Jugendwohlfahrt  

erstellt am
22. 02. 08

Kdolsky: Schützen und Fördern - Jugendwohlfahrt im 21. Jahrhundert
Wien (bgf) - Zum Auftakt der Novellierung des Jugendwohlfahrtsgesetzes lud Familien- und Jugendministerin Andrea Kdolsky am 21.02. zur Enquete "Erkennen von Gewalt gegen Kinder" in den Festsaal des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend. "Diese Veranstaltung, an der zahlreiche Experten sowie Vertreterinnen und Vertreter aller Interessensgruppen und Verbände sowie der politischen Parteien teilnehmen, ist für mich der erste Schritt einer großen Reform, um das Jugendwohlfahrtsgesetz den Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen", sagte Kdolsky im Rahmen einer Pressekonferenz mit Privatdozent Dr. Leonhard Thun-Hohenstein von der Paracelsus Privatmedizinischen Universität Salzburg und Mechthild Paul vom nationalen Zentrum Frühe Hilfen aus Köln.


In ihren Ausführungen wies sie darauf hin, dass Österreich rechtlich gesehen Vorreiter in Sachen Gewaltschutz sei. "Seit 1989 ist in Österreich jegliche Form der körperlichen und seelischen Gewalt an Kindern als Erziehungsmaßnahme verboten. Das Jugendwohlfahrtsgesetz stammt ebenfalls aus dem Jahre 1989 und wurde zuletzt 1998 substanziell geändert. Seitdem sind 10 Jahre vergangen, in denen unsere Gesellschaft, unser soziales Umfeld einen Wandel erlebt hat."

Gesetze allein würden jedoch keinen ausreichenden Schutz vor Gewalt, Misshandlung, Vernachlässigung und sexuellem Missbrauch bieten. Zur Prävention, Aufdeckung, Meldung, Weiterverweisung, Behandlung und Betreuung seien vielfältige Maßnahmen nötig. Und diese müssten kontinuierlich verbessert werden.

Als wichtigste Maßnahmen nannte Kdolsky:

1. Enquete als Startschuss für die Novellierung des Jugendwohlfahrtsgesetzes mit folgenden Zielen:

- Stärkung der Prävention und des Schutzes von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt in der Erziehung - Verbesserung der Rechtsschutzinteressen der Klient/innen - Impulse für einheitliche Standards setzen - Professionalisierung der Fachkräfte - Modernisierung des Jugendwohlfahrtsgesetzes hinsichtlich der Sprache und Konkretisierung der Ziele.

Für die Reform liegen bereits eine Reihe von Änderungsvorschlägen auf dem Tisch für deren weitere Bearbeitung drei Arbeitsgruppen zu folgenden Themenbereichen eingerichtet werden:

- Aufdeckung von Gefährdungen und Erstellung von Hilfeplänen - Qualitätssicherungsstandards bei der Adoption und Pflegestellenvermittlung - Ziele und Grundsätze der Jugendwohlfahrt

2. "Der in meinem Auftrag für die Kinderschutzgruppen in Krankenhäusern entwickelte 'Leitfaden für die Kinderschutzarbeit in Gesundheitsberufen' soll auch niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten der Allgemeinmedizin und Pädiatrie sowie Schulärzt/innen dabei helfen, Gewalt gegen Kinder frühzeitig zu erkennen", so Kdolsky weiter. "8000 Mediziner/innen werden den Leitfaden zur Unterstützung ihrer Arbeit in den nächsten Tagen von meinem Ressort bekommen. Denn sie sind es, die mit den weniger offensichtlichen, verdeckten Folgen von Gewalt zuerst konfrontiert werden."

3. Um die im Gewaltbericht 2001 geforderte Datenlage zu verbessern, werde noch heuer eine umfassende Gewaltstudie in Auftrag gegeben. 20 Jahre Gewaltverbot sei ein guter Anlass um nachzuprüfen, wie sich das Verständnis von Gewalt verändert hat, wie es Eltern gelingt, auf körperliche Strafen zu verzichten und was Eltern brauchen, um gewaltfreie Erziehung auch im Alltag umzusetzen.

"Die heutige Enquete bringt uns viele Anregungen und Erkenntnisse, die nun in das Reformprojekt einfließen werden. Der Schutz von Kindern gegen Gewalt ist keine Privatsache sondern ein Auftrag an unsere Gesellschaft. Für die Prävention von Gewalt ist die Kooperation und Vernetzung aller betroffenen Institutionen wie Jugendwohlfahrt, Medizin, Kindergärten, Schulen, Exekutive und einschlägigen NGOs unerlässlich. Gewalt gegen Kinder geht uns alle an, schauen wir nicht weg und nehmen wir unsere Verantwortung wahr", so die Familienministerin abschließend.

 

 Rudas: Jugendwohlfahrt zum Wohle der Kinder novellieren
Wien (sk) - "Der Auftakt zur Novellierung der Jugendwohlfahrt ist getan - jetzt heißt es, auch Taten sprechen zu lassen", erklärte SPÖ Kinder- und Jugendsprecherin Laura Rudas am gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. "Es ist wichtig, dass die Arbeitsgruppen effizient, aber auch unter Einbindung aller Beteiligten an Verbesserungen arbeiten können - vor allem müssen auch betroffene Kinder und Jugendliche eingebunden werden. Wichtig ist auch, die Neuerungen so zu formulieren, dass Betroffene selbst diese Änderungen lesen und verstehen können", so Rudas.

