Bartenstein:
"Arbeitsmarkt ist haarscharf an der Vollbeschäftigung dran"
Bei vorgemerkten Arbeitsuchenden niedrigster März-Wert seit 16 Jahren - Rückgang
der Arbeitslosigkeit bereits 25 Monate ohne Unterbrechung
Wien (bmwa) - "Die Wirtschaftsforscher haben die März-Prognosen zwar auf 2,1 Prozent beziehungsweise
1,7 Prozent zurückgenommen. Die Hochkonjunktur macht Pause. Wir sollten aber den Kopf nicht in den Sand stecken.
Wir können weiterhin mit robustem Wachstum rechnen, und es wurden die Prognosen für den Arbeitsmarkt
deutlich verbessert", sagte Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein bei einer Pressekonferenz
am 01.04., wo er gemeinsam mit Staatssekretärin Christine Marek die Arbeitsmarktdaten für März präsentierte.
Nach Eurostat-Daten beträgt die Arbeitslosenquote in Österreich derzeit 4,1 Prozent. "wir sind haarscharf
an der Vollbeschäftigung dran", so Bartenstein. Damit rangiert Österreich - hinter den Niederlanden,
Dänemark und Zypern - auf dem exzellenten 4. Rang. Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt 7,7 Prozent, womit
Österreich hinter den Niederlanden an der 2. Stelle liegt.
Besonders die Entwicklung in den letzten Monaten sei "nicht nur besser, sondern weitaus besser als wir uns
hätten träumen lassen", so Bartenstein. Im März ist die Zahl der Arbeitsuchenden im Jahresvergleich
um 11,5 Prozent und damit neuerlich zweistellig zurückgegangen, betonte Bartenstein. Mit 210.456 vorgemerkten
Arbeitsuchenden wurde der niedrigste März-Wert seit 16 Jahren erreicht. "Außerdem können wir
als kleines Jubiläum zum 25. Mal in Folge vom Rückgang der Arbeitslosigkeit berichten."
Sozialpartner-Einigung für das Jugendbeschäftigungspaket
Bartenstein gab im Rahmen der Pressekonferenz die am Dienstagvormittag erfolgte Einigung auf das Jugendbeschäftigungspaket
bekannt. "Unter Führung des zuständigen Sektionschefs Stefan Potmesil - zuständig für
Arbeitsmarktangelegenheiten in meinem Ressort - konnten die Sozialpartnergespräche für eine Regierungsvorlage
zum Jugendbeschäftigungspaket erfolgreich abgeschlossen werden. Ich gehe davon aus, dass die Regierung dem
zustimmen kann, nachdem die politische Einigung zu diesem Paket am 10. Jänner 2008 erfolgte." Dieses
bahnbrechende Paket bringe mehr Qualität im Bereich der Jugendausbildung, eine Weiterentwicklung des erfolgreichen
Blum Bonus, umfassende Ausbildungsgarantien und wird regionale Schwachstellen in Hinkunft besser bewältigen,
skizzierte Bartenstein die Eckpunkte des Pakets.
Rückgang bei Langzeitarbeitslosen
Besonders erfreut zeigte sich der Minister über einen Rückgang bei der Zahl der Zusagen für
eine Wiedereinstellung um 31 Prozent. "Das ist für mich ein Zeichen, dass die Maßnahmen zur Verringerung
der saisonalen Arbeitslosigkeit - wie etwa Saisonverlängerung - greifen. Österreich ist ja innerhalb
der EU das Land mit sehr hohen saisonalen Schwankungen. Es ist eine gemeinsame Kraftanstrengung von Sozialpartnern
und AMS, die Unsitte einzudämmen, bei Bedarf und wenn es die Saison nicht mehr trägt, von den Benefits
der Arbeitslosenversicherung Gebrauch zu nehmen."
Als weitere positive Effekte verwies Bartenstein auf den Rückgang der Verweildauer, das Minus bei den Langzeitarbeitslosen
und den durchgängigen Rückgang in allen Bundesländern. "Besonders erfreulich: Bundesländer,
die die besten Arbeitsmarktdaten aufweisen, nämlich Oberösterreich und Salzburg, nehmen trotzdem Spitzenplätze
bei den Rückgängen ein. Oberösterreich als industriell stärkstes Bundesland Österreichs
mit minus 13,5 Prozent, das ist schon sehr bemerkenswert. Die Oberösterreicher haben ja schon längst
Vollbeschäftigung und trotzdem so erfreuliche Daten - Gratulation an die Wirtschaft und auch an das regionale
AMS", sagt Bartenstein. Bau, Industrie und Tourismus bilden für den Minister die tragenden Säulen
der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.
Zur Notwendigkeit, den Mangel an Fachkräften einzudämmen, sagt Bartenstein: Priorität 1 ist die
Ausbildung junger Leute, zudem werden die AMS-Qualifikationsprogramme für forciert. Dritte Stufte ist die
vorsichtige Öffnung der Grenzen für die neuen EU-Mitgliedstaaten. Nach den neuen Regeln wurden 2008 bereits
930 Bewilligungen erteilt. "Wir tun aber alles mit scharfen Seitenblicken auf die wirtschaftliche Entwicklung",
so Bartenstein.
