"K08 :: Emanzipation und Konfrontation    

erstellt am
25. 03. 08

Kunst aus Kärnten von 1945 bis heute"
Klagenfurt (kunstnet) - Ab 08. Juli 2008 präsentiert das Land Kärnten gemeinsam mit neun Kärntner Kunstinstitutionen unter dem Titel "K08 :: Emanzipation und Konfrontation - Kunst aus Kärnten von 1945 bis heute" die erste umfassende Großausstellung zur zeitgenössischen Kunst und zeitgenössischen Architektur in Kärnten.

Zu sehen ist ein repräsentativer Querschnitt der Kunstentwicklung von 1945 bis heute in den Bereichen Malerei, Skulptur, Architektur, Fotografie und Video. Kunst im öffentlichen Raum stellt einen weiteren Schwerpunkt dieser Großausstellung dar, die an das 2004 realisierte Projekt "Eremiten - Kosmopoliten: Moderne Malerei in Kärnten 1900-1955" anknüpft.

K08 :: Emanzipation und Konfrontation dokumentiert den Aufbruch einer neuen Künstlergeneration nach 1945 sowie die Kunstentwicklung der unmittelbaren Gegenwart. Neben der Malerei und Skulptur haben Fotografie, Video und Installation zunehmend an Stellenwert gewonnen und werden entsprechend präsentiert. Viele aus Kärnten stammende KünstlerInnen wie Hans Bischoffshausen, Josef Dabernig, Günther Domenig, Ines Doujak, Johann Fruhmann, Bruno Gironcoli, Wolfgang Hollegha, Franco Kappl, Kurt Kocherscheidt, Kiki Kogelnik, Cornelius Kolig, Maria Lassnig, Meina Schellander und Heimo Zobernig haben bis hin zur jüngeren Generation mit Gudrun Kampl, Roland Kollnitz, Eric Kressnig, Katarina Schmidl u. v. a. über Kärnten hinaus die Kunstgeschichte geprägt.

Präsentiert werden in der von Silvie Aigner kuratierten Werkschau ausgewählte Arbeiten von über 100 KünstlerInnen in neun Kärntner Kunstinstitutionen.

Insgesamt umfasst das Ausstellungsprojekt folgende Hauptstandorte:
Klagenfurt Museum Moderner Kunst Kärnten, Kunstverein Kärnten im Künstlerhaus Klagenfurt, Napoleonstadel - Kärntens Haus der Architektur, Alpen Adria Galerie, sowie den öffentlichen Raum in der Stadt Klagenfurt
Bleiburg Werner Berg Museum
Saag bei Velden Schau-Kraftwerk Forstsee Kelag
Einöde bei Villach Kunstwerk Krastal
Ossiach Stift Ossiach
Nötsch im Gailtal Museum des Nötscher Kreises

Im Rahmen dieser großangelegten Ausstellung wurden auch Kärntner Galerien als Partner gewonnen - Galerie 3, Galerie Gmünd, Galerie am Himmelberg, Galerie Magnet, Galerie Unart, Galerie Vorspann, Galerie Sikoronja, Ritter Gallery und Galerie Judith Walker - die in Einzel- und Gruppenschauen das künstlerische Potential von Kärntner Künstlerinnen und Künstlern während der Ausstellungsdauer von K08 :: Emanzipation und Konfrontation - Kunst aus Kärnten von 1945 bis heute dokumentieren.

Standort Klagenfurt
Das Museum Moderner Kunst Kärnten ist das Herzstück dieser Großausstellung mit einem Überblick über die Kunstentwicklung von 1945 bis heute. Der Aufbruch zur abstrakten Malerei wird u. a. mit Werken von Hans Bischoffshausen, Johann Fruhmann, Wolfgang Hollegha, Arnulf Rainer und Hans Staudacher dokumentiert. Anhand von grafischen Arbeiten wird zusätzlich der Weg von der Figuration zur abstrakten Formensprache nachvollzogen. Beispiele von Skulpturen aus der Meisterklasse Fritz Wotrubas wie von Otto Eder, Arbeiten von Anton Marcolin und dem Hanak-Schüler Othmar Jaindl zeigen den Aufbruch der Skulptur zu einer international beachteten Avantgarde auf. Daran schließt sich die Präsentation jener Kärntner KünstlerInnen an, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine Konfrontation mit der internationalen Avantgarde suchten und sich in Wien, Paris und New York niederließen, darunter Hans Bischoffshausen, Kiki Kogelnik und Maria Lassnig. Mit der Übernahme der Meisterklasse für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien durch den Kärntner Bruno Gironcoli begann eine neue Ära der Skulptur, die mit der Einbindung neuer Materialien und einer Erweiterung und Veränderung des Skulpturenbegriffs einherging. Diese Entwicklung wird anhand einzelner Positionen aus Kärnten dargestellt. Für die Malerei der 80er- und 90er-Jahre stehen u. a. Giselbert Hoke, Gustav Januš, Kurt Kappa Kocherscheidt, Peter Krawagna, Valentin Oman, Wolfgang Walkensteiner und Reimo Wukounig. Dem folgt ein zeitgenössischer Teil, der von den wesentlichen Tendenzen der 90er-Jahre ausgehend bis in die Gegenwart führt. Arbeiten von Künstlern wie Josef Dabernig, Ernst Logar, Claus Prokop, Heiko Bressnik oder Birgit Pleschberger zeigen die Verschränkung von Skulptur und Malerei mit Fotografie, Film und Installation. Im Bereich der Skulptur wurden zunehmend textile Materialien zum Ausdrucksmittel einer jüngeren Objektkunst, die etwa durch Künstlerinnen wie Gudrun Kampl, Barbara Bernsteiner und Edith Payer vorgestellt wird. Die Burgkapelle bespielt der Künstler Johannes Domenig mit einer Rauminstallation.

