeigen können, was uns die Statistik Austria nicht schon längst vor Augen geführt
hat: Die stärksten Preistreiber sind: Energie, Wohnen und Lebensmittel", stellte Bauer fest. Gerade im
Bereich der Lebensmittel sind es die Grundnahrungsmittel, die den höchsten Anstieg verzeichnen, wie z.B. Milch,
Käse und Eier (+15,7%), Öle und Fette (+13,4%), Brot und Getreide (+9%). Für die notwendige Branchenanalyse
sei kein weiteres Gutachten mehr notwendig, man könne sofort handeln, fordert der SPÖ-Finanz- und Budgetsprecher.
Um endlich die Maklerprovisionen zu reduzieren, müsse man sich nicht nochmals mit den Interessenverbänden
zusammensetzen, wie es Bartenstein nun vor hat. "Er hat sich bereits zwei Mal mit den Vertretern der Makler
getroffen, die werden natürlich nie dem Vorhaben, ihre Provisionen zu kürzen, zustimmen", sagte
Krainer. Jetzt muss daher der Minister Farbe bekennen und zeigen, ob er die Reduktion der Maklergebühren auf
zwei Monatsmieten per Verordnung erlassen möchte, unterstrich der SPÖ-Politiker.
Es sei auch nicht einsichtig, warum für Branchenuntersuchungen und mögliche Preisabsprachen die Wettbewerbskommission,
die ja nur ein beratendes Gremium ist, jetzt die Aufgaben der Wettbewerbsbehörde selbst übernehmen soll:
"Wozu haben wir denn eine weisungsunabhängige Behörde mit umfassenden Ermittlungsbefugnissen, wenn
sie diese nicht nützt?", so Krainer. Nicht nachvollziehbar sei auch, warum sich diese weisungsunabhängige
Behörden - E-Control und Wettbewerbsbehörde - vor den Karren der ÖVP-Politik spannen lassen und
gemeinsam mit dem Wirtschaftsminister das 10-Punkte-Programm der ÖVP präsentieren. "Wenn die Herren
Zeit für solche Pressekonferenzen haben, dann ist bei der Behörde sicher auch die Zeit für Branchenuntersuchungen
- von der Produktion bis zum Vertrieb - vorhanden", sagte Krainer.
Demgegenüber betont Krainer einmal mehr, dass es jetzt darum gehe, die Auswirkungen der Teuerung rasch und
unbürokratisch abzufedern. "Wir haben ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der hausgemachten
Inflationsursachen vorgelegt. Vordringlich ist jetzt aber die Auszahlung von 100 Euro Soforthilfe an die einkommensschwachen
Personen, die unter den massiven Teuerungen besonders leiden", schloss Krainer. |