86 Prozent der ÖsterreicherInnen begrüßen automatische
Verknüpfung des Impfpasses mit der e-card
Wien (sv) - Impfungen gehören - wie der jüngste gehäufte Ausbruch von Masernerkrankungen
in Salzburg zeigt - zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen der Medizin. Die Dokumentation
von Impfungen erfolgt in Österreich jedoch nicht einheitlich und in manchen Bereichen sogar lückenhaft.
Es gibt, von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, eine Vielzahl von Impfstellen, die Schutzimpfungen im Rahmen
von regional gewachsenen, mehr oder weniger strukturierten Impfsystemen verabreichen. Durch die Einführung
eines an die e-card gekoppelten elektronischen Impfpasses soll diese Dokumentation verbessert und eine Optimierung
der Durchimpfungsraten erreicht werden. Dr. Erich Laminger, Vorsitzender des Verbandsvorstandes im Hauptverband
der österreichischen Sozialversicherungsträger: "Es ist das Ziel der Sozialversicherung, mit dem
elektronischen Impfpass einen echten Mehrwert für die persönliche Gesundheit und Sicherheit unserer Versicherten
zu bieten. Mit dem e-card-System haben wir jetzt auch die technologische Grundlage, um auf einen Blick sichtbar
zu machen, welche Impfungen bereits durchgeführt wurden, aber auch um Versicherte daran zu erinnern, welche
Impfungen demnächst wieder fällig werden, um einen optimalen persönlichen Impfschutz zu erreichen."
Der Hauptverband hat unter Leitung von Univ. Prof. Dr. Michael Kunze (Vorstand des Instituts für Sozialmedizin
im AKH) und unter Einbeziehung namhafter Impf-Experten eine Machbarkeitsanalyse durchgeführt, in dem einerseits
die derzeitige Impfsituation analysiert und andererseits die grundlegenden Anforderungen an einen elektronischen
Impfpass dargestellt werden. Die für einen elektronischen Impfpass relevanten Schutzimpfungen können
folgenden 3 Impfkreisen zugeordnet werden:
- Kinder bis zum 15. Lebensjahr: hier gibt es seit 1997 ein Impfkonzept, in dessen Rahmen die meisten Impfungen
kostenlos zur Verfügung gestellt werden
- Erwachsene: hier werden Auffrischungsimpfungen und Neuimpfungen üblicherweise im Rahmen von allgemeinärztlichen
Routineuntersuchungen oder Impfaktionen durchgeführt.
- Reiseimpfungen: die meisten erfolgen auf freiwilliger Basis.
Kunze: "Bei der Impfdokumentation verfolgen die einzelnen Bundesländer zum Teil sehr unterschiedliche
Ansätze, die zueinander häufig nicht kompatibel sind. In Summe ist die Erfassung der Impfdaten lückenhaft.
Ein zentrales Erfassungssystem für die Impfdaten bzw. eine Vereinheitlichung und Vernetzung der bestehenden
Systeme ist daher absolut wünschenswert".
Aus Gründen der Akzeptanz der Versicherten, des Datenschutzes und der Praktikabilität soll sich der
elektronische Impfpass an den derzeit gängigen papiergebundenen Impfpässen orientieren:
- Die Eintragungen müssen internationalen Richtlinien entsprechen und nachvollziehbar sein
- Alle gespeicherten Daten müssen für den Inhaber des elektronischen Impfpasses einsehbar sein
- Ohne Zustimmung des Impfpass-Inhabers bzw. ohne direkten Patientenkontakt darf kein Einblick in die persönlichen
Impfdaten möglich sein.
- Grundsätzlich sollte der elektronische Impfpass die Impfdaten der Gesamtbevölkerung quantitativ erfassen.
Bei Personen, die nach dem Start des Systems geboren werden, ist dies von Beginn an möglich. Die Datensätze
älterer Personen bleiben zwangsläufig unvollständig oder müssen anhand von bestehenden Impfpässen
ergänzt werden. Der hohe Aufwand dafür spricht eher für die Datenerfassung ab einem bestimmten Stichtag
- allerdings wird der elektronische Impfpass in diesem Fall den Impfstatus der Bevölkerung erst nach etlichen
Jahren adäquat abbilden können. Daraus ergeben sich für den elektronischen Impfpass wesentliche
Anforderungen wie
- eine verpflichtende elektronische Impfdokumentation durch ÄrztInnen als Grundvoraussetzung für den
Erfolg des neuen Systems
- die auf freiwilliger Basis erfolgte Zustimmung der PatientInnen zur elektronischen Erfassung und Speicherung
von Impfdaten
- ein Einladungs- und Recall-System, damit vorgesehene Impfungen nicht vergessen werden.
GfK Austria mit repräsentativer Umfrage zum elektronischen lmpfpass
Ende vergangenen Jahres führte das Meinungsforschungsinstitut GfK Austria eine Repräsentativerhebung
zum Thema elektronischer Impfpass und Impfinformation unter 4.000 ÖsterreichernInnen ab 15 Jahren durch. Die
aktuellen Ergebnisse dieser repräsentativen Bevölkerungsstudie zeigen, dass 57 Prozent der österreichischen
Bevölkerung manchmal bis sehr oft auf die Auffrischung von Impfungen vergessen haben. Die Gründe dafür
sind evident: Zum Einen besitzt ein nicht unbeträchtlicher Anteil der österreichischen Bevölkerung
2 Impfpässe (21%) und andererseits muss derzeit immer wieder in den Impfpässen nachgeschaut werden, wenn
man sich einen Überblick über die potentiell anstehenden Auffrischungsimpfungen machen will. Nur 6% der
österreichischen Bevölkerung werden derzeit von ihren Ärzten an Auffrischungsimpfungen erinnert.
