Pressekonferenz der OeNB über Entwicklungen der Zinssätze, Kredite und Einlagen im Jahr
2007
Wien (oenb) - In einer Pressekonferenz präsentierte Mag. Dr. Peter Zöllner, Mitglied des
Direktoriums der Oesterreichischen Nationalbank, am 28.03. Daten zur Entwicklung der Geschäftstätigkeit
der österreichischen Banken im Umfeld schwieriger internationaler Finanzmarktverhältnisse.
Anstieg bei den Kundenzinssätzen im Einlagen- und Kreditbereich
Direktor Zöllner führte aus, dass in Folge der Finanzmarktturbulenzen der Anstieg der Kundenzinssätze
im Jahr 2007 deutlich höher ausfiel als es den beiden Leitzinserhöhungen der EZB entsprechen würde.
Dies vor allem deshalb, da die Geldmarktzinssätze aufgrund der Spannungen auf den Finanzmärkten stark
erhöht wurden.
Als Folge des höheren variablen Anteils der Kreditzinssätze in Österreich ging der Zinsvorteil in
Österreich gegenüber dem Euroraum in manchen Segmenten verloren. So lagen die Zinssätze für
den Gesamtbestand der Wohnbaukredite – der bedeutendsten Kreditkategorie für Österreichs private Haushalte
– deutlich über dem Euroraumdurchschnitt. Dabei stieg die Zinsdifferenz im Jahresverlauf von 0,2 Prozentpunkten
im Jänner 2007 auf 0,5 Prozentpunkte im Dezember 2007.
Die Einlagenzinssätze erhöhten sich sogar noch stärker, da die höher verzinsten Termineinlagen
– 50% des Einlagenwachstums gingen im Jahr 2007 auf diese Einlagenkategorie zurück – stark an Bedeutung gewannen.
Dadurch verringerte sich die Neugeschäftzinsspanne österreichischer Kreditinstitute im Inland weiter.
Sie war mit 0,77 Prozentpunkten die niedrigste im Euroraum.
Zinserträge aus dem Inlandsgeschäft verlieren an Bedeutung – 70% des Nettozinsertrags stammen
aus dem Ausland
Die Erhöhung des Nettozinsertrages, die im Jahr 2007 deutlich höher ausfiel als in den vorangegangenen
Jahren, wurde laut Direktor Zöllner hauptsächlich im Ausland erwirtschaftet. Mehr als die Hälfte
des Nettozinsertrages kam 2007 aus dem Ausland. Trotzdem ging der Anteil des gesamten Nettozinsertrages am Betriebsergebnis
um einen weiteren Prozentpunkt auf rund 42% zurück; vor fünf Jahren war dieser Anteil noch bei fast 52%
gelegen.
Vor allem Dividendenerträge aus Unternehmensbeteiligungen bewirken die günstige Entwicklung der
Betriebserträge
Während die Provisionserträge ihren kontinuierlichen Anstieg des Anteils am Betriebsergebnis von rund
einem Prozentpunkt pro Jahr von 22% im Jahr 2002 auf 27% fortsetzten, stieg der Anteil der Erträge aus Wertpapieren
und Beteiligungen um fast 3 Prozentpunkte auf über 20%. „Maßgeblich für diese Entwicklung waren
deutlich höhere Dividendenausschüttungen aus den Unternehmensbeteiligungen“, so Direktor Zöllner.
Aufgrund der guten Ertragslage der Unternehmen angesichts der günstigen Konjunktur in Österreich konnten
die Banken erfolgreich Rückgänge beim Finanzgeschäft abfedern.
„Durch diese günstige Ertragsentwicklung und – vor allem – dank kaum steigender Betriebsaufwendungen verbesserte
sich die unkonsolidierte Cost-Income-Ratio auf einen historischen Bestwert von rund 62%“, zeigte sich Direktor
Zöllner zufrieden, merkte jedoch an, dass dies im internationalen Vergleich kein Spitzenwert ist. Damit lag
sie 2007 um 3 Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau und um 2 Prozentpunkte unter dem bisherigen Rekordniveau
im Jahr 2005 (64,1%).