Der Kunstverein Kärnten im Künstlerhaus Klagenfurt wird im Rahmen der Ausstellung die junge und mittlere Generation beleuchten, deren Werk eng mit einer medienübergreifenden Strategie zwischen Objekt, Fotografie und neuen Medien verbunden ist. Zentral in diesem Zusammenhang ist das Werk von Meina Schellander und Inge Vavra, die in ihren Arbeiten bereits früh eine Verbindung zwischen Raumdiskurs, Grafik, Fotografie und Objektkunst formulierten und als Vorreiterinnen dieser Tendenzen in Kärnten gelten. Einzelne KünstlerInnen wurden eingeladen, ausgehend von ihrem Werk für das Haus Installationen zu konzipieren, darunter junge Künstlerinnen wie Luisa Kasalicky, Anja Manfredi und Katarina Schmidl sowie KünstlerInnen der mittleren Generation wie Ines Doujak, Roland Kollnitz und Nicole Six&Paul Petritsch. Ingesamt dokumentiert die Ausstellung, dass viele KünstlerInnen aus Kärnten den zeitgenössischen Kontext der österreichischen Kunstszene prägen und von überregionaler Bedeutung sind. Sie leben und arbeiten vorwiegend außerhalb von Kärnten. Einmal mehr wird dadurch der Kunstverein Kärnten seiner Rolle als Plattform und Ausstellungshaus für vielfältige Entwicklungen innerhalb der österreichischen Kunst gerecht. Die Präsentation im Künstlerhaus Klagenfurt ergänzt und erweitert die einzelnen Beispiele der Gegenwartskunst im Museum Moderner Kunst Kärnten. Die beiden Häuser, die eine zentrale Rolle innerhalb der Ausstellung spielen, werden dadurch in Bezug zueinander gesetzt. Für die Klagenfurter Alpen Adria Galerie wird Hubert Lobnig eine Rauminstallation konzipieren.

Der Napoleonstadel - Kärntens Haus der Architektur wird unter dem Aspekt des Transfers sowohl konzipierte Projekte und realisierte Bauten von Kärntner Architekten in Kärnten und außerhalb von Kärnten präsentieren sowie Architektur in Kärnten von internationalen Architekturbüros und damit auch die Wettbewerbstätigkeit im Land darstellen. Die ausgewählten Projekte umfassen u. a. Arbeiten von Ortner&Ortner, Franz Erhardt Walther und dem aktuell mit dem Kärntner Landesbaupreis ausgezeichneten Architektenbüro Loudon&Habeler. Bei den aus Kärnten stammenden ArchitektInnen wird der Schwerpunkt ebenfalls auf aktuellen Projekten liegen: darunter BEHF/Wien, BKK3/Wien, Günther Domenig/Graz, feld72/Wien, Heidulf Gerngroß/Wien, Volker Giencke/Graz, Günther Domenig XLGD/Paris, Manfred Kovatsch/München, Herbert Missoni - Team A Graz/Graz, nonconform/Wien, Gruppe RATAPLAN/Wien und SHARE/Wien.
Konzipiert wird die Ausstellung vom Büro SHARE architects ZT KEG, die eine ungewöhnliche und überraschende Präsentation für die 21 vorgestellten Projekte erarbeitet haben.

Im Stadtraum von Klagenfurt werden zwei Projekte von Jochen Traar im öffentlichen Raum realisiert.

