Getreidemarkt 2008 - Chancen und Risken   

erstellt am
06. 03. 08

Neue Modelle der Preisabsicherung
Linz (lk-oö) - Die internationalen Getreidemärkte haben sich in jüngster Zeit dynamisch entwickelt, auch in Österreich. Gerade die Ackerbaubetriebe mussten seit dem EU-Beitritt über einen Zeitraum von über zehn Jahren mit extrem schlechten Erzeugerpreisen leben. Das aktuelle Preisniveau bei Getreide und Ölsaaten scheint keine Eintagsfliege zu sein, sondern Bestand zu haben. Doch die Märkte werden schwankender.

"Die Preisausschläge am Markt werden in alle Richtungen größer werden als in der Vergangenheit. Unter diesem Aspekt freut es uns ganz besonders, dass die Lagerhausgruppe ein Absicherungsmodell für Erzeugerpreise entwickelt hat", so Reisecker.

Daten und Fakten zum Getreidemarkt
Die Vorjahresernte war global gesehen eine der höchsten bisher. Wohl hat es in einigen Regionen erhebliche Ernteausfälle gegeben - insgesamt lag die Erntemenge für Getreide (inkl. Reis) jedoch deutlich über 2 Milliarden Tonnen. Die größten Zuwächse gab es weltweit bei Mais von dem etwa 10 % mehr (ca. + 70 Millionen Tonnen) geerntet wurden.

Die EU-Ernte lag mit ca. 255 Mio. t im mittleren Bereich. Österreich hatte mit ca. 4,6 Mio. t ebenfalls eine durchschnittliche Ernte. Die Getreideernte war dabei unterdurchschnittlich - die Maisernte überdurchschnittlich.

Feststellbar ist jedoch, dass es innerhalb der letzten sechs Jahre nur ein Jahr gegeben hat, in dem die Weltgetreideerzeugung über dem Bedarf lag.

Es gibt daher einen teilweise recht rapiden Bestandesabbau, der von manchen Experten schon als besorgniserregend eingestuft wird. Weltweit lagern (z. B. bei Ölsaaten, besonders Sojabohne) Getreidevorräte für einen Bedarf von etwa zwei Monaten.

Binnen der letzten 12 bis 15 Monate hat sich daher das Preisniveau für Getreide etwa verdoppelt. Diese Entwicklung hat sich international an allen wichtigen Börsen und Handelsplätzen vollzogen.

Vorsichtiger Optimismus für 2008

Für die heurige Ernte sind wir daher vorsichtig optimistisch. Zu beachten ist jedoch, dass allein die Bandbreite einer EU-Getreideernte zwischen 230 bis 300 Mio. t liegen kann. 230 Mio. t wäre eine Katastrophenernte; 300 Mio. t wäre eine Ernte bei der es dann in keiner relevanten Erzeugerregion irgend ein Problem gegeben hätte.

Von den wesentlichen Getreidebörsen der Welt wie Chicago board of trade in den USA oder Euronext in Europa kommen momentan hoffnungsvolle Signale für die kommende Ernte. An diesen Warenterminbörsen werden schon sehr intensiv Getreide und Ölsaaten der Ernte 2008 gehandelt. Dieser Handel von future-Kontrakten hat in den USA eine lange Tradition - auch in Europa gewinnen diese Instrumente zunehmend an Bedeutung.

Weizen der Ernte 2008 wird momentan mit Preisen von EUR 230,- bis 270,- pro Tonne gehandelt. Darauf aufbauend hat die österreichische Lagerhausorganisation ein neues Produkt für Landwirte entwickelt, das der Preisabsicherung dienen kann.

Dieses neue Produkt ist für ein interessantes Modell, welches wohl eher nur für größere Produzenten in Betracht kommen wird. Nichtsdestotrotz können davon auch Impulse für den übrigen Markt ausgehen, weil damit eine gewisse Preistendenz vorgezeichnet ist. Klar wird in Zukunft auch sein, dass sich der Landwirt nicht mehr nur mit Fragen der Optimierung der Produktionstechnik auseinandersetzen wird, sondern auch mit der Entwicklung der Märkte mit all seinen vielfältigen Facetten. Richtige Entscheidungen am Markt werden das Einkommen unserer Landwirte in Zukunft viel mehr beeinflussen als in der Vergangenheit. Früher gab es am Getreidemarkt eine große Kontinuität auf niedrigem Niveau.
 
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