Haifa (gewitsch) - Knapp nacheinander fanden diesmal drei Veranstaltungen der
I.Ö.G. in Haifa statt. Am 16. Jänner hielt Botschafter Mag. Michael Rendi seinen ersten Vortrag im Rahmen
der Gesellschaft; er erzählte dem Publikum über seinen Werdegang im BMEIA (wer es noch nicht weiß:
Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten) und über seinen, sehr interessanten,
Lebenslauf. Danach erklärte er, auf Grund verschiedener Anfragen, die Stellung der Republik Österreich
zu zwei Themen: Die Erwerbung (oder Wiedererwerbung) der österr. Staatsbürgerschaft durch ehemalige
Österreicher und deren Nachkommen und zweitens ein - in Israel besonders heikles - Thema, nämlich das
Abkommen zwischen der ÖMV und dem Iran über zukünftige Energielieferungen und ob dies eine Umgehung
der verhängten Sanktionen bedeutet. Das Publikum dankte dem Botschafter für seine besonders gelungenen
Ausführungen mit starkem Applaus.
Am 6. Feber fand eine künstlerische Veranstaltung - in Zusammenarbeit mit dem Zentralkomité der Juden
aus Österreich in Israel (Z.K.J.OE.I.) - mit zwei Damen statt: Die Schriftstellerin Claudia Erdheim mit Auszügen
aus ihrem Roman: "Längst nicht mehr koscher" (die Geschichte einer jüdischen Familie in Galizien,
die nach Wien üersiedelt) und die Schauspielerin Inge Maux mit dem Programm: "Wiener Kaffeehausliteratur
und Wiener/Jiddische Musik". Diese Veranstaltung wurde durch die Hilfe des österr. Kulturforums in Tel
Aviv, dessen Direktor Dr. Arad Benkö, sowie des Z.K.J.Ö.I. ermöglicht. Die Darbietung von Inge
Maux enthielt, unter anderem, zwei Lesungen, welche besonderen Anklang fanden: "Herrlich ist's in Tel Aviv
- aus der Wiener Perspektiv' " und die Beschreibung Anton Kuh's von Geza von Cziffra. Einige Lieder, mit der
Gitarre begleitet, waren auch im Programm, welches vom Publikum berechtigen und starken Applaus erhielt.
Claudia Erdheim erzählte über den Inhalt ihres neuen Buches "Längst nicht mehr koscher"
welches sich mit der Geschichte ihrer Familie von 1874 bis 1945 befaßt. Die Familie wanderte von Galizien
nach Wien aus, wo sie sich stark assimilierte und sich daher nicht mehr an die Speisegesetze des Judentums hielt.
Die Schriftstellerin verstand es sehr gut die Lebensbedingungen und das Milieu im damaligen Galizien zu beschreiben.
Borislav und das 12 KM entfernte Drogobych waren eines der ersten bekannten Erdölgebiete der Welt und da die
meisten der Erdölarbeiter Juden waren, war die Bahn zwischen den beiden Orten die einzige in der Monarchie,
welche am Samstag (der jüdische Schabbath) nicht verkehrte! Auch Claudia Erdheim erhielt starken Applaus.
Am Ende dankten Gideon Eckhaus, der Vorsitzende des Z.K.J.Ö.I und Peter Gewitsch, Vorsitzender der I.Ö.G.
Haifa, den Künstlerinnen und dem Direktor des österr.Kulturforums, Dr. Arad Benkö, für das
Zustandekommens des Abends und Peter Gewitsch überreichte im Namen der I.Ö.G. Haifa beiden Damen ein
kleines Andenken.
Am 12. Feber fand gleich wieder eine Veranstaltung statt: Dr. Nadja Danglmaier sprach im Seniorenheim der Juden
aus Mitteleuropa in Haifa, über ihr Diossertation über den Stellenwert Österreichs in der Einstellung
der von dort nach 1938 vertriebenen Juden: "Seine erste Liebe vergisst man nicht". Ihre Ausführungen
waren von ganz besonderem Imteresse für das Publikum, das ja - teilweise - als Interviewpartner der Verfasserin,
das Material zur Arbeit geliefert hatte. Da es sich dabei um die persönlichen, bitteren Erfahrungen aus der
unseligen Zeit (1938-1945), waren die Reaktionen - begreiflicherweise - sehr emotionell und gerade das Verständnis
das Dr. Danglmaier dafür aufbrachte, erwarb ihr die Sympathie des Publikums.
Peter F.Michael Gewitsch
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