Bartenstein und Schmied: "Modularisierung der Lehre bringt mehr Spezialisierung und Flexibilität
für die Jungen"
Wien (bmwa) - "Gerade angesichts der Diskussionen der vergangenen Tage ist es wichtig, sich
wieder der konstruktiven Arbeit zu widmen. Wir wollen die Sachpolitik in den Vordergrund stellen", erklärten
Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein und Bildungsministerin Claudia Schmied am 13.02. anlässlich
einer gemeinsamen Pressekonferenz zur Modularisierung von Lehrberufen. „Das Jugendbeschäftigungspaket ist
in finaler Ausarbeitung und wird noch im Februar in Begutachtung gehen", so Bartenstein. Zudem würden
in der dualen Berufsausbildung mit der Modularisierung neue Felder beschritten.
"Berufliche Mobilität, Flexibilität und Spezialisierung zu verbinden ist ein Kunststück. Die
Antwort darauf ist die Modularisierung der Lehre", so Bartenstein weiter. Heute wurden die Verordnungen für
die ersten beiden Berufe – „Installations- und Gebäudetechnik" sowie „Werkstofftechnik" vom Wirtschafts-
und Arbeitsminister genehmigt. Zwei weitere – nämlich „Holztechnik" sowie „Kraftfahrzeugtechnik"
– gehen heute in Begutachtung. In den kommenden Jahren soll die Zahl der Lehrberufe von derzeit etwa 260 auf 100
reduziert werden. „Es geht hier auch um eine Flurbereinigung", waren sich Bartenstein und Schmied einig.
"Zusammenarbeit ist in vielen Bereichen wichtig und notwendig.", betonte Bildungsministerin Schmied.
"Ich freue mich sehr, diesen zukunftsweisenden Schritt zu gehen und eine neue Ausbildungsform vorzustellen,
die mehr Flexibilität und Transparenz ermöglicht.", so die Ministerin weiter. Bartenstein dazu:
"Die Menschen erwarten von uns konstruktive Arbeit mit Ergebnissen - gerade wenn es etwa um die Zukunftschance
der Jugendlichen geht."
Konzept der Modularisierung
Die Struktur eines modularisierten Lehrberufs gestaltet sich folgender Maßen: In einem Grundmodul sollen
die Lehrlinge zwei Jahre lang Fertigkeiten und Kenntnisse, die grundlegende Tätigkeiten eines Lehrberufes
oder mehrerer Lehrberufe eines Berufsbereiches bilden, erwerben. Darauf baut das Hauptmodul auf: Innerhalb von
einem oder eineinhalb Jahren werden Fertigkeiten und Kenntnisse, die den im Beruf erforderlichen Qualifikationen
entsprechen, vermittelt. Ein Spezialmodul (ein halbes oder ganzes Jahr) ist für die Aneignung von weiteren
Fertigkeiten und Kenntnissen vorgesehen, die dem Qualifikationsbedarf eines Berufs für spezielle Produktionsweisen
und Dienstleistungen entsprechen. Der Gesamtausbildungsrahmen beträgt damit bis zu vier Jahre.
„Die Vorteile für Jugendliche bestehen vor allem in der flexibleren Gestaltung der Ausbildung, in verbesserten
Kombinationsmöglichkeiten, der größeren Berufsmobilität und der leichteren Anerkennung bereits
erworbener Qualifikationen", so Bartenstein. "Dieses Ausbildungskonzept erfüllt die Anforderungen
der Wirtschaft nach mehr Spezialisierung." So würde die Ausbildung besser an Branchenbedürfnisse
angepasst, vor allem auch für neue, dynamische Berufe ohne volles Berufsbild. Bildungsministerin Schmied dazu:
"Durch die verbesserte Übersichtlichkeit bei den Lehrberufen durch die Reduktion der Einzellehrberufe
wird das Angebot transparenter. Zudem gelingt dadurch die Verzahnung von Erstausbildung und Weiterbildung, was
dem Prinzip des „lebenslangen Lernens" entgegenkommt." Dass dabei auch die Ausbildungsinhalte verbessert
würden, verstehe sich von selbst, ergänzte Bartenstein.
Die Struktur des modularisierten Lehrberufs am Beispiel „Installations- und Gebäudetechnik": Zuerst ist
das Grundmodul „Installations- und Gebäudetechnik" (2 Jahre) zu absolvieren, gefolgt von den Hauptmodulen
(jeweils 1 Jahr) Gas und Sanitärtechnik, Heizungstechnik sowie Lüftungstechnik. Dazu werden die Spezialmodule
(jeweils 1 Jahr) Badgestaltung, Ökoenergietechnik, Steuer- und Regeltechnik sowie Haustechnikplanung angeboten.
Die Lehrlingszahlen im Bereich der bisherigen Sanitär- und Klimatechnik haben sich zuletzt recht positiv entwickelt.
Die Anzahl der Lehrlinge ist in den Jahren 2002 bis 2007 von 4.762 auf 5.052 gestiegen. Das ist ein Plus von sechs
Prozent. Auch die Gesamtzahl der Lehrbetriebe in dieser Branche ist in diesem Zeitraum von 1.525 auf 1.546 gestiegen
(+1,4 Prozent).
Lehrlingsentwicklung
"Die Entwicklung bei Lehrlingen ist erfreulich", so Bartenstein. Ende Jänner gab es 41.795 Lehrlinge
im ersten Lehrjahr und somit um 1.778 mehr (+4,6%) als im Jänner des Vorjahres. Zugleich ist der gesamte Lehrlingsstand
um 3,1% auf 128.486 gestiegen. Besonders erfreulich: Die Lehrstellenlücke hat sich seit 2003 mehr als halbiert. |