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EU-Reformvertrag |
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erstellt am
08. 04. 08
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Gusenbauer:
Reformvertrag macht Österreich und Europa stärker
Österreichische Neutralität nach dem Vertrag "genauso wie davor"
Wien (sk) - "Die österreichische Bundesregierung bekennt sich zu diesem Weg, weil er gut
ist für Europa und für Österreich. Mit diesem Reformvertrag wird Europa stärker, und weil Europa
stärker wird, wird auch Österreich stärker", betont Bundeskanzler Alfred Gusenbauer am 08.04.
in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vizekanzler Molterer, Justizministerin Berger und Außenministerin
Plassnik. "Morgen wird im Parlament der letzte Schritt der Ratifizierung des Vertrags von Lissabon gesetzt,
nach vielen ausführlichen Diskussionen in den betroffenen Ausschüssen. Der Vertrag ist eine wesentliche
Voraussetzung dafür, dass das größere, vereinte, neue Europa der 27 auch funktionieren kann",
erklärte Gusenbauer. Der Vertrag stelle "eine neue Grundlage des besseren Funktionierens" dar.
Bundeskanzler Gusenbauer erklärte auch, dass Österreich einer der großen Profiteure der Erweiterung
sei. "Kein anderes Land hat durch die Erweiterung so große wirtschaftliche Vorteile, kein anderes Land
ist so sehr in das Zentrum des vereinten Europas, in den Raum von Sicherheit und Freiheit gerückt." Deshalb
gebe es aus österreichischer Sicht keinerlei Grund, den europäischen Reformweg in Frage zu stellen.
Gusenbauer betonte auch, dass der "wesentliche Quantensprung" im europäischen Einigungsprozess der
Vertrag von Maastricht war. "Auf Basis dieses Vertrages ist Österreich beigetreten und hat sich mit einer
Zweidrittelmehrheit für den Beitritt ausgesprochen." Der Reformvertrag von Lissabon bringe eine Veränderung
von circa zehn Prozent; "der Vertrag bringt keine fundamental neue Qualität, sondern eine Zusammenfassung
mit einigen wesentlichen neuen Elementen."
Wichtig sei es, dass Europa auch mit 27 Mitgliedern handlungsfähig sei. Deshalb wurde dieses Ziel schon vor
der Erweiterung angestrebt. Entscheidende Punkte seien, dass die "Grundrechte rechtsverbindlich sind".
"Das ist eine Erweiterung der Rechte jedes Bürgers und damit ein wichtiger Schritt nach vorn", so
Gusenbauer. Ein weiter wichtiger Fortschritt sind die Bemühungen im Klimaschutz. "Diese Thematik ist
prädestiniert für eine gemeinsame europäische Politik."
Keine Änderung der Neutralität
"Die österreichische Neutralität wird nach dem Vertrag keine andere sein als davor",
bekräftigte der Bundeskanzler. Für Österreich werden durch den Vertrag keine zusätzlichen Verpflichtungen
entstehen. "Wir entscheiden weiter, in welchem Ausmaß wir uns international engagieren. Österreich
ist dann zur Stelle, wenn es darum geht, Menschenleben zu schützen und Sicherheit und Frieden zu verteidigen.
Österreich bestimmt aber weiter selber darüber, wann wir das tun werden."
