Echtzeitsysteme garantieren in vielen wichtigen Industriebereichen die zeitliche Korrektheit von
Steuerungssoftware
Wien (tu) - "Embedded Systems" (Eingebettete Systeme), die als kleinste Computer in Autos
oder Telefonen eingebaut sind, erfüllen Regelungs- und Kommunikationsaufgaben und koordinieren den zeitlichen
Ablauf von Aktionen, wie beispielsweise den Einsatz des Antiblockiersystems (ABS) bei starkem Bremsen. "Der
Faktor Zeit ist entscheidend. Die Prozesse des Computers oder der Steuerungssoftware müssen mit sämtlichen
Abläufen in der Umgebung des Computers zeitlich zusammenpassen. Die hierfür verwendeten Echtzeitsysteme
müssen daher das Reagieren des Computers innerhalb eines vorher definierten Zeitintervalls garantieren. Typische
Reaktionszeiten für ein ABS liegen im Bereich von wenigen Millisekunden. Das richtige Zeitverhalten (Timing)
solcher Echtzeitsysteme zu gewährleisten, ist unsere Aufgabe", fasst Peter Puschner vom Institut für
Technische Informatik der TU Wien zusammen.
Bevor das System gestartet wird, soll bereits feststehen, wie die zeitgesteuerte Aktions- und Kommunikationsreihenfolge
im Echtzeitsystem aussieht. Diesen Ansatz verfolgen Peter Puschner und seine KollegInnen im Gegensatz zu den meisten
Echtzeitsystemen, deren Computersysteme erst Entscheidungen treffen, während das System bereits läuft.
Dies kann zur Folge haben, dass es zu einer Überlastung kommt und zu einem Ausfall des Systems. Puschner:
"Wenn im voraus geplant wird, wer wann rechnen und kommunizieren darf, kann diese Lastanfälligkeit verhindert
werden. Aus diesen Rahmenbedingungen heraus überlegen wir uns, wie die Software und die Hardware konkret aussehen
müssen. Die Software gilt es beispielsweise zu vereinfachen, sodass es nicht mehr so viele unterschiedliche
Möglichkeiten der Abarbeitung gibt." Die Software ist leichter zu analysieren, wenn das Zeitverhalten
nur mehr von einer Möglichkeit oder einem Ausführungspfad bestimmt wird. Die Gruppe um Puschner arbeitet
an der Entwicklung eines Hardware- und Softwareprototyps und an Toolsupports (Softwarewerkzeuge) zur Unterstützung
der zeitlichen Planbarkeit und Analyse von Echtzeitsystemen.
In diesem Zusammenhang gab es auch ein Projekt mit zwei Firmen aus dem Grazer Automobil-Cluster, das sich der Zeitanalyse
und Bestimmung der maximalen Laufzeit von Programmen widmete. "Wir haben ein Programm erstellt, das der Analyse
des Zeitverhaltens von Software dient. So müssen zum Beispiel in einem computergesteuerten Getriebe die Aktionen
des Computersystems in genauer zeitlicher Abstimmung mit dem Zeitverhalten der mechanischen Vorgänge erfolgen.
Die Analyse des Zeitverhaltens der Software des Computersystems bildet so eine der Voraussetzungen für das
reibungslose Funktionieren des Gesamtsystems", resümiert Peter Puschner. |