| Geowissenschafterin der Uni Graz erforscht Umweltbedingungen der Saurier in den Südkarpaten Graz (universität) - Während Schokoeier vom Osterhasen für gewöhnlich nicht lange
			überleben, blieben Dinosaurier-Nester über viele Jahrmillionen erhalten, sofern die Umweltbedingungen
			günstig waren. Doz. Ana-Voica Bojar vom Institut für Erdwissenschaften der Karl-Franzens-Universität
			Graz zählt zu den Glücklichen, die einen Dino-Brutplatz samt vollständig erhaltenen Eiern untersuchen
			konnten. Im heutigen Rumänien hat sich die Geologin auf die Spur der urzeitlichen Reptilien begeben, um mehr
			über ihre Lebensumstände in der letzten Phase der Kreidezeit, dem so genannten Maastricht, vor rund 72
			bis 65 Millionen Jahren zu erfahren.
 
 Das Hateg-Becken in den Südkarpaten ist prädestiniert für Dinosaurier-Funde. „Der Grund dafür
			liegt in den vorteilhaften tektonischen Rahmenbedingungen sowie im günstigen, relativ trockenen Klima, das
			dort während der Kreidezeit herrschte. Dadurch wurden Eier, Zähne, Knochen und der fossile Boden gut
			konserviert“, erklärt Bojar. Die gefundenen Nester stammen wahrscheinlich von einem „Telmatosaurus Transsylvanicus“,
			einem bis zu fünf Meter großen zweibeinigen Pflanzenfresser.
 
 In einem von der Österreichischen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt widmete sich die Geologin
			der Uni Graz bereits 2003 gemeinsam mit KollegInnen der Universität Bukarest und der Universität für
			Bodenkultur Wien der Rekonstruktion der kreidezeitlichen Umweltbedingungen. Ende dieses Jahres kommt ein vom Österreichischen
			Wissenschaftsfonds FWF finanziertes Forschungsvorhaben zum Abschluss.
 
 Bojar hat die Mineralogie und den Aufbau des Bodens, auf dem die Dinos wanderten, eingehend untersucht: „Er setzt
			sich zusammen aus feinen Sanden, gemischt mit Tonmineralen, die überwiegend aus Smektit bestehen.“ Geochemische
			Analysen lieferten aufschlussreiche Erkenntnisse über den Lebensraum einer reichen Dinosaurier-Population.
			Ein Schwerpunkt war die stabile Isotopen-Zusammensetzung des Bodens. „Isotope sind Variationen eines Atomkerns
			– zum Beispiel des Sauerstoff- oder des Kohlenstoffatoms – und unterscheiden sich in der Anzahl ihrer Neutronen“,
			erklärt Bojar. Die Isotopen-Zusammensetzung von Mineralien und Dinosaurierresten gibt Aufschluss über
			Temperaturverhältnisse, Luftfeuchtigkeit oder CO2-Gehalt der Atmosphäre zur Entstehungszeit des Materials.
			Untersuchungen von Eiern, Knochen und Zähnen geben darüber hinaus Auskunft über Nahrung und Stoffwechsel
			der Tiere.
 
 „Im Hateg-Becken herrschte in der Kreidezeit ein subtropisches Klima mit einer trockenen und einer etwas feuchteren
			Jahreszeit mit geringen Niederschlagsmengen“, schließt die Wissenschafterin aus ihren Forschungsergebnissen.
			„Außerdem lag das Gebiet einst in Küstennähe oder war vielleicht eine Insel.“ Offene Vegetation
			mit zypressenartigen Bäumen, Büschen und Farnen habe damals das Landschaftsbild bestimmt, berichtet Bojar.
 
 Im Maastricht, haben sich Klima und Fauna maßgeblich verändert. Vor rund 65,5 Millionen Jahren starben
			die Dinosaurier aus. „Im Hateg-Becken wurde es kühler und die Niederschläge nahmen zu. Ein Zusammenhang
			mit starken tektonischen Aktivitäten, wie der Hebung der Südkarpaten und Absenkung des Hateg-Beckens
			ist wahrscheinlich“, erklärt Ana-Voica Bojar. Diesen Veränderungen geht die Forscherin in ihrem FWF-Projekt
			nach.
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