Werke im rechten Glockenturm des Barockbaujuwels stammen aus dem Stift Admont und der Sammlung
Sammer
Wien (pew) - Die Wiener Karlskirche bietet Besuchern ab 25. April eine mit hochkarätiger Gegenwartskunst
ausgestattete "Insel der Stille". Die am Donnerstag den Medien präsentierten Werke im "Museo
Nuevo" im rechten Glockenturm des barocken Baujuwels stammen aus der Sammlung des Stiftes Admont und der Sammlung
des Bischofsvikars der Militärdiözese, Msgr. Alfred Sammer. Georg Gaudernak, der Präsident des Vereins
der Freunde und Gönner der Wiener Karlskirche, kam - wie er berichtete - bei einem Besuch im obersteirischen
Stift auf die Idee, die dortige Sammlung von Gegenwartskunst für eine neue Attraktion im bedeutendsten barocken
Sakralbau von Wien zu nutzen.
Gemeinsam mit dem Kurator des Stiftes Admont, Michael Braunsteiner, traf er eine Auswahl aus der seit 1997 im Aufbau
befindlichen, bereits mehr als 350 Werke umfassenden Sammlung der Abtei. Die vorerst bis Herbst ausgestellten Werke
von Erwin Bohatsch, Rudi Molacek, Gerwald Rockenschaub, Robert Schaberl, Thomas Reinhold und Otto Zitko bilden
einen reizvollen Kontrast zum barocken Ambiente der Karlskirche und laden "aufnahmefähige Rezipienten"
zum Verweilen und Nachdenken ein, sagte Gaudernak.
Das 1074 gegründete Stift Admont ist nach den Worten von Abt Bruno Hubl "immer ein Kulturträger
gewesen", vor allem in der Barockzeit, in der die kürzlich prachtvoll sanierte, weltweit größte
Klosterbibliothek entstand. Nach Phasen wirtschaftlicher Dürre und der Enteignung durch die Nationalsozialisten
1939 sei jetzt erneut eine Zeit kultureller Blüte angebrochen. Seit 2003 biete ein neues Großmuseum
im Stift Admont - die "Museumslandschaft" - Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart, eine bedeutende
naturhistorische Sammlung, Sonderausstellungen und "Überraschungen" nach dem Motto "Erwarte
das Unerwartete". Die Gegenwartskunst widerspiegle wie ein "Seismograph" Zeitströmungen, daher
müsse man sich ihr öffnen. Die Auseinandersetzung mit - oft gar nicht gläubigen - Künstlern
entspreche dem christlichen Verkündigungsauftrag in die je vorfindliche Zeit, so Hubl. Die Präsenz in
Wien verstehe man auch als Einladung ins Admonter Stiftsmuseum.
"Weltweit führend bei Kunstförderung"
Kurator Braunsteiner erläuterte die gezielte Förderung des Stiftes von zeitgenössischer Kunst, bei
der Admont "weltweit führend" sei. Mit einem jährlichen Budget von mindestens 210.000 Euro
würden sowohl Neuerwerbungen in Galerien und Ateliers getätigt als auch in einem eigenen "Made for
Admont"-Programm Kunstschaffende in das Stift eingeladen und beauftragt. Diese entwickelten dann ortsspezifische
Kunstwerke, darunter auch gezielt für blinde Menschen konzipierte für die Ausstellungsschiene "Kunst
zum Begreifen", so Braunsteiner. Auf großen Zuspruch stoße z.B. "der unsichtbare Garten",
ein Kunstobjekt von Johannes Deutsch, bei dem blinde Menschen Sehende führen und ihnen ganz neue Sinneseindrücke
zugänglich machen. Das Konzept bewähre sich, berichtete der Kurator: Von Jahr zu Jahr seien Besucherzuwächse
von 15 bis 20 Prozent zu verzeichnen; im Vorjahr kamen 70.000 Interessierte in die Museumslandschaft des Stiftes.
Ein eigener kleiner Raum des "Museo Nuevo" in der Karlskirche ist Werken bekannter Künstler wie
Oskar Kokoschka, Ernst Fuchs, Arnulf Rainer oder Herrmann Nitsch aus der Sammlung von Msgr. Sammer gewidmet. Sammer
wies bei dem Pressegespräch auf die gleichen Ursprünge von "Kultur" und "Kultus"
hin und betonte, dass auch solche Künstler von der Religion beeinflusst seien, die dies gar nicht zugäben.
Heute sei Kunst ein Spiegelbild einer pluralistischen Gesellschaft. Die Karlskirche ist laut Sammer auch deswegen
ein passender Ausstellungsort, weil ihr Architekt Fischer von Erlach verschiedenste kulturelle und baugeschichtliche
Einflüsse aufnahm und verarbeitete.
Bei der Pressekonferenz wurde auch auf die bevorstehende feierliche Wiedereröffnung der restaurierten Admonter
Stiftsbibliothek am 31. Mai verwiesen sowie auf die TV-Dokumentation "Admont - Universum im Kloster",
die zu Fronleichnam (22. Mai) um 9.35 Uhr in ORF 2 ausgestrahlt wird, auf 3-Sat bereits am 14. Mai im Hauptabendprogramm. |