Erzdiözese Wien: Gedenken an Weihbischof Florian Kuntner   

erstellt am
28. 03. 08

Weihbischof Krätzl feierte Gedenkmesse im Stephansdom - Überreichung der Kuntner-Preise für Pfarrprojekte in Brasilien, Indien und Sri Lanka
Wien (pew) - Am Sonntag, 30. März, jährt sich der Todestag des 1994 verstorbenen Wiener Weihbischofs Florian Kuntner. Weihbischof Helmut Krätzl hielt am 28.03. im Wiener Stephansdom eine Gedenkmesse, bei der der Einsatz Kuntners für Mission, Entwicklungshilfe und weltweite Gerechtigkeit im Mittelpunkt stand. Bei der Messfeier wurde auch aller im vergangenen Jahr verstorbenen Missionare und Missionarinnen gedacht.

Im Anschluss fand die Überreichung der diesjährigen "Florian-Kuntner-Preise" statt, die vom Wiener Diözesanreferat für Mission und Entwicklung vergeben werden. Der mit 5.000 Euro dotierte erste Preis ging an die Pfarre Schwechat für ihr Brasilien-Projekt.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten besteht das Partnerschaftsprojekt zwischen den Pfarren Schwechat und Itaberaba im Bundesstaat Bahia. Die Partnerschaft begann mit dem Entwicklungshilfeeinsatz zweier Mitglieder der Pfarre Schwechat in Itaberaba.

Itaberaba liegt im Landesinneren des Bundesstaates Bahia und zählt rund 57.000 Einwohner. In dem steppenartigen Gebiet ("sertao") leben viele landlose Bauern mit ihren Familien unter der Armutsgrenze. Kinderarbeit ist weit verbreitet, es gibt zu wenig Schulen und deshalb bis zu 80 Prozent Analphabeten. Auch ist das Gebiet medizinisch unterversorgt.

Von Beginn an galt ein Großteil der Unterstützung dem Kampf der Kleinbauern um eigenes Land. Mit der Begleitung der Landreform war es aber nicht getan. Es fehlte an Bewässerungsmöglichkeiten, aber auch an Strom. Die Unterstützung aus Schwechat galt deshalb auch der Errichtung einer notdürftigen Infrastruktur, u.a. Wasserpumpen, um Gemeinschaftsfelder zu bewässern.

Weitere Projekte waren die Unterstützung von Landwirtschaftsschulen der Region, um die Bevölkerung mit den Anforderungen einer "Trockenwirtschaft" vertraut zu machen, die Errichtung von Solaranlagen zur Energiegewinnung sowie ein pfarrlicher Radiosender, dessen Ziel vor allem die Aufklärung der Bevölkerung über ihre Grundrechte und die Vernetzung ist. Der Betrieb des Senders wird von Schwechater Selbstbesteuerungsgruppen finanziert.

Der mit 3.000 Euro dotierte zweite Preis ging an die Pfarre Wien-Gersthof für ihr Projekt in Südindien. Durch Arbeitseinsätze von Pfarrmitgliedern wurde der Grundstein für diese Partnerschaft gelegt, die bereits seit 20 Jahren besteht. Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur werden mit Ausbildungsprojekten verbunden und fördern so die Entwicklung der gesellschaftlich unterprivilegierten "Kastenlosen" (Harijan).

Den dritten Preis (1.000 Euro) erhielt die Pfarre Stockerau für ihre Unterstützung von Bildungsprogrammen für die vorwiegend tamilischen Arbeiter in den Teeplantagen in Sri Lanka. Durch die Bildung der Plantagenarbeiterinnen und -arbeiter werde das Selbstwertgefühl der Menschen und ihre Motivation zum eigenen Handeln gestärkt.

Florian Kuntner wurde am 22. März 1933 im niederösterreichischen Kirchberg am Wechsel geboren. Er maturierte 1952 im Bundesgymnasium Hollabrunn und studierte katholische Theologie an der Universität Wien. Am 29. Juni 1957 wurde er in Wien zum Priester geweiht. Danach war er Kaplan in Gerasdorf bei Wien, Wien-Atzgersdorf und Puchberg am Schneeberg. 1962 wurde er Pfarrer von Piesting, von 1969 bis 1987 war er Bischofsvikar für das Vikariat unter dem Wienerwald. Am 30. September 1977 ernannte ihn Paul VI. zum Titularbischof von Hirina und Weihbischof für die Erzdiözese Wien. Kardinal Franz König weihte Kuntner am 20. November 1977 gemeinsam mit Helmut Krätzl zum Bischof.

Einsatz für die Entrechteten
Mit seinen zahlreichen Stellungnahmen zu Fragen der weltweiten Gerechtigkeit, des Friedens und der Bewahrung der Schöpfung erwarb sich Bischof Kuntner über die Grenzen Österreichs hinaus einen Namen als Anwalt des Glaubens, der Solidarität und der Menschlichkeit. Der Wiener Weihbischof war auch Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich und leitete darüberhinaus das 1987 eingerichtete Referat für Mission und Entwicklungshilfe der Erzdiözese Wien. Außerdem war er Vorsitzender der "Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission". Als Präsident sowohl der bischöflichen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden ("Iustitia et pax") als auch der österreichischen Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung "Pax Christi" verschaffte er in Fragen seines "Ressorts" der Stimme der Kirche immer wieder in der Öffentlichkeit Gehör. Zugleich galt das besondere Interesse Kuntners den neuen geistlichen Bewegungen ("movimenti").

Erzdiözese Wien: http://stephanscom.at
 
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