Neue Modelle der Preisabsicherung
Linz (lk-oö) - Die internationalen Getreidemärkte haben sich in jüngster Zeit dynamisch
entwickelt, auch in Österreich. Gerade die Ackerbaubetriebe mussten seit dem EU-Beitritt über einen Zeitraum
von über zehn Jahren mit extrem schlechten Erzeugerpreisen leben. Das aktuelle Preisniveau bei Getreide und
Ölsaaten scheint keine Eintagsfliege zu sein, sondern Bestand zu haben. Doch die Märkte werden schwankender.
"Die Preisausschläge am Markt werden in alle Richtungen größer werden als in der Vergangenheit.
Unter diesem Aspekt freut es uns ganz besonders, dass die Lagerhausgruppe ein Absicherungsmodell für Erzeugerpreise
entwickelt hat", so Reisecker.
Daten und Fakten zum Getreidemarkt
Die Vorjahresernte war global gesehen eine der höchsten bisher. Wohl hat es in einigen Regionen erhebliche
Ernteausfälle gegeben - insgesamt lag die Erntemenge für Getreide (inkl. Reis) jedoch deutlich über
2 Milliarden Tonnen. Die größten Zuwächse gab es weltweit bei Mais von dem etwa 10 % mehr (ca.
+ 70 Millionen Tonnen) geerntet wurden.
Die EU-Ernte lag mit ca. 255 Mio. t im mittleren Bereich. Österreich hatte mit ca. 4,6 Mio. t ebenfalls eine
durchschnittliche Ernte. Die Getreideernte war dabei unterdurchschnittlich - die Maisernte überdurchschnittlich.
Feststellbar ist jedoch, dass es innerhalb der letzten sechs Jahre nur ein Jahr gegeben hat, in dem die Weltgetreideerzeugung
über dem Bedarf lag.
Es gibt daher einen teilweise recht rapiden Bestandesabbau, der von manchen Experten schon als besorgniserregend
eingestuft wird. Weltweit lagern (z. B. bei Ölsaaten, besonders Sojabohne) Getreidevorräte für einen
Bedarf von etwa zwei Monaten.
Binnen der letzten 12 bis 15 Monate hat sich daher das Preisniveau für Getreide etwa verdoppelt. Diese Entwicklung
hat sich international an allen wichtigen Börsen und Handelsplätzen vollzogen.
Vorsichtiger Optimismus für 2008
Für die heurige Ernte sind wir daher vorsichtig optimistisch. Zu beachten ist jedoch, dass allein die Bandbreite
einer EU-Getreideernte zwischen 230 bis 300 Mio. t liegen kann. 230 Mio. t wäre eine Katastrophenernte; 300
Mio. t wäre eine Ernte bei der es dann in keiner relevanten Erzeugerregion irgend ein Problem gegeben hätte.
Von den wesentlichen Getreidebörsen der Welt wie Chicago board of trade in den USA oder Euronext in Europa
kommen momentan hoffnungsvolle Signale für die kommende Ernte. An diesen Warenterminbörsen werden schon
sehr intensiv Getreide und Ölsaaten der Ernte 2008 gehandelt. Dieser Handel von future-Kontrakten hat in den
USA eine lange Tradition - auch in Europa gewinnen diese Instrumente zunehmend an Bedeutung.
Weizen der Ernte 2008 wird momentan mit Preisen von EUR 230,- bis 270,- pro Tonne gehandelt. Darauf aufbauend hat
die österreichische Lagerhausorganisation ein neues Produkt für Landwirte entwickelt, das der Preisabsicherung
dienen kann.
Dieses neue Produkt ist für ein interessantes Modell, welches wohl eher nur für größere Produzenten
in Betracht kommen wird. Nichtsdestotrotz können davon auch Impulse für den übrigen Markt ausgehen,
weil damit eine gewisse Preistendenz vorgezeichnet ist. Klar wird in Zukunft auch sein, dass sich der Landwirt
nicht mehr nur mit Fragen der Optimierung der Produktionstechnik auseinandersetzen wird, sondern auch mit der Entwicklung
der Märkte mit all seinen vielfältigen Facetten. Richtige Entscheidungen am Markt werden das Einkommen
unserer Landwirte in Zukunft viel mehr beeinflussen als in der Vergangenheit. Früher gab es am Getreidemarkt
eine große Kontinuität auf niedrigem Niveau. |