Wien (pk) - Ein Bericht des Rechnungshofs über seine Tätigkeit im Jahr 2006 und ein Rechnungshofbericht
über die Durchschnittseinkommen und zusätzliche Leistungen bei staatsnahen Unternehmungen sowie ein Abkommen
mit Indien über technisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit waren die letzten Punkte der Tagesordnung der 55.
Sitzung des Nationalrats am 10.04.
Abgeordneter Dr. KRÄUTER (S) ging auf den Einkommensbericht des Rechnungshofs ein, in dem die enormen Gehaltszuwächse
bei der ÖBB aufgelistet sind: ÖBB-Holding (+ 41 %), ÖBB-Dienstleistung (+ 84 %) und ÖBB-Immo
(+ 45 %). Die ÖBB hat die Kritik gar nicht verstanden und darauf verwiesen, dass es sich um Prämien aus
dem Vorjahr handle, die durch Rücklagenauflösungen entstanden sind. "Solche Zustände, die dort
vorgefunden werden, müssen einfach abgestellt werden", forderte Kräuter. Außerdem sei eine
transparente Darstellung der Gehälter erforderlich, damit klar sei, wie sich die Gagen zusammensetzen und
damit man weiß, wer was bekommt.
Von dem vorliegenden Rechnungshofbericht sind insgesamt 316 Unternehmen mit 175.000 Beschäftigten betroffen,
konstatierte Abgeordneter GAHR (V). Der Rechnungshof habe klar aufgezeigt, dass mehr Transparenz notwendig sei
und man habe sich daher geeinigt, dass es in Hinkunft eine detailliertere Darstellung der Grundgehälter und
der Leistungskomponenten geben soll. Es war auffällig, dass die Einkommen im Managementbereich teilweise exorbitant
gestiegen sind, vor allem im Bereich der ÖBB, wodurch die Gehaltsschere immer mehr auseinanderklaffe.
Abgeordneter Dr. GRÜNEWALD (G) konzentrierte sich in seiner Wortmeldung auf den Bericht des Rechnungshofs
über den Rat für Forschung und Technologieentwicklung. Es wird dabei kritisiert, dass nicht nur ein Ministerium
die Forschung verwaltet, sondern dass mehrere Akteure tätig sind: die Minister Hahn (Grundlagenforschung),
Faymann (wirtschaftsnahe Forschung) und Bartenstein. Außerdem bemängelt der Rechnungshof die Zusammensetzung
des Rats, der nun weniger international ausgerichtet ist, sowie die Vergabe der ersten Tranche der Offensivmittel
nach festgelegten Quoten.
Auch Abgeordneter Mag. HAUSER (F) befasste sich mit den unglaublichen Gagenerhöhungen, vor allem zwischen
den Jahren 2005 und 2006, die ein unvorstellbares Ausmaß erreicht haben. Während das Durchschnittseinkommen
der Österreicher bei 21.000 € liegt, beträgt das durchschnittliche Gehalt eines Vorstandsmitglieds in
der verstaatlichten Industrie 149.000 €. Er frage sich schon, warum die Republik ihre Verantwortung nicht wahr
nimmt und jene Aufsichtsräte, die so hohe Gehälter auf Kosten der Steuerzahler genehmigen, nicht einfach
ablöst. Diskutieren sollte man auch darüber, ob Manager verbilligte Aktienoptionen bekommen sollen, weil
damit oft gigantisch abkassiert werde.
Auch Abgeordneter BUCHER (B) sah die Einkommensentwicklung in den staatsnahen Betrieben, wo die Schere zwischen
Angestellten und Managern immer mehr auseinanderdrifte, als bedenklich an. Negativ sei zudem, dass es noch immer
keine transparente Kriterienfestsetzung für die Ausschüttung von Prämien gibt.
Abgeordnete Mag. BECHER (S) ging ebenfalls auf den Einkommensbericht ein, der einen deutlichen Handlungsbedarf
aufgewiesen hat. Interessant sei auch die Tatsache, dass die Manager teilweise unverschämt hohe Bezüge
erhalten haben, die Beschäftigtenzahlen aber gesunken sind.
Abgeordneter STEINDL (V) befasste sich mit dem umfassenden Bericht über den Rat für Forschung und Technologieentwicklung,
der im Jahr 2000 eingerichtet wurde. Die zusätzlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung haben der
Wirtschaft sehr gut getan, urteilte Steindl, die Exportquote konnte von 20 % auf 52 % (von 2000 auf 2006) angehoben
werden.
Abgeordneter Mag. KOGLER (G) hielt es für bedenklich, dass sogar bei den staatsnahen Betrieben die Einkommensschere
zwischen dem Management und den Durchschnittsverdienern immer größer werde. Damit der Rechnungshof seine
prophylaktische Wirkung entfalten kann, sollten hin und wieder die verantwortlichen Aufsichtsräte, die für
solche Managergehälter verantwortlich zeichnen, in den Ausschuss geladen werden, schlug Kogler vor.
