Wichtiger Schritt hin zu einer deutlich schnelleren drahtlosen Datenübertragung
Braunschweig (idw) - Die weltweiten Datenautoabahnen werden immer voller - kein Wunder, dass drahtlose
Übertragungswege immer attraktiver werden. Doch die gegenwärtigen Systeme wie WLAN oder Bluetooth haben
ihre Grenzen: Sie übertragen die Daten mit Taktraten von maximal einigen Gigahertz (einer Milliarde Schwingungen
pro Sekunde). Will man die übertragene Datenmenge steigern, müssen die Taktraten noch schneller werden.
So rückt der Bereich der Terahertzwellen (1000 Milliarden Schwingungen pro Sekunde) ins Visier - zumindest
für kurze Reichweiten wie beispielsweise innerhalb von Räumen. Doch bislang ist es hier äußerst
schwierig, genügend Sendeleistung zu erzeugen und zu übertragen. Das könnte sich jetzt ändern.
Ingenieure und Physiker des Terahertz Communications Lab in Braunschweig, einer Kooperation der Physikalisch-Technischen
Bundesanstalt (PTB) und der Technischen Universität Braunschweig, haben jetzt weltweit erstmals erfolgreich
ein Videosignal bei einer Frequenz von 300 GHz über 22 Meter hinweg übertragen und so gezeigt, dass die
Übertragung von Nutzdaten mit Terahertzwellen möglich ist.
Das berühmte Moore'sche Gesetz, das für die Leistungsfähigkeit von Computern gilt, kann man genauso
gut auf das Volumen von drahtlos übertragenen Daten anwenden: Auch hier haben sich im Schnitt alle 18 Monate
die Datenraten verdoppelt. So ist die Zeit von WLAN und Bluetooth gezählt: Diese Technik wird bald schlicht
zu langsam sein. Doch will man höhere Taktraten, muss man noch einige Probleme lösen, die der Bereich
der Terahertzwellen eben mit sich bringt: Sie sind zwar schnell, aber nicht besonders energiereich; diese Art von
elektromagnetischer Strahlung (Terahertzstrahlung bewegt sich zwischen Infrarot- und Mikrowellenstrahlung und ist
im Grunde nichts anderes als sanfte Wärmestrahlung) wird schnell von der Atmosphäre geschluckt. Darum
konzentriert sich die Forschung zunächst darauf, sie für kurze Reichweiten, also zum Beispiel innerhalb
von geschlossenen Räume oder höchstens innerhalb von einzelnen Gebäuden nutzbar zu machen. Hier
allerdings erhoffen sich die Wissenschaftler schnelle Erfolge, denn auch der technische Fortschritt bei der Entwicklung
der nötigen Bauteile (neuartigen Halbleiterbauelementen und Integrationstechniken für planare Schaltungen)
lässt erwarten, dass es demnächst gelingt, geeignete Komponenten für kompakte und damit marktfähige
Kommunikationssysteme zu bauen.
Vor diesem Hintergrund ist im Jahr 2006 das Terahertz Communications Lab gegründet worden: Wissenschaftler
der TU Braunschweig (drei Labore) und der PTB (ein Labor) haben darin ihre Kompetenzen gebündelt, um gemeinsam
Terahertz-Kommunikationssysteme zu entwickeln sowie die Eigenschaften dieses Übertragungsweges zu erforschen.
Aufgabe der PTB ist es dabei, an der Entwicklung von Messtechnik für zukünftige Komponenten und Systeme
mitzuarbeiten.
Um die Übertragungseigenschaften von Terahertz-Kommunikationssystem zu untersuchen, wurde ein 300-GHz-Übertragungssystem
auf Basis von Schottky-Diodenmischern aufgebaut. Damit haben die Wissenschaftler jetzt als Demonstrationsexperiment
weltweit zum ersten Mal ein Videosignal bei einer Frequenz von 300 GHz über 22 Meter hinweg übertragen.
Es ist also möglich, Nutzdaten auf diesem Wege zu übertragen. Man könnte auch sagen: Das Terahertz-Zeitalter
hat begonnen! |