Rekordwachstum der Bilanzsumme dank stark steigender Auslandsaktiva
Die unkonsolidierte Bilanzsumme aller österreichischen Banken erreichte Ende 2007 knapp 900 Mrd EUR. Treibende
Kraft für das höchste Bilanzsummenwachstum der letzten 10 Jahre von nahezu 13% war – wie auch bereits
in den Vorjahren – das sehr dynamische Wachstum der Auslandsaktiva von fast 20%. Der Anteil der Auslandsaktiva
an der Bilanzsumme der heimischen Banken stieg 2007 um über 2 Prozentpunkte auf rund 39%. Im Jahr 2004 war
ihr Anteil erst bei knapp 31% gelegen.
Kreditvergaben vornehmlich in Euro, Fremdwährungskredite stark rückläufig
Einer Verdoppelung der Wachstumsrate der Eurokreditvergabe seit 2005 von 3,1% auf 6,8% im Jahr 2007 stand ein sich
stark beschleunigender Rückgang der Fremdwährungskredite von 2,4% im Jahr 2006 auf 10,3% im Jahr 2007
gegenüber.
Trotz eines Rückgangs der CHF-Kredite um 5,9 Mrd EUR blieb der Schweizer Franken mit Abstand die bedeutendste
Fremdwährung bei den Krediten mit einem Anteil von fast 90%. In diesem Zusammenhang wies Direktor Zöllner
auf das Wechselkursrisiko bei Fremdwährungskrediten hin. Da diese zum überwiegenden Teil endfällig
sind, kennt man erst am Tag der Tilgung den in Euro zurück zu zahlenden Betrag. Allein die Aufwertung des
CHF im Jänner 2008 um 3% bedeutet, dass die Kreditnehmer bei diesem Wechselkurs eine um rund eine Milliarde
EUR höhere Rückzahlung leisten müssten. „Da rund 75% aller Fremdwährungskredite von privaten
Haushalten endfällig mit Tilgungsträgern sind, haben diese zusätzlich ein beträchtliches Veranlagungsrisiko
über die Entwicklung des Tilgungsträgers“, warnte Direktor Zöllner.
Einlagengeschäft von Termineinlagen geprägt – entwickelt sich dynamischer als Investmentfonds
Die Gesamteinlagen bei allen in Österreich meldepflichtigen Kreditinstituten nahmen gegenüber dem Jahresende
2006 um 11,7% (+27,06 Mrd EUR) kräftig zu. Diese Entwicklung war von einem rasanten Wachstum der Termineinlagen
geprägt. Sie stiegen um fast 51% oder 13,7 Mrd EUR auf 40,7 Mrd EUR. Die erhöhte Unsicherheit auf den
internationalen Finanzmärkten könnte auch zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Die höheren Kosten
der Refinanzierung auf dem Geldmarkt veranlassten die Banken die Termineinlagenzinssätze zum Teil kräftig
anzuheben. Angesichts der Unsicherheiten auf den Finanzmärkten schien es daher für viele Marktteilnehmer
attraktiv, einen Teil ihres Kapitals in Form von Termineinlagen zwischen zu parken.
Das bei Investmentfonds veranlagte Vermögen ging dagegen um 3,7 Mrd EUR zurück. Kursgewinnen von rund
3,2 Mrd EUR stand ein Nettokapitalabfluss in Höhe von 6,9 Mrd EUR gegenüber.
Anstieg bei Mitarbeitern und Zunahme der Bankstellen
Die ohnehin nicht rasche Strukturbereinigung des Bankstellennetzes kam 2007 zum Stillstand. Ende 2007 waren
in Österreich um 6 Bankstellen mehr vorhanden als 2006. Die Mitarbeiterzahl österreichischer Banken unter
Einbeziehung der Auslandsfilialen stieg ebenfalls um 1.519 auf 79.180. Direktor Zöllner wies darauf hin, dass
im Vergleich dazu erstmals die Mitarbeiterzahl der von österreichischen Banken im Ausland betriebenen vollkonsolidierten
Tochterbanken mit 87.390 höher war. |