Temperaturen nahe den langjährigen Mittelwerten
Bozen (lpa) - Im März 2008 lagen die Temperaturen nahe den langjährigen Mittelwerten, berichtet
Dieter Peterlin vom Wetterdienst des Landes. In Bozen ist nur die Hälfte der sonst üblichen Monatsniederschläge
gefallen. In Meran und Brixen liegt die Niederschlagsmenge nahe dem langjährigen Trend. Nicht selten gibt
es im Frühjahr Nachtfrost, die Bauern greifen dann wieder auf die Frostschutzberegnung zurück.
Im März wurde in Bozen nach Aufzeichnungen des Landeswetterdiensts eine Monatstemperatur von 9,3 Grad Celsius
verzeichnet. „Diese liegt leicht über der mittleren Märztemperatur von 8,2 Grad Celsius“, erklärt
Peterlin. Auch in den anderen Landesteilen lagen die Temperaturen nahe oder etwas über der langjährigen
Vergleichsperiode. Während in Bozen mit 13, 4 Liter pro Quadratmeter etwa nur die Hälfte der sonst üblichen
Monatsniederschläge gefallen sind (das Märzmittel beträgt 30,7 Liter pro Quadratmeter), liegen die
Regenmengen in Meran und Brixen mit 25 Liter pro Quadratmeter nahe dem langjährigen Trend.
Begonnen hat der März hat stürmisch. Orkantief Emma, das Anfang März über Mitteleuropa hinweg
zog, forderte nicht nur Schäden in Millionenhöhe sondern auch zahlreiche Menschenleben. Südtirol
liegt durch seine geographische Lage südlich des Alpenhauptkammes wetterbegünstigt, aber dennoch waren
die Ausläufer des Sturms noch deutlich zu spüren. Auf der Schöntauspitze (3300 Meter Meereshöhe)
im Ortlergebiet wurden noch nie zuvor gemessene Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Stundenkilometer erreicht.
Zugleich sorgte der Nordföhn auf der Alpensüdseite für beinahe sommerliche Temperaturen, im Unterland
kletterte das Thermometer auf 25 Grad Celsius. Nach drei außerordentlich warmen Tagen brachte am 4. März
eine markante Kaltfront schlagartig den Winter zurück. Die Schneefallgrenze sank auf 800 Meter Meereshöhe
und auf den Bergen kamen einige Zentimeter an Neuschnee dazu. Am 5. März wehte in Südtirol verbreitet
der Nordföhn mit stürmischen Windböen auch in der Landeshauptstadt von über 70 Stundenkilometer.
Dann flossen immer mildere, aber auch teilweise noch feuchte Luftmassen ein, die Temperaturen stiegen wieder deutlich
an. Um die Monatsmitte war es dann wieder frühlingshaft mild und vor allem in den südlichen Landesteilen
auch überwiegend sonnig. Am 16. März überquerte eine Störung den Alpenraum, in Südtirol
entwickelte sich nördlich von Meran das erste Gewitter des Jahres. In der zweiten Monatshälfte wurde
es schließlich wieder deutlich kühler, am Ostersonntag schneite es im Burggrafenamt, Etschtal und Unterland
teilweise bis auf 500 Meter Meereshöhe. „Kurzzeitige Wintereinbrüche im Frühling sind in unseren
Breitengraden aber nichts Außergewöhnliches“, sagt Pertlin vom Landeswetterdienst. Nach einigen Tagen
zeigte die Temperaturkurve bereits wieder steil nach oben und der März endete so wie er angefangen hat: frühlingshaft
mild.
Zwar ist Trockenheit der Hauptgrund für Bewässerung in der Landwirtschaft, im Frühjahr dient die
Beregnung aber noch einem ganz anderen Grund und zwar der Vorbeugung von Frostschäden im Obstbau. Nicht selten
gibt es im Frühjahr Nachtfrost, der empfindliche Obstblüten vernichten und Früchte schädigen
kann. „Fälschlicherweise glauben viele Menschen, dass ein Eispanzer um die Blüten wie ein Isolierungsstoff
vor nächtlichen Frostschäden schützt“, sagt Peterlin. In Wirklichkeit nutzt man bei der Frostschutzberegnung
den Effekt der Erstarrungswärme bei Änderung des Aggregatzustandes von flüssig zu fest aus. Wenn
Wasser in Eis übergeht werden 335 Joule pro Gramm gefrierenden Wassers (80 Kilokalorien pro Liter Wasser)
freigesetzt. Ein Teil dieser Wärme schützt dadurch die Knospen bzw. Blüten vor dem Erfrieren. Die
gewünschte Erwärmung erfolgt nur solange ständig Wasser nachkommt, also ständig neues Wasser
gefriert. „Wird dieser Vorgang unterbrochen, kommt es anstatt zu einer Wärmeabgabe zu einem Wärmeverlust
durch Verdunstungskälte, ähnlich wie wir es auf angefeuchteter Haut empfinden“ erläutert Peterlin
vom Wettdienst des Landes. Die Beregnung wird nur dann eingestellt, wenn der Tag anbricht und die Lufttemperatur
durch den Sonnenschein allmählich wieder über 0 Grad Celsius steigt.
Der Wind hat zwei unterschiedliche Auswirkungen: Zum einen verhindert dieser häufig eine rasche Abkühlung
in einer sternenklaren Nacht durch Abfuhr der kalten bodennahen Luft. Befindet sich die Temperatur aber einmal
unter 0 Grad Celsius, so verstärkt der Wind sogar noch den Frost durch zusätzliche Verdunstungskälte.
Als maßgebende Temperatur dient die so genannte Feuchttemperatur, die mit einem speziellen Gerät, dem
Psychrometer, gemessen wird.
Das Psychometer simuliert die an der Blüte vorherrschende Temperatur, die in der Regel tiefer ist als die
Temperatur der umgebenden Luft.
Neben der Frostberegnung versuchte man Ernteausfälle auch durch den Bau von Windschutzanlagen, das Abdecken
der Kulturen, das "Frosträuchern" oder die direkte Beheizung der Kulturen zu vermeiden. „Die Kosten
der Beregnung sind jedoch im Vergleich zu anderen Verfahren niedriger, der Schutzeffekt entsteht direkt an der
Blüte und die Umweltverträglichkeit ist deutlich höher“, so Peterlin. |