Nachweis von Lebensmittelallergenen   

erstellt am
04. 03. 08

BOKU eröffnet neues Christian Doppler Pilot-Labor für die Analytik allergener Lebensmittelkontaminanten
Wien (boku) - Eine Lebensmittelallergie ist eine spezifische Änderung der Immunitätslage gegen an sich harmlose Substanzen z.B. Proteine. Geschätzt wird, dass etwa 1,3 bis 8% der Kinder und 0,5-3% der Erwachsenen an einer Nahrungsmittelallergie leiden. Bereits kleine Mengen bestimmter Substanzen können sehr heftige Reaktionen auslösen, wobei der Schweregrad von Juckreiz und Hautrötung bis zum Atem- und Kreislaufstillstand mit möglichem tödlichem Ausgang reicht. Zu den Lebensmitteln, deren Verwendung auch in der Gastronomie und Lebensmittelindustrie sehr weit verbreitet ist, zählen Kuhmilch, Eier, Fische, Schalentiere, Haselnuss und andere Baumnüsse, Soja, Erdnüsse, Sellerie, Sesam und Senf. Diese Lebensmittel findet man mittlerweile auch schon im Annex IIIa der EU-Direktive 2003/98/EC (Novellierung der EU-Direktive 2000/13/EC), der eine entsprechende Kennzeichnung der Allergene bei Verwendung im Lebensmittel vorschreibt. Diese Liste wurde bereits um Lupinien und Mollusken erweitert (EU-Direktive 2006/142/EC).

Die Verbreitung der jeweiligen Nahrungsmittelallergien ist zum Teil regional sehr verschieden und abhängig von den lokalen Ernährungsgewohnheiten sowie dem Verbreitungsgrad eines bestimmten Lebensmittels.

Da die Allergene im Lebensmittel nicht erkennbar sind, bedeutet dies, dass für den Allergiker eine möglichst transparente Etikettierung und Kennzeichnung der Produkte auf internationaler Ebene von größter Wichtigkeit ist. Und für die Lebensmittelanalytik besteht der Bedarf, diese Allergene in Spuren nachweisen zu können. Es stehen bereits sensitive Tests zur Verfügung, aber die weitere Etablierung von analytischen Routineverfahren beziehungsweise alternativen Methoden zum Nachweis der großen Bandbreite von allergenen Lebensmitteln ist unbedingt notwendig.

Hier setzt die Idee des Christian Doppler Pilotlabors zur Analytik allergener Lebensmittelkontaminanten an. Am Technopol-Standort Tulln wurde am 1. Oktober 2007 von RomerLabs und der BOKU ein neues CD-Pilotlabor ins Leben gerufen, das ganz im Zeichen der Analytik allergener Lebensmittelkontaminanten steht. Partner sind RomerLabs Division Holding, eine Tochter des bereits langjähriger Kooperationspartners des Analytikzentrums der Erber AG, jetzt angesiedelt am TZT Technologiezentrum Tulln, und das Interuniversitäre Department für Agrarbiotechnologie IFA-Tulln der Wiener Universität für Bodenkultur. Geleitet wird das Labor, das offiziell am 6. März 2008 eröffnet wird, von Sabine Baumgartner.

Die spezifische Detektion von allergenen Lebensmitteln bzw. allergenen Proteinen basiert auf zwei grundlegenden Verfahren, entweder der PCR-Technik (Polymerase Chain Reaction, auf DNA-Basis) oder immunchemische Techniken wie dem ELISA (Enzyme Linked Immunosorbent Assay). Die derzeit am häufigsten verwendeten Schnelltests basieren auf immunochemischen Methoden. Diese Verfahren sind für die Analytik von allergenen Proteinen auf Grund ihrer hohen Selektivität und Sensitivität zur Testentwicklung sehr gut geeignet.

Für das Christian Doppler Pilotlabor für die Analytik allergener Lebensmittelkontaminanten wurden aus der Liste des Annex IIIa der Direktive 2003/89/EC Milch, Ei, Erdnuss und Nüsse als allergene Modelllebensmittel ausgewählt. Dort wo noch keine allergenen Proteine vorhanden sind, sollen Proteinextraktions und -isolationsmethoden zu deren Gewinnung eingesetzt werden. Ebenso sollen ausgewählte Allergene/Markerproteine hergestellt und charakterisiert werden. Diese Proteine werden in weiterer Folge Anwendung bei der Antikörperherstellung finden, die als Grundlage für die weitere immunochemische Testentwicklung benötigt werden und als Standardproteine bei der Testentwicklung zum Einsatz kommen. Im Laufe des Pilot Labors sollen polyklonale und monoklonale Antikörper entwickelt werden, um für ausreichende Kombinationsmöglichkeiten an Antikörpern für die jeweiligen Testsysteme zu sorgen. Als schnelle Immunoanalytische Tests sollen Immunochromatografische Systeme (LFDs - Lateral Flow Devices), Immuno-basierende Sensoren und Micro Arrays zum Einsatz kommen, wobei in den ersten eineinhalb Jahren des Pilotlabors das Hauptaugenmerk im Bereich der LFD-Entwicklung liegen wird. Diese Testsysteme ermöglichen je nach Art des Einsatzes einen schnellen qualitativen und quantitativen Nachweis der Allergene in ausgewählten Lebensmitteln.

Angelegt ist das Projekt zunächst bis Mitte 2009 - wird es dann positiv evaluiert, erhält das Labor den Status eines regulären Christian Doppler Labors mit einer maximalen Laufzeit von 7 Jahren.

Informationen: http://www.boku.ac.at
 
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