Zweistellige Zuwächse bei Veranstaltungen, Nächtigungen, Wertschöpfung
Wien (rk) - Den fünften Jahresrekord in Serie konnte 2007 nicht nur Wiens Tourismuswirtschaft
generell verzeichnen, sondern auch die Wiener Tagungsindustrie, deren Bilanz Finanz- und Wirtschaftsstadträtin
Vizebürgermeisterin Mag.a Renate Brauner gemeinsam mit Tourismusdirektor Norbert Kettner bei einer Pressekonferenz
am 19.03. im Billrothaus präsentierte. Über das Highlight des Kongressjahres 2007, den Europäischen
Kardiologen- Kongress, der Wien 33.000 Gäste bescherte, referierte der als Gastredner angereiste Prof. Dr.
Eckart Fleck, Mitglied des PR- Komitees der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, und Christian
Mutschlechner, Leiter des Vienna Convention Bureau im WienTourismus, gab einen Ausblick auf das heurige Kongressjahr.
"Mit zweistelligen Zuwachsraten kann Wiens Tagungsindustrie im Jahr 2007 aufwarten: 2.764 nationale und internationale
Kongresse, Firmentagungen und Incentives bedeuten im Vergleich zu 2006 einen Anstieg von 19 % bei den Veranstaltungen.
Daraus resultierten 1.419.044 Gästenächtigungen, das ist ein Plus von gleich 23 %, doch noch stärker
wuchs die von den Veranstaltungen bewirkte landesweite Wertschöpfung. - Der Wiener Kongresstourismus hat dem
österreichischen Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr 760 Millionen Euro zugeführt, um 30 % mehr
als 2006. Außerdem hat er über 15.000 Ganzjahresarbeitsplätze gesichert", berichtete Vbgm.in
Brauner.
Für Tourismusdirektor Kettner "ist die Dynamik im Tagungsaufkommen 2007 von besonderer Bedeutung, denn",
so führte er aus, "als der WienTourismus 2003 mit der Wiener Tourismuswirtschaft das Tourismus-Konzept
Wien 2010 entwickelt hat, galt als eine essenzielle Voraussetzung für das Erreichen von 10 Millionen Nächtigungen
jährlich, dass der Kongresstourismus deutlich schneller wächst als der Gesamttourismus. Damals hat die
Tagungsindustrie 10,1 % zu Wiens Gesamtnächtigungsergebnis beigetragen, das Wunschziel war, ihren Anteil bis
2010 auf 15 % zu steigern. 2006 lag er bereits bei 12,4 % und 2007 machten die Kongress-Nächtigungen 14,7
% von Wiens Gesamtnächtigungen aus. Nicht nur Wiens hervorragende Infrastruktur und effizientes Marketing
sind Grundlage dieses Erfolgs - das ist gleichsam die ,Hardware' - sie wäre allerdings nicht ausreichend,
hätten wir nicht auch die entsprechenden ,Software' dazu, und die besteht in dem guten Klima, das Wien für
Innovation und Forschung bietet. Im Projekt 2010 haben wir bei der Tagungswirtschaft sozusagen einen Fuß
schon auf der Ziellinie, und das sehe ich als Etappensieg mit Signalwirkung für das Gesamtprojekt. Auch wenn
wir dabei sehr gut unterwegs sind, sind solche Zwischenerfolge eine wichtige Motivation, um Kraft für die
anstrengenden letzten Meter zu schöpfen."
420 Euro Tagesausgaben pro Gast
Wiens 2.764 Veranstaltungen im Kongressjahr 2007 (+ 19 % gegenüber 2006) umfassten 713 Kongresse (515 internationale,
198 nationale) sowie 2.051 Firmentagungen und Incentives. Neben den 1.419.004 Nächtigungen in der Wiener Hotellerie
(+ 23 %) und der landesweiten Wertschöpfung von 760 Millionen Euro (+ 30 %) ergab sich daraus ein Steueraufkommen
von 209,8 Millionen Euro. Davon flossen 136,3 Millionen Euro an den Bund, 25,5 Millionen an Wien, der Rest an die
anderen Bundesländer bzw. Gemeinden. In der Wertschöpfung sind alle inlandswirksamen Umsätze erfasst,
nicht nur die direkten Ausgaben von VeranstaltungsteilnehmerInnen, Veranstaltern, allfälligern Ausstellern
und Begleitpersonen, sondern auch Umsätze, die in "vorgelagerten" Wirtschaftszweigen verursacht
wurden (z.B. Bauwirtschaft, Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Druckereigewerbe, Banken, Versicherungen, Kommunikationsunternehmen
etc.).
