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Wiener Institut erforscht Ursprünge des modernen Europa |
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Ein Zentrum internationaler Mittelalterforschung feiert Jubiläum Wien (öaw) - Das Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit Sitz in Wien feierte am 04.04. sein zehnjähriges Bestehen. „Das Mittelalter ist eine wichtige Basis für das Verständnis und die Entwicklung unseres modernen Europa. Es war im Gegensatz zu manchen Vorurteilen gar nicht so ‚finster` und ´rückständig`. Mit uns hat diese Zeit viel zu tun. Knöpfe, Brillen, Gabeln, Taschen- und Turmuhren, Buchführung und Bankwesen, all diese Errungenschaften verbreiteten sich bereits im Mittelalter“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Walter Pohl, der Direktor des Institutes für Mittelalterforschung und Wittgensteinpreisträger 2004 anlässlich des Jubiläums. Das Mittelalter wird laut Pohl häufig als Gegenbild zur aufgeklärten Moderne gesehen, als Abfolge „dunkler Jahrhunderte, in denen Armut, Unwissen, Aberglauben, Blutrache, Folter und Hexenverfolgung herrschten“. Auch hätten Mittelalter-Fantasien von König Artus bis zu den Nibelungen, von den Geheimnissen der Templer bis zum Herrn der Ringe ein begeistertes Publikum. „Alle diese Mittelalter-Bilder basieren mehr auf Vorurteilen als auf Wissen“, betont der Historiker. An diesem Punkt setzt laut Pohl die Arbeit des Institutes für Mittelalterforschung an, denn es gelte weiterhin, „die Gegenbilder und Fluchtwelten eines eingebildeten Mittelalters mit fundierten Forschungsergebnissen zu konfrontieren“. Für die Erforschung ethnischer Prozesse im Mittelalter, insbesondere im Frühmittelalter, leisten die Historiker ausgehend von Wien insgesamt seit über drei Jahrzehnten Pionierarbeit. Bei der Begründung nationaler Ansprüche, aber auch anderer Identitäten, spielt das Mittelalter in Europa eine Schlüsselrolle. Als „Wiener Schule“ der historischen Ethnographie haben diese Forschungen besonders durch die Arbeiten des renommierten Mediävisten Univ.-Prof. Dr. Herwig Wolfram sowie des Wittgensteinpreisträgers Walter Pohl internationale Geltung erreicht. 1998 wurde die Forschungsstelle gegründet und 2004 in ein Institut übergeführt. International bekannte Arbeitsgebiete des Institutes sind unter anderem die Erforschung der Entstehung der europäischen Völker, die Herausgabe und Bearbeitung mittelalterlicher Urkunden sowie die Dokumentation aller österreichischen Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Das Institut für Mittelalterforschung pflegt vielfältige, internationale Kooperationen. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit traditionsreichen deutschen Editionsunternehmen, ein engmaschiges Inschriften-Netzwerk in den österreichischen Bundesländern, die Arbeit mit ostmitteleuropäischen Nachwuchsforschern sowie die Kontakte zu Spitzenuniversitäten in der ganzen Welt. Ausgehend von Wien verbinden die Historiker auf international einzigartige Weise zwei wichtige Forschungsfelder der mittelalterlichen Geschichte: auf der einen Seite nachhaltige Quellenarbeit und das Studium schriftlicher Überlieferungen, auf der anderen Seite die Untersuchung der Identitätsbildungsprozesse und der politischen Kultur des Mittelalters. Informationen: http://www.oeaw.ac.at/gema |
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