Schnellster ziviler Supercomputer der Welt in Jülich eingeweiht   

erstellt am
22. 02. 08

Meilenstein für deutsche und europäische computergestützte Wissenschaften
Jülich (universität) - In einem feierlichen Festakt wird der derzeit schnellste zivile Supercomputer der Welt heute für die Nutzer freigeschaltet. Gemeinsam geben Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Staatssekretär Thomas Rachel das Startsignal. Der Rechner, genannt JUGENE, leistet rund 167 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde und ist damit auch Europas schnellster Supercomputer. In der aktuellen Weltrangliste, der Top 500, belegt er den zweiten Platz.

„Wissenschaft und Wirtschaft brauchen Rechenleistung auf höchstem Niveau - die einen, um Spitzenforschung zu erbringen, und die anderen, um Innovationen zu schaffen“, sagt Achim Bachem, Vorstandvorsitzender des Forschungszentrums Jülich. „Nun haben wir in Jülich mit JUGENE einen weiteren Meilenstein für eine zukunftsfähige Forschung gesetzt. Die nächsten Schritte gestalten wir zusammen mit unseren Partnern im deutschen Gauss Centre for Supercomputing und schaffen langfristig wettbewerbsfähige Supercomputing-Infrastrukturen auch in Europa.“ Angeführt vom Forschungszentrum und vom Gauss Centre haben sich 14 Länder in einer Initiative namens PRACE zusammengeschlossen und erarbeiten derzeit Konzepte für die nächsten europäischen Supercomputer-Generationen.

Computersimulationen sind eine Schlüsseltechnologie für die Wissenschaft und haben sich gleichberechtigt neben theoretischer und experimenteller Forschung etabliert. Der Supercomputer erweist sich als flexibles und leistungsstarkes Werkzeug, wenn es darum geht, komplexe Probleme zu lösen. Forscher aller Fachrichtungen nutzen ihn, um etwa zu klären, wie sich Galaxien formen, wie Halbleiter funktionieren, wie sich Proteine in Zellen falten oder wie sich Tragflächen von Flugzeugen verhalten.

„Supercomputer-Nutzer bekommen in Jülich gezielte fachspezifische Unterstützung“, sagt Thomas Lippert, Direktor des Jülich Supercomputing Centre. Seine rund 120 Mitarbeiter halten JUGENE nicht nur betriebsbereit: Sie stehen auch als kompetente Ansprechpartner zu allen Aspekten der Simulationswissenschaften bereit. In so genannten Simulations-Laboratorien wird beispielsweise für die Themen Plasmaphysik, Biologie, Erdsystem- und Nanowissenschaften das wissenschaftliche Simulations-Know-how bereitgestellt. „Externe Gruppen können in Kooperationen auf unser Know-how zurückgreifen und erreichen so höchste Effizienz in ihren Rechnungen und in ihrer Forschung“, erklärt Lippert.

JUGENE ist zurzeit mit der gemessenen Rechenleistung (Rmax) von über 167 Teraflop/s (Billionen Rechenoperationen pro Sekunde) der schnellste Rechner des neuen Typs Blue Gene/P von IBM. In Jülich rechnen mehr als 65 000 Prozessoren, die über ein extrem leistungsfähiges Kommunikationsnetz verbunden sind. Sie sind kompakt und energiesparend in 16 etwa telefonzellengroßen Schränken untergebracht. An der Beschaffung des Superrechners JUGENE waren neben dem Forschungszentrum Jülich das Bundesforschungsministerium und das Land Nordrhein-Westfalen beteiligt, darüber hinaus die Helmholtz-Gemeinschaft, deren Mitglied das Forschungszentrum Jülich ist.

„Das Engagement des Forschungszentrums Jülich im Bereich Supercomputing zahlt sich in vielfacher Weise aus“, sagt Martin Jetter, Vorsitzender der Geschäftsführung von IBM Deutschland. „Die öffentliche Hand setzt hier ein wichtiges Zeichen für den Forschungs- und Entwicklungsstandort Deutschland.“ Zur Kooperation mit Jülich sagt Jetter: „Dank unserer komplementären Perspektiven im Supercomputing ergänzen wir uns in dem Ziel, effektive, kompakte und energieeffiziente Rechner der höchsten Leistungsklasse zu entwickeln.“

JUGENE steht in der großen Rechnerhalle des Forschungszentrums Jülich, in der auch seine Brüder JUMP und JUBL ihren Platz haben. Die drei Rechner ergänzen sich derart, dass für jede wissenschaftliche Simulationsaufgabe das passende Werkzeug zur Verfügung steht. Auf den Jülicher Supercomputern rechnen rund 200 europäische Forschergruppen. Am Forschungszentrum Jülich haben Wissenschaftler aus allen Bereichen - von der Materialwissenschaft über die Teilchenphysik bis hin zu Medizin und Umweltforschung - die Möglichkeit, Rechenzeit zu beantragen. Ein unabhängiges Gutachtergremium teilt den besten Vorhaben Rechenzeit zu. Der Jülicher Rechner steht Forschern aus ganz Europa zur Verfügung, insbesondere auch Forschern der RWTH Aachen im Rahmen der Jülich-Aachener Forschungsallianz „JARA“. Ebenso wird die Lehre an der gemeinsamen German Research School for Simulation Science von JUGENE profitieren.
 
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