StS Kranzl bei Gedenkveranstaltung zu erstem Dachau-Transport – Ereignisse immer wieder ins Bewusstsein
rücken
Wien (sk) - "Man muss immer wieder erinnern. Es ist kein Selbstverständnis, dass wir heute
die längste Periode des Friedens in Europa haben, dass jeder frei sprechen kann, dass jeder seine Ideologie
verfolgen kann", betonte Staatssekretärin Christa Kranzl am 01.04. im Rahmen einer Gedenkveranstaltung
am Wiener Westbahnhof anlässlich des 70. Jahrestages des ersten Transportes nach Dachau. In den letzten Jahren
seien auch die Täter in den Fokus der Diskussion gerückt, denn es habe in Österreich "viele
Täter, Unterstützer und Mitläufer gegeben". "Tatsache ist, dass es Österreicher waren,
die ihre Nachbarn denunziert habe, die gejubelt haben, wenn Menschen durch die Straßen getrieben wurden,
dass auch Österreicher die Hand an die Tötungsmaschinerie gelegt haben", unterstrich die Staatssekretärin.
Es sei wichtig, die Ereignisse immer wieder ins Bewusstsein zu rücken, so Kranzl, dabei dürfe man das
Gedenken nicht nur auf den 12. März 1938 und die anschließende Zeit reduzieren, denn "das greift
zu kurz". Bereits zu Beginn der zwanziger Jahre hätten die regierenden Parteien den konstruktiven Weg
verlassen und es unterlassen gegen den gemeinsamen Gegner zu kämpfen. Wirtschaftskrise, Schattendorf, Justizpalastbrand
und Korneuburger Eid seien nur einige Stationen auf dem Weg zum NS-Regime.
Wenn man zurückdenke, dann zeige sich, dass "der Geist der Lagerstraße" die Basis für
die spätere Zusammenarbeit und somit für die Erfolge Österreichs nach dem zweiten Weltkrieg gewesen
sei. Man müsse sich wieder auf die Gemeinsamkeiten besinnen, die Leistungen in den Mittelpunkt rücken,
und es sei auch "absolut wichtig, nie den gegenseitigen Respekt zu verlieren".
Ernst Nedwed, Vorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, erläuterte
in seiner Rede, dass mit dem ersten Transport vor allem politisch Verdächtige nach Dachau deportiert wurden.
Von den 150 Personen seien ein Drittel Vertreter des Ständestaates, ein Drittel jüdische Intellektuelle,
Künstler und Wirtschaftstreibende und rund 20 Prozent Sozialisten und Kommunisten gewesen. Unter den Sozialdemokraten
seien so prominente Vertreter wie Robert Danneberg, Alexander Eifler und Franz Olah gewesen, führte Nedwed
aus. Insgesamt, so Nedwed seien ab 1938 8.000 Österreicher nach Dachau deportiert worden. |