Gusenbauer hielt auf Nachfrage fest, dass es ihm "bedeutend lieber gewesen wäre", wenn bei der Grundrechtecharta
kein Opt-Out für einzelne Staaten gewährt worden wäre. "Zu viele Opt-Outs sind für die
Zukunft Europas nicht gut." Auch würde eine gesamteuropäische Volksabstimmung dazu führen,
dass eine gesamteuropäische Öffentlichkeit geschaffen werden könnte. "Auch die Lesbarkeit könnte
besser sein", so Gusenbauer. "Die Ansätze für ein sozialeres Europa sind zu begrüßen,
klar ist: Hier ist noch weit nicht das Ende der Fahnenstange erreicht." |
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Molterer: "Unser Ziel ist ein selbstbewusstes Österreich in einem starken Europa"
Plassnik: "EU-Reformvertrag weder dämonisieren noch bejubeln"
Wien (bmf/bmeia) - Anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz, mit Vizekanzler Finanzminister
Wilhelm Molterer, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Aussenministerin Ursula Plassnik und Justizministerin Maria
Berger zu der am 09.04. im Parlament bevorstehenden Ratifizierung des EU-Reformvertrages, sagte Molterer: "Unser
Ziel ist ein selbstbewusstes Österreich in einem starken Europa. Unser Wirtschafts- und Arbeitsstandort hat
durch Europa gewonnen und ist stärker geworden. Wir sind ein verlässlicher und allseits respektierter
Partner in Europa." Durch die EU habe Österreich mehr Beschäftigung denn je und sei auf dem Weg
zur Vollbeschäftigung - dies sei vor allem auf die Mitgliedschaft in der EU und der EU-Osterweiterung zurückzuführen.
Durch den Beitritt zur Europäischen Union sind rund 100.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen
worden. "Die Kaufkraft ist seit dem EU-Beitritt um bis zu 2000 Euro pro Kopf in diesem Zeitraum gestiegen.
Seit 1994 haben sich unsere Exporte mehr als verdoppelt - auf heute 115 Milliarden Euro. Die neuen Chancen durch
die EU haben wir bestmöglich genützt", so Molterer.
Die EU bringe vor allem auch konkrete Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger. "Durch die Reisefreiheit
ist es heute möglich in Europa ohne Pass zu reisen, Schengen ist ein klarer Sicherheitsgewinn und der Euro
eine starke Währung, die Europa zu einem Stabilitätsanker macht. Österreich alleine ist den globalen
Herausforderungen nicht gewachsen. Europa ist Schutz vor der Globalisierung. Ich sage daher aus fester Überzeugung
"Ja" zum Reformvertrag von Lissabon", betonte Molterer.
"Sowohl die Bürger, die Bürgerrechte, als auch die Mitgliedsstaaten und die EU werden gestärkt.
Die morgige Ratifizierung im Parlament ist damit ein guter Schlussstein für diesen Prozess, doch wir werden
auch in Zukunft ein offenes Ohr haben und für Fragen Rede und Antwort stehen. Europa gewinnt und damit auch
Österreich, daher hat die Bundesregierung den Vertrag aus tiefer Verantwortung für ein selbstbewusstes
Österreich ratifiziert. Der Vertrag ist eine gute Antwort für eine gute Zukunft", schloss der Vizekanzler.
"Es ist wichtig, die Debatte über den Reformvertrag mit Engagement zu führen - aber auch mit der
erforderlichen Sachlichkeit und Nüchternheit. Man sollte dieses Vertragswerk weder überschätzen,
noch unterschätzen, weder dämonisieren noch bejubeln", betonte Außenministerin Ursula Plassnik.
Der "quasi-religiöse Tonfall", mit dem die Diskussion mancherorts betrieben wird, sei entbehrlich,
so die Außenministerin, die für mehr Ehrlichkeit in der Diskussion appellierte. "Von '7 Todsünden'
zu reden oder von 'Rettet Österreich' geht in die falsche Richtung. Dieser Vertrag, diese neue Rechtsgrundlage
für die EU, ist gut für Österreich und gut für Europa. Er ist eine Vernunftfrage und nicht
eine Glaubensfrage. Der Allianz der Angstmacher und der Ohnmachtsgefühle muss eine Allianz der Mutmacher entgegengesetzt
werden."
Drei Notwendigkeiten vom Vertrag von Lissabon hob Plassnik besonders hervor: Die Verbesserung der außenpolitischen
Werkzeuge der Union, wodurch Österreich und die EU ihren Platz in der globalisierten Welt besser behaupten
können. Die Stärkung der europäischen Identität, die im weltweit modernsten Grundrechtskatalog
und in den Zielbestimmungen des neuen Vertrags zum Ausdruck kommt. Der Ausbau der Zukunftskompetenzen, etwa in
den Bereichen Energie, Klimaschutz und innere Sicherheit.
