Gastwirte legen Charta vor: Partnerschaftliches Miteinander von Nichtrauchern
und Rauchern als österreichischer Weg – Neue Aufkleber als „Gütesiegel“
Wien (pwk) - Unter dem Motto „Es geht auch miteinander!“ setzt der Fachverband Gastronomie der WKÖ
neue Initiativen in der vieldiskutierten Frage des Nichtraucherschutzes im heimischen Gastgewerbe.
In einer am 26.02. der Öffentlichkeit vorgestellten „Charta der österreichischen Gastwirte“ verbindet
der Fachverband das Modell der Wahlfreiheit für kleinere Lokale mit dem Bekenntnis zu einem größtmöglichen
Nichtraucherschutz für Gäste und Mitarbeiter. „Im Sinne einer Bewahrung der einzigartigen österreichischen
Wirtshaus- und Kaffeehauskultur ist das partnerschaftliche Miteinander von Nichtrauchern und Rauchern der einzig
gangbare Weg“, begründet Fachverbandsobmann Helmut Hinterleitner die von einer breiten Mehrheit in der Branche
getragene Aktion.
Kernpunkt des österreichischen Modells ist die Wahlfreiheit für kleinere Lokale mit einem Gästebereich
bis zu 75 m2. Diese können frei entscheiden, ob sie Nichtraucher- oder Raucherlokal sind. Dies wird durch
eigens entwickelte Aufkleber signalisiert. „Die Präsentation der Charta ist daher gleichzeitig der Startschuss
für die vom Fachverband initiierte klare Kennzeichnung der kleinen Lokale. Die Besucher werden bereits vor
dem Betreten des Lokals informiert. Mit diesem Gütesiegel wird sichergestellt, dass auch der Gast tatsächlich
die freie Wahl hat“, erklärt Hinterleitner bei dem gemeinsam mit Michaela Schimanko (Reiss Bar) und Cafetier
Berndt Querfeld abgehaltenen Pressegespräch.
Gastwirte mit größeren Lokalen verpflichten sich, mindestens die Hälfte der Plätze für
Nichtraucher bereitzuhalten. Dieser Nichtraucherbereich muss bei Neubauten räumlich abgetrennt sein. Bei bestehenden
Betrieben, wo ein eigener Nichtraucher-Raum nicht möglich ist, wird die Nichtraucherzone durch deutliche räumliche
Abgrenzung oder entsprechende Lüftung sichergestellt. Nichtrauchende Servicemitarbeiter werden nach Wunsch
entsprechend den betrieblichen Gegebenheiten im Nichtraucherbereich beschäftigt. Über die Umsetzung dieser
Lösung in der Praxis wird im Zuge der Ende März beginnenden Kollektivvertragsrunde auf sozialpartnerschaftlicher
Ebene mit der Gewerkschaft verhandelt.
Wie Hinterleitner hervorhebt, sprechen sich zwei Drittel der Gastronomiemitarbeiter gegen ein generelles Rauchverbot
aus. „Vier von zehn Mitarbeitern in Österreichs Gastronomie sehen den eigenen Arbeitsplatz durch ein totales
Verbot explizit gefährdet“. Die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern mit strengen Rauchverboten
in der Gastronomie geben der Branche tatsächlich Anlass zur Sorge. So musste ein Drittel der schottischen
Pubs nach Einführung des Rauchverbotes Mitarbeiter abbauen. Wie der Sprecher der heimischen Gastronomie sagte,
sehe er mindestens 5.000 Betriebe, überwiegend kleinere, in ihrer Existenz gefährdet bzw. vom Zusperren
bedroht. Dies entspreche rund 12.000 gefährdeten Arbeitsplätzen.
Im Sinne der Wahlfreiheit haben sich viele Betriebe dafür entschieden, ihren Gästen ein rauchfreies Ambiente
zu garantieren. Aktuell sind in Wien 106 deklarierte Nichtraucherbetriebe gemeldet. Groß ist das Angebot
an rauchfreien Betrieben auch im Westen Österreichs. In Vorarlberg sind bereits rund zwölf Prozent der
größeren Speiselokale reine Nichtraucherbetriebe. Dass es die Mehrheit der kleinen Lokale, insbesondere
im ländlichen Raum, dennoch vorzieht, sich als Raucherlokal zu erklären, sieht Hinterleitner als Resultat
von Angebot und Nachfrage: „Die Gastronomen richten sich nach ihren Gästen. Und diese sind insbesondere in
Bars oder Pubs zu einem großen Teil Raucher oder Gäste, die sich durch Raucher nicht belästigt
fühlen. Dies ist ein weiteres Argument gegen generelle Verbote oder von oben aufgezwungene Lösungen.
Warum soll sich der Markt nicht selbst regulieren?“. |