Bozen (lpa) - Karma Chopel, Präsident des tibetischen Exilparlaments, hat am 31.04. Landeshauptmann
Luis Durnwalder über die Situation in seiner Heimat informiert. Für den Präsidenten des Exilparlaments
wäre eine Autonomie nach Südtiroler Vorbild eine mögliche Kompromisslösung in den Verhandlungen
mit China, Durnwalder sicherte Chopel die Solidarität Südtirols mit den Tibetern zu.
Als Angehörige einer Minderheit verfügten die Südtiroler über eine besondere Sensibilität
für Situationen, in denen Kultur, Sprache und Traditionen einer anderen Minderheit in Frage gestellt würden.
"Wir selbst wissen am besten, wie wichtig es ist, das Recht auf die eigene Muttersprache, die Pflege der Traditionen
und der Kultur garantiert zu bekommen, weil diese die Grundlage der Entwicklung einer Volksgruppe sind", so
der Landeshauptmann. "Seit Jahren schon unterstützen wir die Anliegen der Tibeter und sind mit Hilfsprojekten
zur Stelle, weshalb wir die derzeitige Situation natürlich mit besonderem Interesse verfolgen", unterstrich
Durnwalder.
Diese Situation hat Chopel dem Landeshauptmann heute eingehend geschildert. Auch wurde darüber diskutiert,
inwieweit ein Autonomiemodell à là Südtirol für die Tibeter eine akzeptable Lösung
darstellen könne. Eine solche sei, so betonte Chopel, eine Kompromisslösung, die man China unterbreitet
habe, nachdem die Chancen einer Unabhängigkeit Tibets als gering eingeschätzt würden. Diesem Entgegenkommen
der Tibeter stehe auf Seiten Chinas aber keine ähnliche Bereitschaft zu einem Kompromiss gegenüber.
"Es ist schwierig, die Situationen bei der Geburt unserer Autonomie und der jetzigen Lage in Tibet zu vergleichen",
so Durnwalder heute. In jedem Fall aber habe Südtirol das Glück gehabt, dass sich zwei Staaten gegenübergestanden
hätten, die einen ähnlichen kulturellen und politischen Hintergrund gehabt hätten. "Dazu kam
der internationale Druck, mit dem diese beiden Staaten zu einer Autonomielösung gedrängt wurden",
so der Landeshauptmann. Ähnlichen Druck erhofft sich nun auch der Präsident des exiltibetischen Parlaments
in Dharamsala. Denn, so die Meinung Karma Chopels, nur wenn der internationale Druck auf China in Sachen Tibet
groß genug werde, sei mit einer konstruktiven Lösung des Konflikts zu rechnen. |