Hinterleitner: "Es geht auch miteinander!"   

erstellt am
27. 02. 08

Gastwirte legen Charta vor: Partnerschaftliches Miteinander von Nichtrauchern und Rauchern als österreichischer Weg – Neue Aufkleber als „Gütesiegel“
Wien (pwk) - Unter dem Motto „Es geht auch miteinander!“ setzt der Fachverband Gastronomie der WKÖ neue Initiativen in der vieldiskutierten Frage des Nichtraucherschutzes im heimischen Gastgewerbe.

In einer am 26.02. der Öffentlichkeit vorgestellten „Charta der österreichischen Gastwirte“ verbindet der Fachverband das Modell der Wahlfreiheit für kleinere Lokale mit dem Bekenntnis zu einem größtmöglichen Nichtraucherschutz für Gäste und Mitarbeiter. „Im Sinne einer Bewahrung der einzigartigen österreichischen Wirtshaus- und Kaffeehauskultur ist das partnerschaftliche Miteinander von Nichtrauchern und Rauchern der einzig gangbare Weg“, begründet Fachverbandsobmann Helmut Hinterleitner die von einer breiten Mehrheit in der Branche getragene Aktion.

Kernpunkt des österreichischen Modells ist die Wahlfreiheit für kleinere Lokale mit einem Gästebereich bis zu 75 m2. Diese können frei entscheiden, ob sie Nichtraucher- oder Raucherlokal sind. Dies wird durch eigens entwickelte Aufkleber signalisiert. „Die Präsentation der Charta ist daher gleichzeitig der Startschuss für die vom Fachverband initiierte klare Kennzeichnung der kleinen Lokale. Die Besucher werden bereits vor dem Betreten des Lokals informiert. Mit diesem Gütesiegel wird sichergestellt, dass auch der Gast tatsächlich die freie Wahl hat“, erklärt Hinterleitner bei dem gemeinsam mit Michaela Schimanko (Reiss Bar) und Cafetier Berndt Querfeld abgehaltenen Pressegespräch.

Gastwirte mit größeren Lokalen verpflichten sich, mindestens die Hälfte der Plätze für Nichtraucher bereitzuhalten. Dieser Nichtraucherbereich muss bei Neubauten räumlich abgetrennt sein. Bei bestehenden Betrieben, wo ein eigener Nichtraucher-Raum nicht möglich ist, wird die Nichtraucherzone durch deutliche räumliche Abgrenzung oder entsprechende Lüftung sichergestellt. Nichtrauchende Servicemitarbeiter werden nach Wunsch entsprechend den betrieblichen Gegebenheiten im Nichtraucherbereich beschäftigt. Über die Umsetzung dieser Lösung in der Praxis wird im Zuge der Ende März beginnenden Kollektivvertragsrunde auf sozialpartnerschaftlicher Ebene mit der Gewerkschaft verhandelt.

Wie Hinterleitner hervorhebt, sprechen sich zwei Drittel der Gastronomiemitarbeiter gegen ein generelles Rauchverbot aus. „Vier von zehn Mitarbeitern in Österreichs Gastronomie sehen den eigenen Arbeitsplatz durch ein totales Verbot explizit gefährdet“. Die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern mit strengen Rauchverboten in der Gastronomie geben der Branche tatsächlich Anlass zur Sorge. So musste ein Drittel der schottischen Pubs nach Einführung des Rauchverbotes Mitarbeiter abbauen. Wie der Sprecher der heimischen Gastronomie sagte, sehe er mindestens 5.000 Betriebe, überwiegend kleinere, in ihrer Existenz gefährdet bzw. vom Zusperren bedroht. Dies entspreche rund 12.000 gefährdeten Arbeitsplätzen.

Im Sinne der Wahlfreiheit haben sich viele Betriebe dafür entschieden, ihren Gästen ein rauchfreies Ambiente zu garantieren. Aktuell sind in Wien 106 deklarierte Nichtraucherbetriebe gemeldet. Groß ist das Angebot an rauchfreien Betrieben auch im Westen Österreichs. In Vorarlberg sind bereits rund zwölf Prozent der größeren Speiselokale reine Nichtraucherbetriebe. Dass es die Mehrheit der kleinen Lokale, insbesondere im ländlichen Raum, dennoch vorzieht, sich als Raucherlokal zu erklären, sieht Hinterleitner als Resultat von Angebot und Nachfrage: „Die Gastronomen richten sich nach ihren Gästen. Und diese sind insbesondere in Bars oder Pubs zu einem großen Teil Raucher oder Gäste, die sich durch Raucher nicht belästigt fühlen. Dies ist ein weiteres Argument gegen generelle Verbote oder von oben aufgezwungene Lösungen. Warum soll sich der Markt nicht selbst regulieren?“.
 
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