Verbesserung immunologischer Behandlungsmöglichkeiten
Essen (idw) - Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Vor allem bei älteren
Menschen findet sich in den letzten Jahrzehnten mit der gesteigerten Lebenserwartung eine deutliche Zunahme an
Tumorerkrankungen. Die Behandlungsmöglichkeiten für Krebserkrankungen umfassen Chirurgie, Strahlentherapie
und Chemotherapie. In den letzten Jahren erfuhr dieses Repertoire durch die erfolgreiche Einführung monoklonaler
Antikörper eine bedeutende Verbesserung in Bezug auf Wirksamkeit und Verträglichkeit. Am Westdeutschen
Tumorzentrum des Universitätsklinikums Essen durchgeführte Behandlungsstudien haben hierzu wesentlich
beigetragen.
Antikörper sind Eiweißstoffe der körpereigenen Immunabwehr, die bestimmte Strukturen auf der Oberfläche
von Bakterien, aber auch kranker oder gesunder Zellen markieren und somit deren Zerstörung durch das Immunsystem
einleiten oder das Zellwachstum hemmen. Monoklonale Antikörper wurden bislang durch Impfung von Mäusen
und ein spezielles Zellverfahren hergestellt; sie erkennen jeweils eine spezifische Zielstruktur. Heutzutage können
monoklonale Antikörper durch gentechnologische Verfahren so produziert werden, dass sie von eigenen Antikörpern
des menschlichen Immunsystems nicht mehr als fremd unterschieden und somit dem Patienten weitgehend nebenwirkungsfrei
verabreicht werden können. Dieser medizinische Fortschritt hat die Behandlung von Patienten mit verschiedenen
Tumorerkrankungen, wie Lungen-, Brust-, Darmkrebs oder malignen Lymphomen, wirksamer und verträglicher gemacht.
Leider ist es aber immer noch so, dass eine große Gruppe von Krebspatienten nicht wie erhofft auf Antikörperbehandlungen
anspricht. In einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Forschungsprojekt sucht die Arbeitgruppe um
Professor Dr. Martin Schuler an der Inneren Klinik (Tumorforschung) des Universitätsklinikums Essen nach Gründen
für das Versagen oder den Wirkungsverlust von Antikörpertherapien. Mit Hilfe neuer Verfahren überprüfen
die Forscher zunächst eine Vielzahl menschlicher Gene auf ihre Wirkung, Tumorzellen gegenüber der Wachstumshemmung
oder Abtötung durch monoklonale Antikörper widerstandsfähig zu machen. Im nächsten Schritt
werden damit identifizierte Resistenz-Gene "anschaltbar" in Tumorzellen eingebracht, um in verschiedenen
Krebsmodellen zu überprüfen, wie sich deren gezielte Beeinflussung tatsächlich auf die Empfindlichkeit
wachsender Tumoren gegenüber Antikörpertherapien auswirkt. Gleichzeitig untersucht Professor Schuler
in Zusammenarbeit mit dem Institut für Pathologie und Neuropathologie des Universitätsklinikums Essen,
ob Patienten, die schlecht auf Antiköpertherapien angesprochen haben, in ihren Tumorzellen vermehrt einzelne
dieser Gene aktiviert haben.
Ziel dieses umfassenden Forschungsprojektes ist, durch das molekulare Verständnis von Gründen für
das Versagen von Antikörpern neue Strategien zu entwickeln, mit denen diese immunologische Behandlung von
Tumorpatienten weiter verbessert werden kann. |