Dazu kommt: "Mit dem Reformvertrag ist die Union mit Blick auf unsere Nachbarn am Balkan erweiterungsfest."
Zugleich machte die Ministerin klar, dass der neue Vertrag nur eine Etappe in der laufenden Fortentwicklung der
EU sei. "Die EU ist kein Fertigteilhaus, sondern erfordert engagierte und konsequente Bauarbeit. Auch ich
hätte mir in dieser neuen Rechtsgrundlage zusätzliche Fortschritte gewünscht. So sind wir etwa schon
vor Jahren für die Ermöglichung einer gesamteuropäischen Volksabstimmung eingetreten."
Auf die Informationspolitik angesprochen, erinnerte Plassnik daran, dass bereits in den vergangenen Jahren über
den Verfassungskonvent und seine Ergebnisse laufend informiert wurde. Unmittelbar nach der Einigung auf den Lissabonner
Vertrag hat die Bundesregierung und das Außenministerium zudem eine breite Informationspalette, unter anderem
in Form von Broschüren, Internetsites und einer CD-Rom erstellt. "Diese Information bleibt ein Angebot
an die Bürgerinnen und Bürger. Es kann keine 'Zwangsbeglückung' geben. Auch für Europa gibt
es keinen Nürnberger Trichter." |
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Glawischnig: EU-Reformvertrag: Kritisches Ja
Dass diese Sorge bezüglich der EU-Reform bei den ÖsterreicherInnen weiterbesteht,
sieht Glawischnig auch in der Verantwortung der Regierung
Wien (grüne) - Die Grünen werden am 09.04. im Nationalrat geschlossen der Ratifizierung des EU-Vertrags
von Lissabon zustimmen. Dieses "kritische Ja" kündigte Vizeparteichefin Eva Glawischnig bei einer
Pressekonferenz am Vormittag des 08.04. an. Gleichzeitig forderte sie, sofort eine Weiterentwicklung des Vertrags
vorzunehmen, etwa durch EU-weite Volksabstimmungen oder durch eine Revision des Euratom-Vertrags. Kritik übte
die Dritte Nationalratspräsidentin im Zusammenhang mit der Ratifizierung sowohl an der Koalition als auch
an FPÖ und BZÖ.
Glawischnig erinnerte daran, dass MandatarInnen aus beiden Rechtsparteien dem ursprünglichen viel weitergehenden
Reformvertrag, der später durch Volksabstimmungen in den Niederlanden und Frankreich gekippt worden war, zugestimmt
hätten. Explizit nannte die Grünen-Vizechefin den freiheitlichen Abgeordneten Reinhard Bösch, der
sogar im Reformkonvent gesessen sei, und BZÖ-Vizeklubobmann Herbert Scheibner. Wenn nun diese Parteien vehement
gegen den Vertrag von Lissabon opponieren würden, sei das "absolut unwürdig" und eine Ausnutzung
von berechtigten Ängsten der Bevölkerung.
Dass diese Sorge bezüglich der EU-Reform bei den ÖsterreicherInnen weiterbesteht, sieht Glawischnig auch
in der Verantwortung der Regierung: "Inserate zwei Tage vor der Abstimmung, das ist wirklich zu wenig",
meinte die Grün-Politikerin zu den vom Außenministerium zuletzt getätigten Einschaltungen. Den
Grund für die Befürchtungen der Bevölkerung sieht Glawischnig darin, dass die Sozialpolitik im Land
versagt und Tausende jetzt schon arbeiteten, ohne davon leben zu können.
Zur Unterstützung ihrer europäischen Anliegen werden die Grünen morgen, Mittwoch, einen Entschließungsantrag
einbringen, der die Regierung auffordern soll, zur weiteren Entwicklung der Union beizutragen. Als "wichtigsten
Punkt" nannte Glawischnig die Etablierung einer europäischen Volksabstimmung. Weiters im Wunschprogramm
der Grünen: die Regierung solle sich Verbündete wie Deutschland, Ungarn, Irland und Schweden suchen,
um eine Revision des Euratom-Vertrags durchzuführen. Sollte das scheitern, müsste ein Ausstieg erwogen
werden.