"Ein gesellschaftlicher Umdenkprozess ist wichtig. Es muss im alltäglichen Denken fest verankert sein, dass Kinder schützenswert sind. Das Kindeswohl muss ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein. Daher ist eine gute Novellierung mit der Einbindung aller Beteiligten ein wichtiger und begrüßenswerter Schritt - aber es müssen auch Aufklärung und Information folgen", schließt Rudas.

 

 Fuhrmann begrüßt Novellierung
Wien (övp-pk) - "In den vergangenen zehn Jahren hat sich unsere Gesellschaft und unser soziales Umfeld einem starken Wandel unterzogen. Daher ist es notwendig diese Gegebenheiten an das Jugendwohlfahrtsgesetz anzugleichen", so die Bundesobfrau der Jungen ÖVP, Abg. z.NR Silvia Fuhrmann, zur Enquete "Erkennung von Gewalt gegen Kinder", die Auftaktveranstaltung zur Jugendwohlfahrt im 21. Jahrhundert. "Die neu gesetzten Maßnahmen zur Prävention, Meldung, Betreuung und Behandlung zum Schutz von Kinder und Jugendlichen bieten eine verstärkte Kontrolle um im Kampf gegen Gewalt, Misshandlung, Vernachlässigung und sexuellen Missbrauch neue Schwerpunkte zu setzten."

Die Junge ÖVP kann die Maßnahmen zur Novellierung des 1998 zuletzt im Gesamten geänderten Gesetzes nur begrüßen. "Ministerin Kdolsky schafft mit der Novellierung eine neue Basis, um eine Vernetzung aller betroffenen Institutionen wie Jugendwohlfahrt, Medizin, Kindergärten und Exekutive herzustellen", betont Fuhrmann abschließend.

 

 Zwerschitz: Anzeigepflicht muss fallen
Wien (grüne) - "Im Rahmen der heutigen Enquete im Jugendministerium haben sich durch die Bank alle ExpertInnen vehement gegen die Anzeigepflicht von vermuteten Missbrauchsfällen ausgesprochen, da dadurch das Kindesleid in vielen Fällen nur noch verschlimmert würde", erklärt die Jugendsprecherin der Grünen, Barbara Zwerschitz. "Es kann nun wirklich keinen Grund mehr für Jugendministerin Kdolsky geben, an dieser kontraproduktiven Law-and-Order-Maßnahme festzuhalten." Davon abgesehen zeigen sich die Grünen angesichts der Pläne zur umfassenden Renovierung des Jugendwohlfahrtgesetzes "vorsichtig optimistisch. Aber es hängt natürlich sehr stark davon ab, wer letztlich in den von der Ministerin angekündigten Arbeitsgruppen sitzt", warnt Zwerschitz. Von zentraler Bedeutung sei jedenfalls, dass auch Jugendliche und Jugendverbände in die Verhandlungen aktiv eingebunden würden. "Denn so kann Ministerin Kdolsky beweisen, dass es ihr mit der Partizipation von Jugendlichen in Angelegenheiten, die sie betreffen, ernst ist", meint Zwerschitz.
     
Moser: Schritt in die richtige Richtung ...
Innsbruck/Wien (sos kinderdorf) - Grundsätzlich positiv reagierte der neue Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf, Mag. Christian Moser, auf die gestrige Enquete von Familienministerin Andrea Kdolsky als Auftakt zur Novelle des Jugendwohlfahrtsgesetzes. "Was mein Vorgänger Wilfried Vyslozil knapp vor Weihnachten noch scharf kritisiert und enttäuscht als Entwurf für eine "Mini-Novelle" bezeichnet hat, geht nun doch in eine neue positive Richtung. Denn Kdolsky sprach vor den rund 400 Teilnehmern der Enquete von Plänen für eine große Reform, um das Jugendwohlfahrtsgesetz den Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen.

Wichtige Themen, die SOS-Kinderdorf in einem Positionspapier zur Novelle der Jugendwohlfahrt gemeinsam mit anderen Partnern als "Interessengemeinschaft Chancengesetz" einfordert, sind bei der Enquete klar angesprochen worden: u.a. Prävention als wichtiges Thema, die Beteiligung von Experten, Interessensgruppen und NGO`s an den drei Arbeitsgruppen im Ministerium sowie die Neustrukturierung der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern und ressortübergreifende Finanzierungsmodelle. SOS-Kinderdorf bedauert aber, dass die wichtige Frage der Maßnahmen für über 18 Jährige ("Jung-Erwachsenen-Hilfe") ausgeklammert blieb.

Trotzdem freut sich SOS-Kinderdorf-Geschäftsführer Christian Moser über die klaren Signale in Richtung einer echten groß angelegten Novelle des Jugendwohlfahrtsgesetzes als Schritt in die richtige Richtung. Entscheidend seien aber, so Moser, nicht Worte, sondern konkrete Taten bei der Umsetzung in den Arbeitskreisen. "Ich hoffe hier auf einen breit angelegten Prozess unter Einbindung aller relevanten Systempartner und Experten sowie auch Praktikern, die täglich mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten - und den betroffenen jungen Menschen selbst", so Moser.

SOS-Kinderdorf möchte am Prozess zur Novelle des Jugendwohlfahrtsgesetzes weiter aktiv teilnehmen, bietet seine Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen an und hofft auf entsprechende Möglichkeiten zur Beteiligung. Mehr Infos zum Positionspapier von SOS-Kinderdorf und der Interessensgemeinschaft Chancengesetz auf http://www.sos-kinderdorf.at
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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