Die direkten Ausgaben der BesucherInnen all dieser Veranstaltungen sind allerdings bemerkenswert, denn sie zeigen,
dass der Kongress- und Tagungssektor das umsatzstärkste Publikum im Tourismus bringt. Während die durchschnittlichen
Tagesausgaben sämtlicher Wien-BesucherInnen rund 266 Euro pro Kopf betragen, gibt ein Kongress- bzw. Tagungsgast
durchschnittlich 420 Euro pro Tag in Wien aus.
Highlight des Jahres: der Europäische Kardiologenkongress 2007
In der Tagungsindustrie sind internationale Kongresse von besonderem Stellenwert für eine Destination, denn
sie sind weltweit nicht nur ein bedeutender Imagefaktor, sondern haben auch beträchtliche Folgewirkung auf
das Aufkommen. Wien punktet in diesem Segment traditionell stark bei Kongressen mit human- medizinischen Themen,
auch im Vorjahr war dies der Fall: 48 % der von internationalen Kongressen bewirkten Nächtigungen wurden von
Gästen konsumiert, die anlässlich einer Veranstaltung aus diesem Fachbereich in der Stadt waren. In diesen
fällt auch das absolute Highlight, das Wiens Tagungsindustrie 2007 verzeichnen konnte. Der Europäische
Kardiologenkongress - er ist die größte Kongressveranstaltung Europas - tagte von 1. bis 5. September
auf der Reed Messe Wien. Insgesamt zog er 33.065 Gäste an, davon 22.617 Delegierte, 5.631 Aussteller, 562
JournalistInnen und 4.255 Begleitpersonen. Die Mega-Veranstaltung verursachte 152.875 Nächtigungen. Wien konnte
nur 139.794 davon aufnehmen (91 %), wodurch auch die Hotellerie im Umland (5 %) und sogar im angrenzenden Ausland
(4 %) profitierte. Bereits zum vierten Mal durfte Wien diesen Kongress beherbergen. Das letzte Mal war er 2003
in der Stadt, und seine Wiederkehr in so kurzer Zeit ist als Zeichen hoher Zufriedenheit mit der Destination zu
werten.
Prof. Dr. Eckart Fleck, Mitglied des PR-Komitees der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC -
European Society of Cardiology), und Kardiologie-Chef am Deutschen Herzzentrum Berlin, bekräftigte dies und
zog auch über die vorjährige Veranstaltung ein durchwegs positives Resümee: "Der ESC Kongress
2007 in Wien war betreffend die Teilnehmerzahl, den wissenschaftlichen Austausch und die Öffentlichkeitswirkung
einer unserer erfolgreichsten Kongresse", konstatierte er und betonte: "Wir haben ihn mit gutem Grund
in Wien veranstaltet, denn die Stadt bietet eine exzellente Infrastruktur für ein wissenschaftliches Großereignis
dieser Art. - Mit beinahe 4.600 Vorträgen und etwa 5.000 Posters wurden wichtige neue Erkenntnisse aus allen
Bereichen der Kardiologie präsentiert, darunter zahlreiche neue Leitlinien für Prävention und Behandlung
von Herz- Kreislauf-Erkrankungen. Solche Leitlinien werden in den einzelnen europäischen Ländern umgesetzt
- so profitieren Patienten sehr rasch von den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dem Ziel der ESC, europaweit
die Belastungen durch Herz-Kreislauf- Erkrankungen zu reduzieren, hat uns dieser Kongress einen deutlichen Schritt
nähergebracht. Dazu hat auch das umfangreiche Medienecho beigetragen: Durch mehr als 2.400 Medienberichte
in aller Welt konnten über Zeitungen, Zeitschriften, Websites, Radio und Fernsehen mehr als 200 Millionen
Menschen mit Herz-Kreislauf- Themen erreicht werden. Besonders stark war das Medienecho hier in Österreich
und generell im deutschsprachigen Raum, wo wir 700 Medienberichte zum Kongress verzeichnen konnten. Über eine
Woche lang haben tägliche Schlagzeilen für die Verankerung von Herzgesundheit im Bewusstsein einer breiten
Öffentlichkeit gesorgt."