Schließlich wollen die Grünen noch gesichert haben, dass Österreich auch nach dem neuen EU-Vertrag
nicht einem militärischen Kerneuropa beitritt. Ein NATO-Beitritt kommt für Glawischnig nicht in Frage.
(apa) |
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Strache: FPÖ beharrt auf Volksabstimmung über EU-Verfassungsdiktat
FPÖ-Chef prangert EU-Lügen an - Antidemokratische Dampfwalze von Rot, Schwarz
und Grün
Wien (fpd) - Mit harscher Kritik am EU-Reformvertrag und am Verhalten von SPÖ, ÖVP und
Grünen wartete FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache bei seiner Pressekonferenz auf, die er gemeinsam mit
dem FPÖ-EU-Abgeordneten Andreas Mölzer abhielt. Strache bezeichnete es als schockierend, dass eine Mehrheit
in der Präsidiale nicht mehr an der Einvernehmlichkeit bei der Tagesordnung der Nationalratssitzung interessiert
sei. Rot, Schwarz und Grün hätten sich als antidemokratische Dampfwalze erwiesen. Die FPÖ wird morgen
einen Antrag auf Volksabstimmung einbringen und eine namentliche Abstimmung darüber verlangen.
Laut Strache ist eine Volksabstimmung über den EU-Vertrag zwingend, dies gehe schon allein aus Artikel 44
der Bundesverfassung hervor. Eine Volksabstimmung sei das unumstößliche Recht der österreichischen
Staatsbürger. Der FPÖ-Obmann nannte in diesem Zusammenhang den Verfassungsjuristen Heinz Mayer, der noch
am 23. Mai 2005 gesagt habe, dass ein Inkrafttreten der EU-Verfassung ohne Volksabstimmung verfassungswidrig sei.
Durch den Vertrag würde unsere politische Souveränität abgetreten, Österreich werde zu einer
Provinz Brüssels. Strache prangerte auch die zahlreichen EU-Lügen an, mit denen man seit 1994 ständig
konfrontiert sei, wie etwa beim Transit, der seit dem Beitritt von jährlich 800.000 Fahrzeugen auf mittlerweile
2 Millionen angewachsen sei, oder Temelin. Österreich sei in die EU hineingelogen worden.
Wie Strache betonte, habe Österreich mit dem EU-Beitritt nicht der Aufgabe seiner Verfassung, seiner Souveränität
und seiner Neutralität zugestimmt. Scharfe Kritik übte der FPÖ-Chef an den anderen Parteien, die
behaupten würden, nur linke und rechte Randgruppen würden eine Volksabstimmung fordern. "Sind 80
Prozent der Österreicher linke und rechte Randgruppen?" Die Volksvertreter würden wie Volksverräter
agieren und wollten die eigene Bevölkerung entmündigen. Den Grünen sei auch im Zusammenhang mit
Euratom die Maske vom Gesicht gerissen worden.
Strache verwies auch darauf, dass sich eine gemeinsame Außenpolitik nicht mit Österreichs Neutralität
vertrage. Die Stärkung des Europäischen Parlaments bedeute eine Schwächung des österreichischen
Parlaments. Die im Vertrag vorgesehenen Volksbegehren wiederum, die von einer Million Europäern unterzeichnet
werden müssten, hätten keine rechtliche Verbindlichkeit. Österreich werde als Nettozahler nicht
einmal mehr einen EU-Kommissar haben. Präventive Angriffskriege würden möglich. Der EU-Zug sei gegen
die eigene Bevölkerung unterwegs. Der FPÖ-Chef forderte den Bundespräsidenten auf, eine Volksabstimmung
sicherzustellen. Die Debatte werde auch nach der morgigen Abstimmung weitergehen. |
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Westenthaler: BZÖ fordert Absetzung des EU-Vertrags von der Tagesordnung
des Nationalrates!
