Außenministerin zur russischen Präsidentschaftswahl
Wien (bmeia) - "Das Ergebnis war überraschungsfrei - gelenkte Demokratie produziert gelenkte
Wahlen. Der neugewählte russische Präsident wird den "Putinismus" nach eigenen Angaben fortsetzen
und konsolidieren. Damit spiegelt er auch das Bedürfnis der russischen Bevölkerung nach Stabilität
wider", erklärte Außenministerin Ursula Plassnik am 03.03. zum Ergebnis der Präsidentschaftswahlen
in Russland.
Mit Medwedew komme in Russland zum ersten Mal eine Führungspersönlichkeit zum Zug, die eindeutig der
postsowjetischen Generation angehöre und aus dem Wirtschafts- und nicht aus dem Sicherheitsapparat stamme.
So habe er bisher ein klares Verständnis für die Verflechtungen und wechselseitigen Abhängigkeiten
in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen erkennen lassen. "Andererseits hat er als Aufsichtsratschef
der Gazprom aktiv die Putin’sche Politik im Bereich der Energiepolitik mitgetragen", so Plassnik.
"In der Außenpolitik haben wir von Medwedew bisher wenig gehört. Positiv aufgefallen ist er im
Jänner mit der Aussage, dass Russland gegenüber dem Westen eine partnerschaftlichere Politik verfolgen
sollte. Er hat allerdings auch begrüßt, dass Russland in seiner Außenpolitik "in gemäßigter
Form seine Zähne zeige" ", unterstrich die Ministerin. In diesem Zusammenhang müsse - so Plassnik
- aufmerksam beobachtet werden, wie sich die russische Außenpolitik in der Kosovofrage, im Bereich der Rüstungskontrolle
(KSE-Vertrag), im Verhältnis zur Ukraine und Georgien und in Bezug auf das iranische Atomprogramm entwickle.
"Positive Tendenzen sollten wir jedenfalls ermutigen. Unser Interesse ist eine positiv-dynamische strategische
Partnerschaft mit Russland. Es gibt eine breite Themenpalette von Handel und Investitionen über den Kampf
gegen den Terrorismus bis zu Wissenschaft und Energie, zu der wir einander brauchen und an einer guten Vertrauensbasis
arbeiten sollten."
"Wir sollten die Chance, die sich durch die Wahl Medwedews für eine Intensivierung der Beziehungen Russlands
mit Europa eröffnen könnte, jedenfalls nutzen. In diesem Sinne sollte die EU dem neuen Präsidenten
bald klar signalisieren, dass sie an raschen Fortschritten bei der Aushandlung des neuen Rahmenabkommens interessiert
ist", betonte die Ministerin.
Plassnik: "Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, mit dem gewählten russischen Präsidenten
die traditionell guten und engen Beziehungen zwischen Österreich und Russland weiterhin zukunftsorientiert
zu entwickeln."
Zu den Wahlen bemerkte die Außenministerin, dass der scheidende Präsident Putin immer davon ausgehen
konnte, dass der von ihm unterstützte Kandidat ohnehin von einer breiten Mehrheit der russischen Wählerschaft
unterstützt würde. "Es war daher auffallend, dass die Opposition im Zuge des Wahlkampfs so umfassend
behindert und zugleich eine effektive internationale Wahlbeobachtung verunmöglicht wurde. Dies ist kein Zeichen
von zunehmendem demokratiepolitischem Selbstbewusstsein."
Entscheidend sei jetzt, welche Akzente Medwedew in Russland sowie international setzen werde. "Medwedew hat
im Zuge des Wahlkampfes mit einigen beachtenswerten Aussagen zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Grundfreiheiten
und Zivilgesellschaft aufhorchen lassen. Wir sind gespannt, ob der liberaleren Wortwahl entsprechende Taten folgen
werden", unterstrich Plassnik abschließend. |