WKÖ und IV plädieren für Standortsicherheit und realistische Vorgaben – „Die effizientesten
Betriebe sollen mit Gratiszertifikaten belohnt werden“ – Appell an Regierung
Wien (pwk) - Österreichs Wirtschaft setzt sich für einen sinnvollen Klimaschutz auf Basis
neuester Technologien und Innovationen ein, der jedoch gleichzeitig den Wirtschafts- und Industriestandort Österreich
und die damit verbundenen Arbeitsplätze sichert. Zentrale Anliegen sind ein Benchmarking-Modell, Rechtssicherheit
für Investoren sowie die Erstellung eines Masterplans bis 2020 für Österreich und für Europa.
Dies erklärten der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Christoph Leitl, und der Präsident
der Industriellenvereinigung, Veit Sorger, in einem gemeinsamen Pressegespräch zum Thema „EU Klima- und Energiepaket“.
„Entscheidend ist nicht, wo ein Betrieb steht, sondern wie er arbeitet“, machte Leitl das gemeinsame Credo deutlich.
Viele heimische Branchen, z.B. in der Stahlindustrie, sind beim niedrigen CO2-Ausstoß bereits Weltspitze.
Ein durch unrealistische Vorgaben erzwungenes Abwandern österreichischer Industrieproduktionen in Länder
mit geringeren Auflagen würde nicht nur massiv Wohlstand und Beschäftigung im Inland kosten, sondern
sogar zu einem Anstieg der globalen CO2-Emissionen führen.
„Österreich hat seine Hausaufgaben gemacht. Der heimischen Industrie ist es gelungen, zwischen 1990 und 2005
das für Beschäftigung und Wohlstand unerlässliche Wirtschaftswachstum vom Zuwachs bei Energieverbrauch
und CO2-Ausstoß zu entkoppeln. Je mehr Güter in Österreich produziert werden, desto besser für
das Weltklima“, betonte Sorger.
Die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Treibhaushausgas-Emissionen seien ein globales Problem, das nur auf
globaler Ebene zu lösen ist. Das zeigt sich deutlich beim Vergleich EU – China. Europas Anteil an den Emissionen
liegt derzeit bei 14 und schon bald bei weniger als 10 Prozent, während auf China bis 2030 rund ein Drittel
der globalen Emissionen entfallen dürfte.
Die Vorgaben der Europäischen Kommission im Bereich Erneuerbare Energie und Klimapolitik sind, so die beiden
Präsidenten unisono, „ein enormes Belastungspaket“, das die heimischen Unternehmen mit ihren bereits großen
Vorleistungen vor extreme Herausforderungen stellt. WKÖ und IV schätzen, dass sich für die Betriebe
durch den von der Kommission vorgeschlagenen verpflichtenden Emissionshandel zusätzliche Kosten von mehr als
einer Milliarde Euro pro Jahr ergeben. „Dass die dem Emissionshandel unterliegenden Betriebe, die für 40 Prozent
der EU-weiten Gesamtemissionen verantwortlich sind, ganze 60 Prozent der Reduktionsarbeit ab 2013 zu leisten haben,
können wir nicht akzeptieren“. Die Interessensvertretungen sprechen sich daher für ein Benchmarksystem
aus, das umweltfreundliche Branchen und Unternehmen begünstigt. „Diese Unternehmen sollen ihren Bedarf an
Zertifikaten gratis erhalten können“. Die Anlagen mit dem geringsten CO2-Ausstoß pro Produktionseinheit
sollen dabei als Messlatte für den ganzen Sektor gelten.
Scharf kritisierte Präsident Leitl, dass wichtige Teile des EU-Pakets erst kurz vor Beginn der neuen Periode
(2013) konkretisiert werden sollen, die Investitionsentscheidungen für diesen Zeitraum jedoch schon jetzt
getroffen werden müssen: „Wir brauchen Rechts- und Planungssicherheit. Ein Investitionsstopp aufgrund einer
unklaren Rechtslage muss vermieden werden“.
Ein Anteil der erneuerbaren Energien von 34 Prozent bis 2020 ist, so Leitl und Sorger weiter, völlig unrealistisch.
„Wir sind jetzt schon mit 23 Prozent im europäischen Spitzenfeld, 28 Prozent sind maximal erreichbar.“ Österreich
ist Vorreiter bei den Erneuerbaren. „Einziger Punkt, den wir wollen, sind kluge Rahmenbedingungen und ein ordentliches
Kosten-Nutzen-Verhältnis“. Der von den beiden Präsidenten eingeforderte Master- oder Generalplan für
die Klima- und Energiepolitik sollte Maßnahmen für die Bereiche Bauen und Wohnen, Mobilität, Energiewirtschaft
sowie Gewerbe und Industrie enthalten und die gegebenen Vernetzungen sichtbar machen.
„Die von der EU vorgeschlagenen additiven Lösungen sind nicht richtig und bedeuten eine überproportionale
Kostenbelastung für die Unternehmen, die bereits viel in den Umweltschutz investiert haben. Das muss noch
intensiv diskutiert werden. Deshalb ist ein geschlossenes Vorgehen der Regierung so wichtig“, forderten Leitl und
Sorger die Regierung abschließend auf, den eingeschlagenen Weg der Klimakooperation fortzusetzen. |