9. April wird als Tag des Verrats in Geschichte Österreichs eingehen
Wien (bzö) - "Der 9. April wird als Tag des Verrats in die Geschichte Österreichs
eingehen", so BZÖ-Chef Klubobmann Peter Westenthaler am Begin seiner Pressekonferenz anlässlich
der Ratifizierung des EU-Reformvertrages durch das Parlament. Die Allianz der Demokratieverweigerer aus SPÖ,
ÖVP und Grünen weigere sich das Volk demokratisch zu befragen, bekräftigte Westenthaler, der einen
dringenden Appell - vor Allem an die SPÖ - richtete, da sich diese immer mehr als Wackelkandidat entpuppe.
"Besinnt Euch auf Eure Wähler, auf Eure Bürgermeister und Teilorganisationen, besinnt Euch auf Alle
die für eine Volksabstimmung eintreten", so Westenthaler an die SPÖ-Nationalräte. Täglich
würden sich SPÖ Bürgermeister für einen demokratischen Volksentscheid aussprechen, auch Vorfelder
wie die SPÖ-Jugend und Teilorganisationen des ÖGB würden für eine Volksabstimmung eintreten.
Westenthaler berief sich in seiner Forderung auch auf die Meinung anerkannter Rechtsexperten wie beispielsweise
auf den ehemaligen Justizminister Klecatsky oder Universitätsprofessor Dr. Schachtschneider, die sich allesamt
für die zwingende Notwendigkeit einer Volksabstimmung aussprechen. Aber auch Bundeskanzler Gusenbauer habe
sich in der Kronenzeitung vom 31. Mai 2005 wie folgt für eine Volksabstimmung ausgesprochen: "Europa
hat sich von den wirklichen Bedürfnissen der Bürger entfernt. Genau aus diesen Fehlern muss gelernt werden.
Daher: zurück an den Start. Die Verfassung muss völlig neu verhandelt werden und dann muss im Rahmen
eines gesamteuropäischen Referendums darüber abgestimmt werden." "Jeder weitere Kommentar zur
jetzigen Haltung Gusenbauers erübrigt sich damit", so Westenthaler.
Das BZÖ werde jedenfalls bis zuletzt gegen den EU-Vertrag kämpfen. "Ich appelliere diese Ratifizierung
abzusetzen. Das BZÖ wird deshalb am Beginn der morgigen Sitzung eine Einwendungsdebatte erzwingen und in dieser
einen Rückverweisungsantrag einbringen", kündigt der BZÖ-Chef an. Eine etwaige Ratifizierung
könne auch im Juni oder im Herbst nach der Volksabstimmung in Irland oder der Volksbefragung in Kärnten
stattfinden. "Warum muss Österreich unbedingt bereits als 8. Land ratifizieren? Was bekommt Österreich
dafür - gibt’s Posten, etwa für Schüssel, in Brüssel? Warum werden die Volksentscheide in Kärnten
und Irland nicht abgewartet? Warum werden die über 15.500 Kärntnerinnen und Kärntner die für
eine Volksbefragung unterschrieben habe, einfach ignoriert?", so die Fragen Westenthalers an die Bundesregierung.
Auch der Kärntner Verfassungsdienst, der keineswegs dem BZÖ nahe stehe, spreche sich in seiner Rechtsansicht
für eine zwingende Volksabstimmung aus.
