Inflation in der EU: Lebensmittel nicht wegen Agrarpreisen teurer   

erstellt am
28. 02. 08

Kommission: Rohstoffe kleiner Kostenfaktor - Frankreichs Staatsspitze attackiert Profiteure
Brüssel (bmlfuw/aiz) - Etliche der im Lebensmittelhandel der Europäischen Union beobachteten Verbraucherpreissteigerungen bei Lebensmitteln könnten nicht mit höheren Preisen von Agrarprodukten gerechtfertigt werden, hieß es am 26.02. laut Agenturmeldungen. "Einige der Preissteigerungen, die wir beobachtet haben, sind nicht mit den Preissteigerungen beim Rohstoff zu rechtfertigen", sagte Michael Mann, Sprecher von EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel der Agentur "Agence France Press" (AFP).

"Wir hatten Preisanstiege im Lebensmittelhandel. Aber sehen Sie, was ein Laib Brot kostet, dann müssen Sie auch beachten, dass der Preis für das Getreide darin höchstens 5% des gesamten Produktpreises für den Endverbraucher ausmacht", so Mann. Frankreichs Nicolas Sarkozy versprach laut einem Bericht von "Reuters" gestern, Dienstag, bei einem Betriebsbesuch in der Provinz vor Industriearbeitern, "ungerechtfertigte Preiserhöhungen" künftig strikter niederzuhalten. "Die Erlöse, die Schweineproduzenten bezahlt werden, gehen zurück, während die Verbraucherpreise für Schinken explodieren? Tatsächlich gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Preis von Schweinefleisch und Schinken, oder etwa nicht? Ich bin zwar nicht vom Land, aber das kann sogar ich erkennen", machte der Präsident den Widerspruch plakativ deutlich.

Die französische Regierung hat auf die Verteuerungen im Handel bei teilweise gleichzeitig sinkenden landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen reagiert, indem sie Preisaufsichtsmaßnahmen ergreifen will, um klarstellen zu können, wieweit die Verteuerung von Lebensmitteln auf gestiegene Rohstoffpreise zurückzuführen ist und wieweit die Rohstoff-Erzeugerpreise auf Kosten erhöhter Spannen von Verarbeitern und Handel gedrückt werden. Frankreichs Ministerpräsident Francois Fillon hatte schon zuvor die Lebensmittelindustrie und den -handel beschuldigt, den starken Anstieg der Preise für agrarische Rohstoffe für den eigenen Profit auszunutzen: "Es liegen ganz klar Missbräuche bei jenen Teilen der Lebensmittelindustrie und des Einzelhandels vor, die aus dem Anstieg der agrarischen Rohstoffpreise dadurch Profit schlagen, indem sie ihre Spannen erhöhen", so der Regierungschef.

Auch der Sprecher Fischer Boels wies darauf hin, die Europäische Kommission habe schon überall dort, wo sie könne, Maßnahmen gegen den Anstieg der Verbraucherpreise ergriffen. Er nannte an Maßnahmen konkret, dass den Landwirten ermöglicht wurde, ihre Getreideerzeugung auszudehnen, indem sie von der Verpflichtung zur Stilllegung von Ackerflächen befreit worden seien. Damit hoffe die EU 2008 auf eine um 10% größere Getreideernte als im Vorjahr. Die Kommission habe weiters vorübergehend die Getreideimportzölle der Union auf null gestellt und vorgeschlagen, die Milchquoten in der EU von April an um 2% anzuheben.
So lange die Lebensmittelhandelsketten die Wettbewerbsbestimmungen der EU beachteten und keine abgesprochenen Preissteigerungen vornähmen, liege es laut Kommission weitgehend an den nationalen Regierungen, die Preise zu beobachten und im Bedarfsfall Maßnahmen zu ergreifen.
 
zurück