Auch Österreicher waren Täter   

erstellt am
01. 04. 08

StS Kranzl bei Gedenkveranstaltung zu erstem Dachau-Transport – Ereignisse immer wieder ins Bewusstsein rücken
Wien (sk) - "Man muss immer wieder erinnern. Es ist kein Selbstverständnis, dass wir heute die längste Periode des Friedens in Europa haben, dass jeder frei sprechen kann, dass jeder seine Ideologie verfolgen kann", betonte Staatssekretärin Christa Kranzl am 01.04. im Rahmen einer Gedenkveranstaltung am Wiener Westbahnhof anlässlich des 70. Jahrestages des ersten Transportes nach Dachau. In den letzten Jahren seien auch die Täter in den Fokus der Diskussion gerückt, denn es habe in Österreich "viele Täter, Unterstützer und Mitläufer gegeben". "Tatsache ist, dass es Österreicher waren, die ihre Nachbarn denunziert habe, die gejubelt haben, wenn Menschen durch die Straßen getrieben wurden, dass auch Österreicher die Hand an die Tötungsmaschinerie gelegt haben", unterstrich die Staatssekretärin.

Es sei wichtig, die Ereignisse immer wieder ins Bewusstsein zu rücken, so Kranzl, dabei dürfe man das Gedenken nicht nur auf den 12. März 1938 und die anschließende Zeit reduzieren, denn "das greift zu kurz". Bereits zu Beginn der zwanziger Jahre hätten die regierenden Parteien den konstruktiven Weg verlassen und es unterlassen gegen den gemeinsamen Gegner zu kämpfen. Wirtschaftskrise, Schattendorf, Justizpalastbrand und Korneuburger Eid seien nur einige Stationen auf dem Weg zum NS-Regime.

Wenn man zurückdenke, dann zeige sich, dass "der Geist der Lagerstraße" die Basis für die spätere Zusammenarbeit und somit für die Erfolge Österreichs nach dem zweiten Weltkrieg gewesen sei. Man müsse sich wieder auf die Gemeinsamkeiten besinnen, die Leistungen in den Mittelpunkt rücken, und es sei auch "absolut wichtig, nie den gegenseitigen Respekt zu verlieren".

Ernst Nedwed, Vorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, erläuterte in seiner Rede, dass mit dem ersten Transport vor allem politisch Verdächtige nach Dachau deportiert wurden. Von den 150 Personen seien ein Drittel Vertreter des Ständestaates, ein Drittel jüdische Intellektuelle, Künstler und Wirtschaftstreibende und rund 20 Prozent Sozialisten und Kommunisten gewesen. Unter den Sozialdemokraten seien so prominente Vertreter wie Robert Danneberg, Alexander Eifler und Franz Olah gewesen, führte Nedwed aus. Insgesamt, so Nedwed seien ab 1938 8.000 Österreicher nach Dachau deportiert worden.
 
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