"Setzen Sie morgen die EU-Vertrags-Ratifizierung als Tagesordnungspunkt 1 von der Tagesordnung ab. Es gibt
kein einziges vernünftiges Argument dafür, diesen Vertrag jetzt ohne Not sofort zu ratifizieren",
bekräftigt Westenthaler, der erneut darauf verwies, dass es auch in der SPÖ gäre und sich auchSP-
Granden wie Helmut Zilk für eine Volksabstimmung einsetzen. "Die Allianz für einen Volksentscheid
wird von Tag zu Tag breiter. Das BZÖ wird alles tun, um diesen Vertrag zu Fall zu bringen, denn die demokratischen
Mitbestimmung des Volkes darf nicht ausgeschaltet werden", so Westenthaler abschließend. |
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Hundstorfer: EU-Reformvertrag hat nichts mit Streikrecht zu tun
EuGH-Entscheidungen auf Basis des Nizza-Vertrages
Wien (öbg) - "Richtig ist, dass der ÖGB sich schon seit Jahren massiv gegen Lohn-
und Sozialdumping innerhalb der EU einsetzt. Es ist allerdings völlig absurd, dass dieses Lohndumping durch
den neuen Reformvertrag gefördert würde. Auch in die Österreichische Streikpraxis greift der EU-Reformvertrag
nicht ein", stellt ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer zu Behauptungen in der größten Österreichischen
Tageszeitung richtig.
Die jüngsten EuGH-Entscheidungen wurden auf Grundlage der geltenden Verträge der EU erlassen und haben
mit dem Vertrag von Lissabon nichts zu tun. Weder der alte noch der neue Vertrag enthalten beispielsweise Vorschriften
zum Mindestlohn, dies bleibt grundsätzlich in nationaler Kompetenz. Hundstorfer, der auch Vizepräsident
des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) ist: "Nichtsdestotrotz sind jüngste EuGH-Urteile aus
Sicht des ÖGB wie auch des EGB skandalös, da die EuGH-Richter keinerlei Verständnis für die
ordnungspolitische Bedeutung funktionierender Kollektivvertragssysteme zeigen. Es ist jedoch falsch, diese Entwicklung
mit dem Vertrag von Lissabon in Verbindung zu bringen." Der ÖGB-Präsident weiter: "Mit der
ausdrücklichen Anerkennung der Sozialpartner, des Sozialen Dialoges auf europäischer Ebene sowie des
Streikrechts in der Grundrechtecharta bringt der Reformvertrag eher eine Verbesserung des Jetzt-Zustandes und wird
den EuGH hoffentlich zu einem Umdenken bewegen."
Irreführend ist die Aussage, dass Österreich in Zukunft "kein Vetorecht" mehr haben wird.
Richtig ist vielmehr, dass es gegen Entscheidungen des EuGH schon bisher kein "Vetorecht" der Nationalstaaten
gab - daran ändert der Reformvertrag überhaupt nichts. Hundstorfer: "Allerdings sind starke Gewerkschaften
und das flächendeckende österreichische Kollektivvertragssystem die besten Garanten für ein funktionierendes
Sozialsystem, das mit dem EU-Recht vereinbar ist."
Der ÖGB hatte wesentlich höhere Forderungen an einen neuen EU-Vertrag gestellt, als sie der Vertrag
von Lissabon nun vorsieht. Insbesondere die unveränderte wirtschafts- und währungspolitische Ausrichtung
der Union ist ein Hauptkritikpunkt der Gewerkschaften. Trotz dieser Unzulänglichkeiten dürfe nicht übersehen
werden, dass der neue Reformvertrag einige wesentliche Verbesserungen zum derzeitigen Regelwerk bringt, insbesondere:
- Ein engagierter Katalog von sozialen Zielen und Werten
- Eine verbindliche Grundrechtecharta mit sozialen Grundrechten
- Eine Stärkung des demokratischen Elements der EU durch die Aufwertung des Europäischen Parlaments
Aufgrund dieser Fortschritte hat sich auch der Europäische Gewerkschaftsbund zu einer Unterstützung
des Reformvertrages ausgesprochen. Das Festhalten am gegenwärtigen, unzulänglichen Vertrag von Nizza
würde die Handlungsfähigkeit der EU - auch in sozialpolitischer Hinsicht - massiv behindern. Hundstorfer:
"Deshalb hat sich der ÖGB für den Vertrag von Lissabon ausgesprochen, der für uns allerdings
nur ein Zwischenschritt sein kann. Ein Zwischenschritt hin zu einem Sozialen Europa, das demokratischer, transparenter
und handlungsfähiger wird."
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