Außenministerin bei Dialogveranstaltung der slowenischen EU-Präsidentschaft
Laibach (bmeia) - "Dauerhafte Integration kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie die verschiedenen
Alltagsseiten unseres Zusammenlebens umfasst. Dazu gehört die Teilnahme am Bildungssystem und am Arbeitsmarkt
genauso wie die Mitwirkung am politischen und gesellschaftlichen Leben", so Außenministerin Ursula Plassnik
bei der Dialogveranstaltung zum Thema "Inclusive Citizenship in Europe: Do We Need New Guidelines?",
die am 22.02. auf Einladung des slowenischen Außenministers Dimitrij Rupel auf Schloss Jable nahe Laibach
stattfand.
Das Treffen basierte maßgeblich auf den Ergebnissen der Konferenz "Muslim Youth and Women in the West:
Source of Concern or Source of Hope?", die vom Außenministerium und dem "Salzburg Global Seminar"
im Mai letzen Jahres in Salzburg veranstaltet wurde. Im Zentrum der Gespräche in Laibach stand die Frage nach
Bürgerschaftsmodellen in einem pluralistischen Europa.
Außenministerin Plassnik zur Debatte um den Einfluss der Sharia auf europäisches Recht: "Die EU
ist nicht nur eine Wertegemeinschaft sondern auch eine Rechtsgemeinschaft. Bürgerschaft ist die bejahende
Zugehörigkeit zu einem Staat und seiner Gesellschaft. Die Vereinbarkeit von muslimisch-religiöser Identität
und nationaler Identität muss auf dieser Basis gelingen". Die Erklärung der Konferenz Europäischer
Imamekonferenz von 2003 sei ein praktischer Leitfaden für diese Herausforderungen. "Eines ist klar: Das
gemeinsame Rechtssystem muss außer Streit stehen. Wollen wir Parallelgesellschaften verhindern, so darf es
keine parallelen Rechtssysteme geben. Diese benachteiligen auch in erster Linie Frauen", so die Außenministerin.
"Aktive Bürgerschaft baut auf gelungener Integration auf. In Europa bedeutet Integration nicht, seine
eigene Identität aufgeben zu müssen. Sie ist vor allem ein langfristiger Prozess. Für eine aktive
Bürgerschaft brauchen wir einerseits rechtliche und politische Rahmenbedingungen, aber genauso einen offenen
Dialog und den klaren Willen, sich aktiv zu integrieren. Nur durch konsequentes miteinander reden können wir
einander auch wirklich näher kommen. Der Weg vom Nebeneinander zum Miteinander führt über ein gegenseitiges
´Geben und Nehmen´. Wir müssen ein klares `Ja` zu Europa und seinen Werten erreichen ", so
Plassnik. Österreich habe eine nationale Plattform gestartet, in der jede Bürgerin und jeder Bürger
seine Gedanken und Vorschläge zur österreichischen Integrationspolitik äußern kann.
Außenministerin Plassnik leitete die Diskussion zum Thema Islam in Europa: "Die europäischen Muslime
können wesentlich dazu beitragen, eine muslimisch-europäische Identität im Rahmen eines ´europäischen
Islams´ zu entwickeln. Dabei müssen wir gerade die muslimischen Jugendlichen für die europäischen
Werte gewinnen und für die aktive Teilnahme an unserem europäischen Lebensmodell begeistern. Für
dieses Ziel müssen wir die Frauen stärker unterstützen. Für unsere europäischen Anliegen
müssen wir aber auch die religiösen Führer des Islam in Europa und in der muslimischen Welt in die
Pflicht nehmen", so die Außenministerin. Österreich unterstütze daher unter anderem die Abhaltung
von islamischem Religionsunterricht an öffentlichen Schulen oder die islamische Weiterbildung von ReligionslehrerInnen
an Universitäten.
Weitere Teilnehmer der Veranstaltung waren neben ExpertInnen der afghanische Außenminister Rangin Dadfar
Spanta, der OSZE-Generaldirektor Perrin de Brichambaut, der UNO-Vertreter der Allianz der Zivilisationen, Jorge
Sampaio und der Großmufti von Bosnien und Herzegowina, Raisu-l-Ulema Mustafa Ceric. |