Standorte Bleiburg, Saag bei Velden, Einöde bei Villach, Ossiach, Nötsch im Gailtal
Das 1968 gegründete Werner Berg Museum in Bleiburg zeigt im Rahmen von K08 ausgewählte Werke von Werner Berg, die seine formal strenge Bildauffassung exemplarisch aufzeigen. Von diesen Arbeiten ausgehend wird die Rezeption des geometrischen Stils nach 1945 am Beispiel von Werken von Hans Bischoffshausen, Johann Fruhmann und Kiki Kogelnik herausgearbeitet. Die Kontinuität konkreter Tendenzen, die in den Dokumentationen zur österreichischen Kunst zumeist vernachlässigt wird, präsentiert K08 erstmals anhand einer Auswahl von Werken zeitgenössischer KünstlerInnen aus Kärnten. Der Bogen spannt sich von Marianne Bähr, Armin Ebner, Manuel Knapp, Edgar Knoop, Eric Kressnig, Ferdinand Penker, Zorka L-Weiss und Getrude Weiss-Richter bis zu Heimo Zobernig.

Das Schau-Kraftwerk Forstsee der Kelag in Saag bei Velden zeigt zwei Einzelpräsentationen der Kärntner KünstlerInnen Elke Maier und Gernot Fischer- Kondratovitch.

Der Schwerpunkt im Bildhauerzentrum [kunstwerk] krastal in Einöde bei Villach wird naturgemäß auf Arbeiten der Steinbildhauerei liegen. Die Auswahl von Arbeiten der VereinskünstlerInnen für das Bildhauerhaus erfolgte unter einem Aspekt, der die zeitgenössische Steinskulptur maßgeblich bestimmt: Materialüberschreitung und das Crossover zu anderen Medien wie der Fotografie und Malerei. Konstruktivistische Sockelkorrespondenzen von Katja N. Busse, maschinengenetische Skulpturen von Herbert Golser, Steinvernähungen und Materialadaptionen von Michael Kos sowie die Kopfergänzungen von Meina Schellander dokumentieren relevante, künstlerische Erweiterungen des klassischen Materials Stein. Weitere Bildhauerarbeiten aus dem Skulpturen-Pool des [kunstwerk] krastal zeigen ein Thema, das mit Steinbildhauerei kaum assoziiert wird: Veränderung und Bewegung. Zusätzlich können sich die Besucher über die regelmäßig des [kunstwerk] krastal veranstalteten Symposien informieren und so einen umfassenden Blick auf die Tätigkeit des Bildhauervereins werfen.

In Kooperation mit dem Carinthischen Sommer und der Musikakademie werden 2008 erstmals auch Werke der bildenden Kunst in den neu adaptierten Räumen von Stift Ossiach zu sehen sein. Die Objekte und Wandinstallationen aus Keramik von Gerold Tusch spielen auf die barocke Ausstattung des Stiftes an, während bei den übrigen In-situ-Arbeiten, der Nutzung des Hauses entsprechend, der Schwerpunkt auf Werken liegt, deren künstlerische Intention auf die Wahrnehmung von Ton- und Klanggeräuschen zielt. Tomas Hoke und Cornelius Kolig arbeiten auch mit den Klängen des Körpers und integrieren Atem- und Herzfrequenzgeräusche in ihre Objekte. Im Eingangsfoyer wird das Künstlerduo Ramacher & Einfalt eine Installation mit Malerei und Tonobjekten gestalten.

Das Museum des Nötscher Kreises in Nötsch im Gailtal feiert 2008 sein 10- jähriges Bestehen. Diesen Anlass greift das Museum auf und präsentiert im Rahmen der Ausstellung K08 Werke von Künstlern wie Franz Grabmayr und Karl Stark, die in einer Kontinuität zu den Malern des Nötscher Kreises stehen und eine materialintensive Bildauffassung mit einem stark malerischen Duktus vertreten. Darüber hinaus werden in Nötsch Arbeiten von Vertretern einer jungen Generation gezeigt, die im Bereich Landschaftsmalerei und figurative Darstellung neue, zeitgenössische Lösungen formulieren: darunter Werke von Alex Amann, Helga Druml, Guido Katol, Markus Orsini-Rosenberg und Alina Kunitsyna.

Zur Ausstellung erscheint im Springer Verlag eine dreibändige Publikation.
Im Kontext des kulturhistorischen Hintergrunds werden wesentliche künstlerische Tendenzen beschrieben und die ProtagonistInnen mit Hauptwerken ihres Schaffens vorgestellt. Erstmals wird auch der Beitrag Kärntens im Bereich der modernen Architektur sowie der Kunst im öffentlichen Raum gewürdigt. Projekte werden exemplarisch dargestellt und die für Kärnten spezifischen Voraussetzungen einer kritischen Analyse unterzogen. Zahlreiche farbige Abbildungen, Kurzbiografien der KünstlerInnen sowie historische Überblicke bieten einen profunden Einblick in die Entwicklung von 1945 bis heute.
 
zurück