Ein neuartiges Zündsystem für Benzin- und Gas-Motoren basiert auf Laserpulsen und soll
die elektrische Zündkerze nach rund 100 Jahren ablösen
Wien (tu) - Die konventionelle elektrische Zündkerze stößt aus mehreren Gründen
an ihre physikalischen Grenzen. Strengere Umweltrichtlinien sehen eine Abgasreduzierung bei Verbrennungsmotoren
vor. Daneben soll auch der Primärenergieverbrauch gesenkt werden. All das versuchte man zuletzt bei modernen
Motoren mit hoher Verdichtung und sehr mageren Kraftstoffgemischen zu verwirklichen. Magergemische enthalten mehr
Luft als für eine stöchiometrische Verbrennung benötigt wird. Aufgrund dieses Luftüberschusses
sinkt die Flammentemperatur und als folge dessen der Stickoxidausstoß. Hohe Verdichtungsverhältnisse
sind für hohe Wirkungsgrade unumgänglich. Die elektrische Funkenzündung schafft es nicht mehr derart
hochverdichtete Magergemische zu entzünden. Am Institut für Photonik der TU Wien stellten die beiden
Projektassistenten Heinrich Kofler und Johannes Tauer unter der Leitung von Professor Ernst Wintner nun ein neuartiges
Laserzündsystem vor.
"Mit dem Laser können wir die Zündgrenze weiter hinausschieben und erzielen damit eine Wirkungsgradsteigerung
um ein paar Prozentpunkte. Was allerdings noch viel mehr im Vordergrund steht bei der neuen Technologie, ist das
Herabsenken der Stickoxidemissionen um 70 Prozent", fasst Heinrich Kofler zusammen. In Zusammenarbeit mit
dem Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Kraftfahrzeugsbau der TU Wien und GE Jenbacher wurde der neue
Prototyp der Laserzündkerze getestet. Am Zylinderkopf befindet sich ein Festkörperlaser. Über einen
kurz gepulsten Laserstrahl wird optische Energie zur Verfügung gestellt und mit einer Linse fokussiert. Im
Fokus der Linse entstehen derartig hohe Intensitäten, dass es zu einem optischen Durchbruch und zu einer Plasmabildung
kommt. Dieser Funke ist nahezu frei wählbar und ortsunabhängig, das heißt also, dass man ihn knapp
bei der Linse oder direkt in das Zentrum des Verbrennungsraumes hineinsetzen kann. Das Plasma ist heiß genug,
um den Brennstoff zu entzünden.
Momentan versuchen die TU-WissenschafterInnen die Kosten der Anlage zu reduzieren. Johannes Tauer, der im vergangenen
Dezember für seine Diplomarbeit zum Thema "Development of an Ignition Laser" mit dem Scientific
Award der BMW Group 2007, einem der höchstdotierten Nachwuchspreise weltweit, ausgezeichnet wurde, erklärt:
"Laut unseren Einschätzungen rechnen wir für einen Großmotor pro Zylinder circa mit den drei-
bis vierfachen Kosten einer konventionellen Zündanlage. Dennoch empfiehlt sich das teurere Zündsystem
auf lange Sicht, weil der Verbrauch an Gas oder Benzin bei konstanter Leistung abnimmt und auch die Stickoxide
deutlich reduziert werden können." |