Wien (tu) - Verstellbare Stoßdämpfer erhöhen bei geländegängigen Fahrzeugen den
Komfort und die Fahrsicherheit. Sie arbeiten mit modernen Regelungsstrategien, die auf mit elektrischer Spannung
steuerbaren elektrorheologischen Flüssigkeiten basieren und im Vergleich zu normaler Hydraulik extrem schnell
reagieren können. ElektrotechnikerInnen der Technischen Universität (TU) Wien modellieren die fluidischen
Regelungssysteme und erprobten sie bei Geländefahrzeugen der Deutschen Bundeswehr.
LKW, die in unwegsamem Gelände unterwegs sind, können für Insassen sehr unangenehm sein, wenn sich
die Stoßdämpfung an die jeweilige Situation nicht anpassen kann. Genau jenes Problem beschreibt das
Forschungsgebiet einer Gruppe von WissenschafterInnen unter der Leitung von Professor Andreas Kugi vom Institut
für Automatisierungs- und Regelungstechnik der TU Wien. Für 15-Tonnen schwere LKWs der Deutschen Bundeswehr
entwickelten die TU-ForscherInnen in Kooperation mit der Firma Fludicon in Darmstadt, Deutschland, elektrorheologisch
verstellbare Stoßdämpfer mit dazugehöriger Regelung. Universitätsassistent Wolfgang Kemmetmüller:
"Die Grundidee von elektrorheologischen Flüssigkeiten ist, dass die in einer Basisflüssigkeit wie
Silikonöl enthaltenen Partikel beim Anlegen von elektrischer Spannung Ketten bilden und die Flüssigkeit
somit in einem großen Bereich ihre effektive Viskosität ändert. Das heißt, die Flüssigkeit
ändert ihre Eigenschaften von flüssig auf zähflüssig." Neben elektrorheologischen Flüssigkeiten
gibt es auch magnetorheologische, die über ein Magnetfeld gesteuert und bereits kommerziell in semi-aktiven
Fahrwerken eingesetzt werden. BenutzerInnen können selbst einstellen, ob sie eine weiche oder eine harte Dämpfung
des Fahrzeuges möchten.
Die zentrale Frage auf diesem Gebiet dreht sich laut Kemmetmüller und seinem Forschungskollegen Klaus Holzmann
darum, wie sich die Flüssigkeit, die auf die Spannung mit Veränderung der Viskosität reagiert, genau
verhält. Die Eigenschaften von elektrorheologischen Systemen sind stark nichtlinear. Daher können bekannte
Regelungsstrategien, wie sie bei konventionellen hydraulischen Systemen häufig verwendet werden, nicht direkt
eingesetzt werden. Die TU-ForscherInnen konnten in Zusammenarbeit mit der Firma Fludicon in Darmstadt die neuen
Stoßdämpfer entwickeln und im vergangenen Oktober in Kooperation mit dem Wehrwissenschaftlichen Institut
für Werk-, Explosiv- und Betriebsstoffe (WIWEB) der Deutschen Bundeswehr bei Geländefahrzeugen einbauen
und testen. "Im Vergleich zur herkömmlichen Hydraulik sind elektrorheologische Flüssigkeiten bei
der Regelung extrem schnell. Die Änderung von einem Zustand in den anderen passiert innerhalb einer Millisekunde
oder weniger. Das heißt, diese Flüssigkeiten haben ein sehr hohes Potential", erklärt Projektassistent
Klaus Holzmann.
Das Projekt, das im Jahr 2004 startete, wird in Zusammenarbeit mit der deutschen Firma Fludicon unter der Projektleitung
der Deutschen Bundeswehr bearbeitet. An der TU Wien wurde eigens für diesen Forschungszweig ein Prüfstand
für elektrorheologische Flüssigkeiten angeschafft. |