Wien für Kardiologen "Top-Kongressdestination"
Dr. Martina Stoff-Hochreiner, Unternehmensberaterin und Lehrbeauftragte an der Wirtschaftsuniversität
Wien hat nicht nur Wiens gesamten Kongress- und Tagungstourismus 2007 untersucht, sondern im Auftrag der Europäischen
Gesellschaft für Kardiologie und des WienTourismus auch eine separate Analyse des Kardiologenkongresses erstellt.
Diese ergab, dass für 47 % der TeilnehmerInnen Aus- und Fortbildung Hauptgrund für den Kongressbesuch
war, 28% wollten ein Update über neueste Forschungsergebnisse, und 23 % nannten Networking als ein wichtiges
Motiv. Die meisten TeilnehmerInnen (77 %) kamen selbst- verständlich aus Europa, in erster Linie aus Deutschland,
gefolgt von Frankreich, Italien und Großbritannien, doch schon an fünfter Stelle waren Delegierte aus
den USA zu verzeichnen. Verstärkt hat sich die Teilnahme aus Asien und Süd-/Mittelamerika. 13 % aller
TeilnehmerInnen verlängerten ihren Aufenthalt um durchschnittlich 5,3 Tage über den Kongress hinaus aus
beruflichen und/oder privaten Gründen.
Ein Trend, der sich zusehends im internationalen Kongressgeschäft abzeichnet, trat auch beim Kardiologenkongress
2007 deutlich zutage: Die wissenschaftliche Aus- und Weiterbildung tritt gegenüber sonstigen Aktivitäten
immer stärker in den Vordergrund. 31 % der Delegierten verbrachten 2007 signifikant mehr Zeit bei diesem Aspekt
gewidmeten Sitzungen als in den Jahren zuvor.
Mit Bestwerten wurde Wien beurteilt: 68 % gefiel die Stadt sehr gut, 32 % gut, niemand entschied sich für
"weniger gut". Am meisten gelobt wurden Schönheit, Architektur, Kultur, Freundlichkeit und Ambiente.
Ebenso geschätzt wird Wien als Kongress-Metropole: 51 % bezeichneten es als Top- Kongressdestination, 41 %
sogar als ihre bevorzugte Kongressdestination. Unter den Hauptgründen für soviel Wertschätzung wurde
vor allem die professionelle, perfekte Kongressorganisation hervorgehoben. 29 % der TeilnehmerInnen gaben an, dass
der Kardiologenkongress 2007 für sie ein Anlass war, Wien sicher später nochmals zu besuchen, 51 % beantworteten
diese Frage mit "vielleicht".
2008: schwieriges, aber durchschnittlich gutes Kongressjahr
Ausblick auf das heurige Kongressjahr gab Christian Mutschlechner, Leiter des Vienna Convention Bureau im WienTourismus,
und wies zunächst auf Wiens Top-Position als Destination für internationale Kongresse hin: "Seit
Jahrzehnten hält sich Wien bei internationalen Kongressen an der Weltspitze", erklärte er, und "Die
2007 veröffentlichten und aktuellsten Ranglisten der International Congress and Convention Association und
der Union of International Associations zeigen Wien 2006 unter allen Kongressmetropolen auf dem 1. bzw. 2. Platz.
Unser Ergebnis 2007 sollte wieder für einen der Spitzenplätze gut sein. 2008 wird - gemessen an dem hohen
Niveau des vergangenen Jahres - kein einfaches Kongressjahr, denn das Tagungsgeschäft verträgt sich nicht
so gut mit der Fußball EM. Viele Kongressveranstalter reagieren auf solche Events erfahrungsgemäß
,ausweichend', sowohl örtlich als auch zeitlich, und zwar keineswegs nur während der Austragungsdauer,
sondern gleich das ganze Jahr. Das darf aber auch nicht überbewertet werden: 2008 wird ein durchschnittlich
gutes Kongressjahr sein, es wird allerdings den heurigen Rekord nicht brechen können. Man darf nämlich
nicht vergessen, dass die EM schließlich auch Veranstaltungen wie Firmen-Incentives und dergleichen anzieht,
die unseren Kongress-Kalender wiederum bereichern."
Unter den für heuer bereits fixierten Veranstaltungen befindet sich eine Reihe publikumsstarker Kongresse,
die auch das internationale Prestige der Kongress-Metropole Wien bestätigen. Das im Folgenden angeführte
Dutzend stellt nur einen Auszug der Liste der an Highlights in Wiens Kongress-Kalender 2008 dar. |