Heidelberger Forscher zeigen: Blockade des zelleigenen "Recyclingsystems" macht Bestrahlungstherapie
erfolgreicher
Heidelberg (idw) - Besonders resistente Krebszellen, die einer Tumortherapie durch Bestrahlung widerstehen,
werden durch Blockade einer bestimmten Genfamilie wieder empfindlich gegen Bestrahlung. Diesen Effekt konnte die
Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Anja Apel, Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, im Laborversuch zeigen.
Die Forschungsergebnisse zeigen damit einen neuen möglichen Ansatzpunkt, besonders bösartige Tumoren
vernichten zu können.
Die Arbeit der Gruppe Molekulare OnkoChirurgie - eine Kooperation zwischen der Chirurgischen Universitätsklinik
(Geschäftsführender Direktor: Professor Dr. Markus W. Büchler) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum
(DKFZ) unter Leitung von Professor Dr. Ingrid Herr - wurde in Kooperation mit Wissenschaftlern aus Tübingen
und Lausanne in der aktuellen Ausgabe des internationalen Fachjournals "Cancer Research" veröffentlicht.
Recyling muss in allen gesunden Zellen funktionieren
Jede Körperzelle verfügt über ein Recyclingsystem: Mit bestimmten Werkzeugen werden Eiweiße
und Zellorgane, die nicht mehr gebraucht werden, "verdaut" und die einzelnen Baustoffe wieder verwendet.
"Dieser Prozess muss in allen gesunden Zellen des Körpers ablaufen", erklärt Professor Dr.
Ingrid Herr. "Das Recyclingsystem wird auch gezielt eingeschaltet, wenn die Zelle wenig Nährstoffe zur
Verfügung hat. Sie kann Zellbausteine und Energie dann für die überlebensnotwendigen Vorgänge
gebrauchen." Ist die Zelle stark geschädigt, baut dieser als "Selbstfressen" (Autophagie) bezeichnete
Vorgang die Zelle sogar ganz ab. Die Zelle begeht dann sozusagen einen geregelten Selbstmord.
Genfamilie mit Bauplänen für Zellwerkzeuge blockiert
"Hier sehen wir eine mögliche Verbindung zur Entstehung von Krebs", erklärt Dr. Anja
Apel. Wenn die Autophagie-Prozesse gestört sind, werden geschädigte Zellen nicht beseitigt und können
zu Tumoren auswachsen." Außerdem gehen die Heidelberger Forscher davon aus, dass aggressive Tumorzellen
die Prozesse des zelleigenen Recyclingsystems nutzen, um einer Tumortherapie durch Bestrahlung zu widerstehen.
Tatsächlich konnten die Wissenschaftler an strahlenresistenten Zellen verschiedener Tumoren zeigen: Werden
Gene, die die Bauanleitungen von Recycling-Werkzeugen enthalten, blockiert, so tötet die Bestrahlung die Krebszellen
effektiv ab. "Weniger aggressive Krebszellen, die ohnehin auf Bestrahlung ansprechen, wurden durch die Blockade
der Genfamilie nicht beeinflusst", berichtet Dr. Anja Apel.
Als nächstes Forschungsprojekt untersuchen die Heidelberger Wissenschaftler, inwieweit die neuen Erkenntnisse
auf die Behandlung von Tumoren des Magen-Darm-Traktes anwendbar sind - Krebsformen, die als besonders therapieresistent
gelten. |