Speierling zum Baum des Jahres nominiert   

erstellt am
20. 03. 08

Internationaler Tag des Waldes 21. März
Wien (bmlfuw) - Der heurige Baum des Jahres ist der Speierling. Er ist eine Seltenheit in unseren Wäldern und gehört zu den gefährdesten Baumarten Österreichs. Um die Verbreitung dieser Baumart zu erhöhen, wird das Pflanzen und die Pflege im Rahmen des Programms „Ländliche Entwicklung“ unterstützt, erklärte Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll am 20.03. anlässlich der Präsentation des Baum des Jahres 2008, die traditionell am Internationalen Tag des Waldes gemeinsam vom Lebensministerium und dem Kuratorium Wald stattfindet.
Die Forcierung des Speierlingbaumes ist ein wichtiger Beitrag zur Erfüllung der Biodiversitätsverpflichtungen Österreichs, wenn man bedenkt, dass es lediglich bis zu 500 „große“ Speierlingbäume in ganz Österreich gibt und der Speierling daher auch zu den gefährdesten Baumarten Österreichs zählt, so Präsident Gerhard Heilingbrunner vom Kuratorium Wald.

„Der Speierling ist mit der Eberesche verwandt. Über die deutsche Namensgebung gibt es bis heute nur Vermutungen. Möglicherweise wurde der Name aber von Speien, Ausspucken oder Erbrechen abgeleitet, da man die kleinen frischen Früchte des Speierlings wegen ihres hohen Gerbsäuregehalts gerne wieder ausspuckt. In Österreich kommt der bis zu 17 Meter hohe Baum vor allem in Niederösterreich, Wien und im Burgenland vor. In der Steiermark gibt es laut offiziellen Aufzeichnungen nur zwei Exemplare. Insgesamt werden in Österreich zwischen 300 und 500 Speierlinge, die ein Alter von bis zu 350 Jahren erreichen, geschätzt“, erklärt auch Dr. Gerhard Heilingbrunner vom Kuratorium Wald.

Die Nutzung des Speierlings ist bzw. war sehr vielfältig. In der holzverarbeitenden Industrie ist seine Bedeutung aufgrund der immer schon geringen Bestände sehr gering. Das Holz des Speierlings ist das schwerste aller europäischen Laubholzarten und findet fast nur noch im Werkzeug- und Musikinstrumentebau seine Berücksichtigung. So werden vor allem Blasinstrumente, wie die Flöte oder der Dudelsack, aus Speierling angefertigt. Bekanntheit erlangte der Speierling durch seine Früchte, die von Baum zu Baum unterschiedlich aussehen und die zu Marmeladen, Schnaps oder Apfelwein weiterverarbeitet werden. Die Fruchterträge sind ganz beachtlich: So bringt der größte existierende Speierling in Österreich, der einen Durchmesser von 1 ½ Meter aufweist, im Jahr rund 500 Kilogramm Früchte.

Seit mehr als 100 Jahren ist ein starker Rückgang der Speierlingbestände in Österreich und Europa bemerkbar. Der Speierling ist eine charakteristische Baumart jener Laubwaldgesellschaften, die vielfach nur noch bis vor 100 Jahren im so genannten Mittelwaldbetrieb bewirtschaftet wurden. Der Speierling wurde in den letzten 100 Jahren Opfer der Forcierung der Hochwälder, er unterlag dem Konkurrenzdruck der durchwachsenden Nachbarbäume. Von den Schädlingen stellt der Schorfpilz die größte Gefahr für den Speierling dar. Der Schorf befällt vor allem die Früchte, Jungpflanzen und Triebe. Zusätzlich setzten der Rindenkrebs und der Feuerbrand – eine Bakterienkrankheit, die vor allem bei Kernobst auftritt - dem Speierling zu.

Speierling-Setzlinge und –Samen können bei verschiedenen Baumschulen erworben werden. Der Preis pro Pflanze bewegt sich bei ungefähr zwei Euro. „Die Käufer sollten darauf achten, dass nur Samen und Pflanzen aus Österreich verwendet werden. Denn nur so kann garantiert werden, dass der bestehende Speierling- Bestand nicht durch andere verwandte Arten dezimiert wird“, empfiehlt Dr. Gerhard Heilingbrunner.

Ende der 70er Jahre hat die Welternährungsorganisation FAO als Reaktion auf die globale Waldvernichtung den 21. März zum "Internationalen Tag des Waldes" ausgerufen. Jährlich verschwinden etwa 20 Millionen Hektar Wald und Wälder werden in zahlreichen Ländern durch das ungezügelte Wirtschaften der Menschen in ihrer Substanz bedroht. Der „Tag des Waldes“ soll zum Umdenken anregen und Aufklärungsarbeit verrichten!

In der Broschüre „Baum des Jahres 2007 – Der Speierling“ finden Sie weitere detaillierte Informationen über allgemeine Eigenschaften, Knospen, Blätter und Blüten, das Wurzelwerk, die Nutzung, waldbauliche Eigenschaften, den Anbau und die Bedrohungen des Speierlings. Die Broschüre kann beim Kuratorium Wald unter der Email-Adresse kuratorium@wald.or.at gegen einen Unkostenbeitrag von 5 Euro bestellt werden.
 
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