Die Bevölkerung könne es in keinster Weise goutieren, dass Manager von Betrieben, die dem Staat gehören,
etwa 445.000 € (ÖBB) verdienen, meinte Abgeordneter GRADAUER (F). Sodann ging der FPÖ-Mandatar auf die
Verwaltungs- und Verfassungsreform ein, wobei der Rechnungshof insgesamt 206 Vorschläge ausgearbeitet hat.
Die wesentlichsten Einsparungspotentiale liegen dabei im Gesundheitsbereich, bei den Pensionen, der Reform der
Wohnbauförderung, Neuverteilung der Kompetenzen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, der Reform der
Finanzverfassung etc. Er befürchte jedoch, dass das meiste noch nicht erledigt ist.
Abgeordneter Ing. KAIPEL (S) wies ebenso wie seine Fraktionskollegen KRIST und PRÄHAUSER (S) auf die enorm
gestiegenen Einkommen der Vorstände in den staatsnahen Betrieben hin, die durch nichts zu rechtfertigen sind.
Es gehe auch nicht an, dass jene Manager die höchsten Gehälter erhalten, die die meisten Mitarbeiter
"in die Wüste" schicken, gab Kaipel zu bedenken. Es sei dringend mehr Transparenz und Kontrolle
notwendig.
Die Abgeordneten Dr. EDER-GITSCHTHALER und LENTSCH (V) forderten mehr Transparenz bei der Darstellung der Gehälter
im Einkommensbericht. Bezüglich der Angemessenheit von Managergehältern war Eder-Gitschthaler der Meinung,
dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen und dass eine gute Fachkraft auch etwas kosten darf. Ihr Fraktionskollege
Abgeordneter WÖGINGER sprach vor allem die hohen Einkommenssteigerungen (bis zu 84 %) zwischen 2005 und 2006
sowie die Gehaltsschere in den einzelnen Betrieben an.
Abgeordneter Dr. FICHTENBAUER (F) befasste sich mit der Verwaltungsreform und schlug vor, die Finanzprokuratur,
die seiner Meinung nach eine völlig überflüssige Behörde darstelle, abzuschaffen.
Abgeordneter FAUL (S) gab zu bedenken, dass Aufsichtsräte in den Unternehmen nicht immer beliebt seien, weil
sie Bilanzen und Vorstandsgehälter kontrollierten. Ihm zufolge bräuchte es strikte Regelungen, um Nebengeschäfte
von Vorstandsmitgliedern zu unterbinden. Besondere Kritik übte Faul an ÖBB-Chef Huber.
Abgeordneter SIEBER (V) befasste sich mit dem Bericht des Rechnungshofs zum Thema Forschungsförderung und
wies darauf hin, dass Österreich seine Forschungsausgaben in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert
habe. Den Anregungen des Rechnungshofs soll seiner Meinung nach Folge geleistet werden.
Abgeordnete SCHÖNPASS (S) kritisierte, laut Rechnungshof seien die Ministerien im Jahr 2006 nicht immer ihrer
Verpflichtung nachgekommen, bei Gesetzen und Verordnungen Angaben über Folgekosten zu machen. Dem Rechnungshof
selbst dankte sie für seine vorbildliche Arbeit.
Abgeordneter REHEIS (S) verwies auf einen Zeitungsbericht, wonach die aktuelle globale Finanzkrise nicht zuletzt
eine fatale Folge der "Gier" von Bankmanagern sei. In Bezug auf die Gehälter von Vorständen
und Aufsichtsräten in staatsnahen Betrieben forderte er mehr Transparenz.
Auch Abgeordneter WIMMER (S) hob die Notwendigkeit von mehr Transparenz bei Managergehältern in staatsnahen
Unternehmen hervor. Die "exorbitante" Steigerung der Vorstands-Gehälter in den letzten Jahren bei
den ÖBB qualifizierte er als "fast unredlich".
Abgeordneter Mag. GASSNER (S) bekräftigte, es sei Aufgabe der Post, ganz Österreich ordentlich mit Postdiensten
zu versorgen. Die Regierung forderte er auf, Gerüchten nachzugehen, wonach bis zu tausend weitere Postämter
geschlossen werden sollen.
Rechnungshofpräsident Dr. MOSER machte darauf aufmerksam, dass der Rechnungshof erstmals eine Wissensbilanz
seiner Organisation erstellt habe. Ebenso habe er einen Verhaltenskodex entwickelt, um die Sensibilität für
Korruption zu erhöhen. Insgesamt werden Moser zufolge rund 85 % der Empfehlungen des Rechnungshofs umgesetzt.
Zum Einkommensbericht merkte Moser an, in vielen Fällen sei nicht nachvollziehbar, wie Erfolgsprämien
und andere variable Bezugsbestandteile von Vorstandsmitgliedern zustande kommen. In diesem Zusammenhang kündigte
er eine Prüfung der Bundesimmobiliengesellschaft an.
Der Tätigkeitsbericht des Rechnungshofs wurde vom Nationalrat ebenso einstimmig zur Kenntnis genommen wie
der Rechnungshofbericht über Einkommen im Bereich der öffentlichen Wirtschaft. |