Impfpass ist wichtigstes Dokument in Zusammenhang mit Gesundheitsvorsorge
Trotz der Tatsache, dass der Impfpass ein sehr wichtiges Dokument ist, geben 46 Prozent der Österreicher an,
dass es bereits vorgekommen ist, dass sie den Impfpass im Zuge eines Arztbesuchs nicht mitgehabt haben. Weiters
waren bei 26 Prozent der Österreicher schon einmal Impfungen nicht in den Impfpass eingetragen worden und
14 Prozent geben an, ihren Impfpass schon einmal verloren zu haben.
83 Prozent aller Österreicher halten es für sehr bis eher wichtig über anstehende Impfungen informiert
zu werden. Lediglich 4 Prozent meinen, dass eine solche Information völlig unwichtig ist. Ein Bundesländervergleich
und eine geschlechtsspezifische Analyse zeigen, dass die österreichische Bevölkerung im Durchschnitt
zum Thema Impfinformation eine sehr homogene positive Meinung vertritt. E-Mails und schriftliche postalische Erinnerungen
würden dem SMS und Anruf klar bevorzugt werden (38/35% vs. 19 bzw. 16%).
Österreicher begrüßen zentrale Impfdatenbank und die automatische Verbindung des Impfpasses
mit der e-card
Einer Aufnahme persönlicher Impfdaten in eine zentrale Datenbank würden 79 Prozent der Österreicher
zustimmen, lediglich 9 Prozent lehnen dies ab. Auch hier zeigt ein regionaler und geschlechtsspezifischer Vergleich
ein sehr ähnliches Bild, wobei eine leicht geringere Akzeptanz in der Altersgruppe der 30-39 Jährigen
vorliegt.
Rund 86 Prozent würden eine automatische Verknüpfung des Impfpasses mit der e-card begrüßen.
Davon würden 64 Prozent eine Verknüpfung sogar sehr begrüßen. Hier zeigt sich im Bundesländervergleich,
dass im Durchschnitt Burgenland und Kärnten die höchste Akzeptanz aufweisen, gefolgt von Niederösterreich,
Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg. Ingesamt betrachtet ist die Akzeptanz in Gesamtösterreich sehr
hoch. Abschließend ergibt eine geschlechtsspezifische Analyse, dass Männer im Durchschnitt eine Verknüpfung
des Impfpasses mit der e-card tendenziell stärker begrüßen. Demnach begrüßen 69 Prozent
der Männer diese Verknüpfung sehr, während es bei den Frauen nur 60 Prozent sind.
Die Umsetzung - erster Pilotbetrieb startet im Jahr 2009
Aufbauend auf der Machbarkeitsanalyse erarbeitet der Hauptverband derzeit ein Detailkonzept für den
elektronischen Impfpass auf Basis der e-card Infrastruktur. DI Volker Schörghofer, stv. Generaldirektor im
Hauptverband. "Auch bei dieser Anwendung werden keinerlei medizinische Daten oder Impfdaten auf der e-card
gespeichert. Die e-card ist und bleibt wie bisher der sichere Schlüssel, durch den der Zugang zu diesen Daten
für berechtigte Personen ermöglicht wird". Die e-card Infrastruktur dient dabei also der sicheren
Identifikation von Patient und Arzt und der sicheren Übermittlung der Impfdaten. Wie schon bei anderen e-card
Anwendungen gilt auch hier das 2-Schlüssel Prinzip: nur in Kombination von e-card des Patienten und Ordinationskarte
des Arztes erfolgt der Zugriff auf die Impfdaten. Die Datenübertragung erfolgt, wie bei allen sensiblen Anwendungen
über das hochsichere Gesundheitsinformationsnetz, in dem nur berechtigte Teilnehmer (wie z.B. Ärzte,
Krankenhäuser, Apotheken) zugelassen sind.
Mögliche Funktionalitäten des elektronischen Impfpasses:
- Der elektronische Impfpass wird sich hinsichtlich der Funktionalität und des Umfanges der gespeicherten
Daten an den derzeit gängigen papiergebundenen Impfpässen orientieren. Darüber hinaus sollen Informationen
wie Teilimpfungsvermerk oder Impfart mit aufgenommen werden
- Das elektronische Impfdokument soll beim Arzt bzw. bei Impfterminals ausdruckbar sein (z.B. als Nachweis für
Reiseimpfungen)
- Ein Recall-System auf freiwilliger Basis (per E-Mail, SMS oder Brief) ist vorgesehen
- Gesundheitsportal / Impfportal für Patienten: mit der e-card als Bürgerkarte soll der Patient Einsicht
in seine Impfdaten und auch Informationen über fällige Impfungen oder Reiseimpfungen bekommen. In diesem
Portal sollen weiters auch allgemeine Informationen zum Thema Impfungen (Impfempfehlungen, News) zur Verfügung
gestellt werden.
- Das Call Center der Sozialversicherung wird allgemeine Fragen zum e-Impfpass beantworten können.
Für die Versicherten ergibt sich mit Einführung des elektronischen Impfpasses daher folgender Nutzen:
- Er schafft eine strukturierte, österreichweit einheitliche Impfdokumentation
- Die Selbstkontrolle der Impfungen durch Patienten wird einfacher
- Durch ein Recall-System (auf freiwilliger Basis) können Impfungen nicht vergessen werden
- Die Sozialversicherung verspricht sich einen effizienteren Einkauf von Impfstoffen für Kinderimpfungen
- Durch eine einheitliche Impfdokumentation ist eine bessere Kontrolle von Interaktionen zwischen Impfungen und
Medikamenten bzw. von Nebenwirkungen durch Impfungen möglich.
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