Die Zahl der Beschäftigten ist nach einer Schätzung des Wirtschafts- und Arbeitsministeriums im März
um rund 85.000 auf 3.384.500 (+2,6%) im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Zahl der Langzeitarbeitsuchenden (länger
als 12 Monate) ist um 2,5% auf 6.051 Personen zurückgegangen. Die Dauer der Arbeitssuche beträgt durchschnittlich
91 Tage und hat sich damit um zwei Tage gegenüber dem Vorjahr verkürzt. Die Zahl der gemeldeten offenen
Stellen ist um 1.760 (+ 4,7%) auf 39.493 angestiegen. Die Lehrstellenlücke hat sich im Jahresabstand um 440
auf 667 verkleinert. Der Rückgang der Arbeit suchend vorgemerkten Personen zieht sich durch alle Bereiche:
Männer: -18.293 (-13,1%), Frauen: -8.966 (-9,1%), Inländer: -21.650 (-11,1%), Ausländer: -5.609
(-13,0%), Jugendliche: -4.419 (-12,3%), Ältere: (über 50-Jährige): -1.148 (-2,5%). Die Zahl der
Schulungsteilnehmer ist um 3.173 (-5,4%) auf 55.912 zurückgegangen.
Entwicklung in den Bundesländern
Den stärksten Rückgang der Zahl der Arbeitssuchenden verzeichnet Salzburg mit minus 17,7 Prozent.
Danach folgen Tirol (-13,6 Prozent), Oberösterreich (-13,5 Prozent), Kärnten (-12,3 Prozent), Steiermark
(-12,2 Prozent), Niederösterreich (-12,0 Prozent), Vorarlberg und Wien (-9,5 Prozent), sowie das Burgenland
(-7,0 Prozent).
Entwicklung nach Berufsgruppen
Der Rückgang der Arbeitsuchenden beschleunigt sich in allen wichtigen Berufsgruppen: Die Bauberufe
verzeichnen ein Minus von 20,8 Prozent, Metall- und Elektroberufe minus 14,3 Prozent, Fremdenverkehrsberufe minus
12,3 Prozent, Reinigungsberufe minus 10,0 Prozent, Höhere technische Berufe minus 9,6 Prozent, Büroberufe
minus 9,2 Prozent und Handelsberufe minus 5,6 Prozent. Hinweis: Auf EU-Initiative wird im Interesse einer besseren
Vergleichbarkeit das Branchensystem neu gestaltet. Aus diesem Grund werden bis zur Fertigstellung der neuen Systematik
Daten nach dem vom AMS angewendeten Schema publiziert. |
Kickl: Nur vorrübergehende Atempause bei der Arbeitslosigkeit
Zahl der Schulungsteilnehmer scheint sich auf hohem Niveau einzupendeln - Teilzeitarbeit
ist vielfach für "Jobwunder" verantwortlich
Wien (fpd) - "Die leicht gesunkene Zahl bei den Arbeitssuchenden ist für den österreichischen
Arbeitsmarkt höchstens eine kleine Verschnaufpause", kommentierte FPÖ- Arbeitnehmersprecher NAbg.
Herbert Kickl die aktuellen Arbeitslosenzahlen für März 2008. 55.912 Schulungsteilnehmer würden
leider nach wie vor aus den offiziellen Statistiken ausgeblendet, um den Eindruck eines sich erholenden Arbeitsmarktes
zu erwecken. In Wahrheit habe die SPÖ-ÖVP-Chaosregierung bisher keinerlei Konzepte für die Forcierung
von Aus- und Weiterbildung und damit für einen zukunftstauglichen Arbeitsmarkt vorgelegt. Dies beginne schon
bei der groß angekündigten Ausbildungsoffensive im Pflegebereich, die bisher nicht einmal in Spurenelementen
vorhanden sei. "Diese Regierung streitet seit Jahresbeginn nur noch und auf einmal will sie einen Erfolg bei
den Arbeitslosenzahlen verbuchen. Das glaubt doch kein Mensch in Österreich, Herr Bartenstein", so der
freiheitliche Arbeitnehmersprecher. Wenn die Konjunktur zu schwächeln beginne, werde es aber ein böses
Erwachen geben. Für den Winter 2008/09 müsse nämlich laut WIFO schon wieder mit einer Zunahme der
Arbeitslosenzahl gerechnet werden. Dann dürften nächstes Jahr im Schnitt 224.000 Menschen arbeitslos
gemeldet sein, wenn diese Regierung nicht schleunigst zu arbeiten beginne.
Auch die Qualität des Anstiegs bei den unselbstständig Beschäftigten sei mehr als fraglich, sei
dies doch gerade in letzter Zeit auf den vermehrten Zuwachs von Teilzeitstellen, viele davon sogenannte "McJobs",
zurückzuführen. Es müsse mehr darauf geachtet werden, dass man qualitativ höherwertige Arbeitsplätze
schaffe, denn mit Billig-Jobs werde man das Problem langfristig nicht lösen können. "Das gilt im
übrigen auch für das Schulungsproblem: Hier wird auch von Seiten des AMS sinnlos Geld verpulvert, obwohl
sich die Zahl der Schulungsteilnehmer längst auf hohem Niveau eingependelt hat. Viele Teilnehmer sind mit
diesen Methoden zur Behübschung der Statistik dann in ein paar Jahren kaum noch vermittelbar, dabei geht es
hier um menschliche Schicksale", so Kickl abschließend. |