ÖVP-Fraktion zog bei der Wahl des Obmanns aus dem Ausschuss aus
Wien (pk) - Der FPÖ-Abgeordnete Peter Fichtenbauer ist am 07.03. bei der konstituierenden Sitzung
des Untersuchungsausschusses unter Vorsitz von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer mit Mehrheit zum Obmann
des Ausschusses gewählt worden. Die Mitglieder der ÖVP-Fraktion im Ausschuss nahmen an der Wahl nicht
teil, sie zogen für die Dauer des Wahlvorgangs aus dem Ausschusslokal aus. Zu stellvertretenden Obmännern
wurden – unter Beteiligung der ÖVP-Abgeordneten und bereits unter dem Vorsitz von Obmann Fichtenbauer – die
Fraktionsführer im Ausschuss Rudolf Parnigoni (S), Helmut Kukacka (V) und Albert Steinhauser (G) gewählt;
Klubobmann Peter Westenthaler (B) hatte auf eine Kandidatur verzichtet. Die Abgeordneten Johann Maier (S), Heribert
Donnerbauer (V) und Harald Vilimsky (F) wurden zu Schriftführern gewählt.
Der Wahl des Obmanns war eine Debatte vorangegangen, die der Grün-Abgeordnete Peter Pilz eröffnete. Pilz
plädierte für einen "möglichst starken" Vorsitzenden, der für diese Tätigkeit
"rund um die Uhr" zur Verfügung stehen könne. Er schlug seinen Fraktionskollegen Albert Steinhauser
für das Amt des Obmanns vor. Abgeordneter Westenthaler (B) ortete ein "widerliches Gezerre" um den
Vorsitz und plädierte für die Änderung der Geschäftsordnung, mit der die Vorsitzführung
durch einen unabhängigen Richter ermöglicht werde. Er regte an, dass die beiden genannten Kandidaten
ihre Vorstellungen präsentieren sollten. F-Mandatar Harld Vilimsky sah in seinem Fraktionskollegen Fichtenbauer
den besten und unbefangenen Obmann.
Der Fraktionsführer der ÖVP im Ausschuss, Abgeordneter Helmut Kukacka, plädierte für ein faires
Verfahren und kritisierte vorgekommene Abqualifizierungen und Vorverurteilungen. Da seine Fraktion den Untersuchungsausschuss
und den Untersuchungsauftrag für nicht gerechtfertigt hielten, werde seine Fraktion sich an der Wahl nicht
beteiligen; dafür trügen die übrigen Fraktionen die Verantwortung. Die ÖVP-Fraktion werde aber
mit dem gewählten Vorsitzenden zusammenarbeiten und sich bei Sachthemen einbringen. Abgeordneter Rudolf Parnigoni
(S) stellte aus seiner Sicht klar, dass jedes Mitglied des Ausschusses zur Vorsitzführung geeignet sei und
keinem diese Fähigkeit abgesprochen werden solle. Er gehe davon aus, dass "fair und anständig"
gearbeitet werde, seine Fraktion werde den Vorsitzenden dabei unterstützen.
Abgeordneter Seinhauser (G) sprach sich für eindeutige Aufklärung im Sinn des Auftrags an den Ausschuss
aus, damit das angeschlagene Vertrauen der Bevölkerung in die Politik wieder hergestellt werde. Bezüglich
des Stils der Ausschussarbeit plädierte er für Fairness.
Abgeordneter Fichtenbauer (F) verwies auf seine 37 Jahre Erfahrung als Anwalt. Die Arbeitsaufträge an den
Ausschuss seien "sine ira et studio" abzuarbeiten, und zwar ohne eine Gewichtung vorzunehmen. Er bekannte
sich als "leidenschaftlicher Vertreter der parlamentarischen Demokratie" und betonte, die Qualität
der Arbeit im Ausschuss werde die Qualität der parlamentarischen Instrumente spiegeln.
Da der Abgeordnete Fichtenbauer (F) bei der Abstimmung die erforderliche Mehrheit der Stimmen erzielte, brachte
die den Vorsitz führende Präsidentin Prammer den auf Albert Steinhauser (G) lautenden Vorschlag nicht
zur Abstimmung.
Folgende Abgeordnete gehören dem "Untersuchungsausschuss hinsichtlich der Vertuschung von Polizeiaffären
und des Missbrauchs der politischen Macht insbesondere im Bundesministerium für Inneres, aber auch in den
Bundesministerien für Justiz, für Finanzen und für europäische und internationale Angelegenheiten"
an:
SPÖ: Dr. Johannes Jarolim, Kai Jan Krainer, Mag. Johann Maier, Rudolf Parnigoni, Otto Pendl und Mag. Gisela
Wurm
ÖVP: Mag. Heribert Donnerbauer, Erwin Hornek, Mag. Dr. Beatrix Karl, Günter Kößl, Mag.Helmut
Kukacka und Gabriele Tamandl
GRÜNE: Dr. Peter Pilz und Mag. Albert Steinhauser
FPÖ: Dr. Peter Fichtenbauer und Harald Vilimsky
BZÖ: Peter Westenthaler |