Wien (bgf) - "Jüngste Zahlen der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass
in den Industriestaaten seelisches Leid die größte Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert sein wird. 2020
werden psychische Leiden, nach Herz-Kreislauferkrankungen, an zweiter Stelle liegen", sagte Gesundheitsministerin
Dr. Andrea Kdolsky anlässlich der Eröffnung der Enquete "Klinisch- psychologische und gesundheitspsychologische
Behandlung bei Prävention und Versorgung psychischer Erkrankungen - Luxus oder State of the Art" am 14.04.
im BMGFJ. In Österreich leiden nach einer Untersuchung der Statistik Austria 12 Prozent der Bevölkerung
an starkem oder extremen Kummer, Niedergeschlagenheit oder Sorgen. Insgesamt leiden rund eine halbe Million Menschen
in Österreich an depressiven Symptomen.
"Im Vergleich leiden nur wenige Menschen an psychotischen Störungen, ein Großteil der Betroffenen
hat mit Burnout, Panik- und Angststörungen zu kämpfen. Diese können jeden treffen. Auch die Zahl
Alkohol- und Drogenabhängiger nimmt immer mehr zu, wobei die suchtkranken Patienten darüber hinaus zudem
immer jünger werden", so Kdolsky.
Österreich sei darum bemüht, die Zahl der stationären Behandlungen infolge psychiatrischer Erkrankungen
zu reduzieren und zum Prinzip der gemeindenahen psychosozialen Versorgung überzugehen. "Das bedeutet
Versorgung dort, wo die Patienten leben und arbeiten", präzisierte die Gesundheitsministerin. Idealerweise
sollte eine gemeindenahe psychosoziale Versorgung vor Ort Dienste zur Förderung der psychischen Gesundheit
und zur Krankheitsprävention umfassen. In diesem Zusammenhang ist auch eine vernetzte Zusammenarbeit verschiedener
Gesundheitsberufe unumgänglich.
"Die psychiatrische, psychologische, psychotherapeutische und psychosomatische Versorgungslandschaft hat sich
in den letzten Jahren sowohl quantitativ als auch qualitativ weiter entwickelt", erläuterte die Gesundheitsministerin.
So werde die sachgerechte Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Österreich mittlerweile
von einer Vielzahl von Berufsgruppen geleistet, die - bedingt durch unterschiedliche Aus- und Weiterbildungen -
teils unterschiedliche, teils aber auch gleiche Aufgaben übernehmen. Zu nennen seien hier u.a. Fachärzte
für Psychiatrie, für Kinder- und Jugendheilkunde, klinische Psychologinnen, Gesundheitspsychologen, Psychotherapeutinnen
etc. Neben diesen Berufsgruppen leisten auch weitere Berufsgruppen aus dem pflegerischen und therapeutischen Bereich
im weiteren Sinne, darunter u.a. diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, Erzieherinnen, Altenpflegerinnen,
Sozialpädagogen, Musiktherapeutinnen und andere ihren Beitrag im Gesundheitswesen und haben hohen Anteil an
der Effektivität einer qualifizierten therapeutischen Versorgung.
"Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass auch die Psychologie im Allgemeinen, sowie die Teilgebiete der Klinischen
Psychologie und der Gesundheitspsychologie im Besonderen, einen sehr wichtigen und immer mehr an Bedeutung und
auch Anwendungsbereichen gewinnenden Teil des Gesundheitswesens darstellen", betonte Kdolsky. "So sind
klinische Psychologinnen sowohl aus Krankenhäusern, Kliniken, Ambulatorien und Rehabilitationszentren als
auch aus vielfältigen Beratungsstellen und Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen nicht mehr wegzudenken.
Insbesondere wird dadurch eine Bewältigung bzw. Behandlung psychischer, sozialer und körperlicher Beeinträchtigungen
und Störungen professionell unterstützt".
Die erwünschte Weiterentwicklung der Versorgung psychischer Erkrankungen könne nur dann gelingen, wenn
alle beteiligten Gruppen ihrer fachlichen Voraussetzungen entsprechend einbezogen würden. "Die Versorgung
psychisch kranker Menschen in Österreich muss daher gute psychiatrische, aber ebenso gute psychologische,
psychotherapeutische und psychosomatische Behandlungsangebote beinhalten", so die Gesundheitsministerin weiter.
"Das Wissen um die bisherigen Erfolge eines ganzheitlichen Versorgungskonzeptes soll uns zu gemeinsamen weiteren
Bemühungen und Anstrengungen motivieren. Obwohl bereits viele Errungenschaften der Psychologie im Gesundheitswesen
und in anderen bedeutenden Bereichen geschafft worden sind, ist noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten,
um den verschiedenen Anwendungsbereichen der Psychologie ihren verdienten Platz in der Gesellschaft zuzuweisen",
so Kdolsky, die abschließend ihren Dank an alle Berufsgruppen richtete, die sich der Linderung seelischen
Leides von Patientinnen und Patienten widmen. |