Mopedautolenker: Überforderung ist Unfallursache Nr. 1   

erstellt am
20. 02. 08

Wenig Kilometerleistung und Fahrausbildung "light" führen zu falschen Reaktionen in komplexen Situationen.
Wien (kfv) - Seit 1998 darf auf Österreichs Straßen mit vierrädrigen Leichtkraftfahrzeugen - so genannten "Mopedautos" - gefahren werden. Der Bestand hat sich von rund 4.300 im ersten Jahr bis zum Jahr 2006 auf rund 16.400 Fahrzeugen beinahe vervierfacht. Bei einem Unfall haben die Insassen eines solchen Mopedautos aber wenig Sicherheitsreserven, wie eine Tiefenanalyse diesbezüglicher Unfälle zeigt, die vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) durchgeführt und vom Verkehrssicherheitsfonds gefördert wurde. Von 2001 bis 2005 gab es insgesamt 326 Unfälle mit Personenschaden, in die Mopedautos involviert waren. Von dabei 260 verunglückten Mopedautoinsassen kamen 22 ums Leben. Pro hundert Unfälle gibt es mit 6,7 Getöteten bei Mopedauto-Crashs vier Mal so viele Todesopfer wie bei Pkw (1,4 Getötete/100 Unfälle). Erstaunlich ist angesichts der unterschiedlichen Bauweisen, dass das Risiko, im Mopedauto tödlich zu verunglücken, auch höher ist als bei Mopeds und Motorrädern (1,9 Getötete/100 Unfälle).

„Crashtests haben gezeigt, dass schon bei einem Aufprall mit nur 40 km/h wegen der Leichtbauweise an der Karosserie von Mopedautos so schwere Schäden entstehen, dass sie für die Insassen ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen“, sagt Dr. Othmar Thann, Direktor des KfV. Dass Mopedautos gerne als Ausweichmöglichkeit genutzt werden, wenn der Führerschein wegen Alkohol am Steuer abgenommen wurde, lassen auch die Unfallzahlen vermuten: Der Anteil von Alkoholunfällen ist bei Mopedautos doppelt so hoch wie bei Pkw und 3,5-mal höher als bei Mopeds und Motorrädern. Beinahe 37 Prozent aller Mopedautounfälle werden durch Vorrangmissachtungen verursacht, die auf Unkenntnis der Verkehrsregeln und Überforderung in komplexen Situationen schließen lassen. Weitere knapp 22 Prozent der Unfälle passieren durch Unachtsamkeit und Tagträumerei. Die Geschwindigkeit anderer Fahrzeuge wird von Mopedautolenkern oft falsch eingeschätzt, was für weitere 19 Prozent der Unfälle verantwortlich ist. Bei jedem zehnten Unfall spielten medizinische Ursachen, vor allem Sehschwächen und Kreislaufprobleme, eine Rolle.

Änderung bei Zugangsvoraussetzungen notwendig
Wer eine gültige Lenkberechtigung – egal welcher Klasse – besitzt, braucht keinen eigenen Mopedauto-Ausweis. Wer diesen Ausweis benötigt, muss acht Stunden Theorie und sechs Stunden Praxis in einer Fahrschule absolvieren, wobei nur Lenker unter 24 Jahren eine theoretische Prüfung ablegen müssen. Grundsätzlich gilt die 0,5-Promille-Grenze, für Mopedausweis-Besitzer unter 20 die 0,1-Promille-Grenze. Durch einen Erlass sind die zuständigen Behörden angewiesen, ein Lenkverbot für Mopedautos zu verhängen, wenn die Lenkberechtigung für andere Fahrzeuge wegen Alkohol- oder Drogenbeeinträchtigung entzogen wurde. „Abgesehen von Autobahnfahrten stellt ein Mopedauto die gleichen Anforderungen an den Lenker wie ein Pkw“, sagt Thann. „Daher sollten auch die gleichen Zugangsvoraussetzungen gelten: Eine ärztliche Untersuchung, eine altersunabhängige theoretische und praktische Prüfung und eine Aufnahme in die Mehrphasenausbildung. Bei der notwendigen Umsetzung der dritten EU-Führerschein-Richtlinie können diese Änderungen einfließen.“
 
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