Frankfurt (idw) - Die Lebenserwartung von Patienten mit bösartigen Hirntumoren wie den malignen Gliomen
beträgt kaum mehr als ein Jahr. Auch die intensive Forschung der vergangenen Jahrzehnte hat die Prognose nicht
verbessert. In dem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt will die Gruppe um Prof. Dorothee von
Laer am Georg-Speyer-Haus in Frankfurt gemeinsam mit PD Dr. Gert Zimmer an der Tierärztlichen Hochschule in
Hannover Viren zu Waffen für die Bekämpfung von maligenen Gliomen umrüsten.
Eine Reihe von Viren vermehrt sich bevorzugt in Krebszellen, die durch diese Viren zerstört werden. Diese
so genannten onkolytischen Viren sind für den Menschen harmlos und vermehren sich auch in gesunden Zellen
kaum. Viele dieser onkolytischen Viren stimulieren lokal die Immunantwort, was zusätzlich zur Zerstörung
des Tumors beiträgt. Durch die modernen gentechnischen Methoden können diese onkolytischen Viren mit
anti-Krebs-Genen aufgerüstet und zusätzliche Sicherheitsmodifikationen eingeführt werden.
Das Virus der Vesikulären Stomatits (VSV) ist besonders zerstörerisch für Tumorzellen während
es für den Menschen ungefährlich ist und sich in normalen Zellen kaum vermehren kann. Problematisch ist
allerdings der direkte Einsatz im Gehirn, da hier VSV auf Nervenzellen übergreift. Den Wissenschaftlern um
Dorothee von Laer und Gert Zimmer ist es nun gelungen ein fremdes Hüllprotein in die Hülle des Virus
einzubauen. Hierdurch kann das Virus nicht mehr in Nervenzellen eindringen (siehe Abbildung). Außerdem arbeiten
Sie an einer Applikation über Trägerzellen, die das Virus wie ein Trojanisches Pferd in den Tumor einbringen.
Durch die Aufrüstung mit einem Selbstmordgen und einem immunstimulatorischen Gen soll die tumorzerstörende
Wirkung noch weiter gesteigert werden. Am Ende der zweijährigen Förderperiode soll ein potentes onkolytisches
rekombinantes VSV vorliegen, dessen Sicherheit in vorklinischen Modellen eine Anwendung bei bösartigen Hirntumoren
im Menschen erlaubt. |